(c) sxc.hu / zizzy0104
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Manchmal stelle ich mit schon die Frage: „Wie nahe bist du als Pfarrer Gott?“ oder „Wie nahe ist Gott dir?“ Darauf eine Antwort zu bekommen ist nicht leicht. Sicher wird mancher Christ denken, dass ich es gut habe, wenn ich viel Zeit habe, mich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen und viel Zeit habe zu beten. Doch es gibt einen großen Unterschied. Es ist etwas anderes, ob ich etwas, von Berufs wegen mache, oder ganz aus dem freien Herzen für mich persönlich.

In der Woche beschäftige ich mich beruflich mit Gottes Wort, um mich für die Gottesdienste und Bibelstunden vorzubereiten. Beim Wort Gottes gibt es nicht nur schwarz und weiß. Da liegt nicht alles klar vor einem. Manchmal muss da erst sehr intensiv gefragt und hinterfragt werden. Der biblische Zusammenhang muss gesucht werden, der historische Hintergrund muss erkundet werden, manchmal die Urbedeutung eines einzelnen Wortes. Wenn ich das schon beruflich mache, muss ich mich da wirklich noch selber mit dem Wort Gottes beschäftigen? Es bleibt oft wenig Zeit wirklich Gottes Wort für mich selber zu lesen, die Frage zu stellen: „Was will mir Gott mit seinem Wort ganz persönlich sagen?“

Es stellt sich daher schon für mich die Frage: Wie viel Zeit nehme ich mir um für mich selbst die Bibel zu lesen? Um für mich selbst aus Gottes Wort Kraft zu schöpfen? Wo ist meine Stille Zeit?

Finde ich bei all den Anforderungen, die auf mich im Dienst als Pfarrer jeden Tag einströmen überhaupt noch die Kraft und die Zeit dafür?

Und wie ist es mit meinem Beten. Als Pfarrer muss ich doch mit und für die Menschen beten, bei den Trauerbesuchen, bei den Kasualien, in den Bibelstunden und Veranstaltungen, in den Gottesdiensten. Ständig muss ich beten. Manchmal sind es vorformulierte Gebet oder Psalmen, ein anderes Mal sind es freie Gebete. Aber ich bin immer gefordert von Berufs wegen zu beten. Dann noch die Kraft zu haben für das persönliche Gebet, um ganz persönlich mit dem himmlischen Vater in Kontakt zu stehen. Rede ich denn nicht beruflich schon genug mit ihm? Ja es ist schon eine Herausforderung über die Frage nachzudenken: Wie viel Zeit nehme ich zum persönlichen Gebet? Für Martin Luther war es klar, wenn er sagt:

Ich muss heute viel beten, denn ich habe heute viel zu tun.

Ein dritter Aspekt ist die Berufung. Die meisten Pfarrer spürten sich am Anfang von Gott berufen, ihren Dienst in seiner Gemeinde und Kirche zu tun. Aber mit der Zeit, mit den Jahren, ist diese Berufung unter den Anforderungen, unter dem Stress und Druck, unter all den manchmal übermächtigen Herausforderungen verloren gegangen oder hat wenigstens ihre Kraft verloren. Da ist Gott ist jetzt nicht mein Vater, mein Freund, sondern er ist mein Boss, bei dem ich mit allem, was ich tue und lasse, verantwortlich bin. Dann habe ich das Gefühl, nicht mehr mit Gott zu arbeiten um sein Reich zu bauen, sondern nur noch für Gott. Oder was noch schlimmer ist, der Beruf eins Pfarrers ist mir dann nur noch ein Job, wie jeder andere. Da arbeitet man nur noch für die Kirche, für die Gemeinde oder für sonst wen. Man arbeitet nur noch für den eigenen Geldbeutel. Obwohl andere, die die gleiche Studienzeit hinter sich haben und in der Wirtschaft arbeiten, ein vielfaches mehr verdienen. Dabei sind die beruflichen Belastungen eines Pfarrers schon mit einem Topmanager in der Wirtschaft vergleichbar: immer Dasein – kein Feierabend, steht ständig im Rampenlicht der Öffentlichkeit, muss sich mit Menschen auseinandersetzen, trägt Verantwortung im großen Maß!

Als Seelsorger und Pfarrer begegnet uns das Elend der Menschen in ganz besonderer Weise. Es kann in richtig geballter Form auf uns einströmen! Da können wir ins Fragen kommen: Gott wo bist du? Und für uns und unseren Dienst stellen wir dann die Frage: Wie geht das zusammen? Das Reden von der Liebe Gottes – das Elend, was uns in unserem Dienst begegnet.

Noch einmal die Fragen: Bringt mich mein Dienst wirklich näher zu Gott? Oder entfernt er mich nicht sogar manchmal mehr?

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