Lob des Schöpfers in der Natur – unsere Verantwortung gegenüber der Schöpfung
Lob des Schöpfers in der Natur – unsere Verantwortung gegenüber der Schöpfung

Predigt zur Hubertusmesse September 2012 Hubertuskapelle Weidmannsruh Werdauer Wald – Jesus Sirach 42,15-25

Liebe Jägerinnen und Jäger des Zwickauer Landes, liebe Gäste, liebe Gemeinde,

vor dieser schönen Kapelle hier in der Weidmannsruh feiern wir heute miteinander die Hubertusmesse. Wir wollen uns durch sie mit hineinnehmen in die Schöpfungsverantwortung, in welche uns Gott gestellt hat. Sogleich wollen wir Gott danke sagen, für seine wunderbare Schöpfung.

In dieser Hubertusmesse werden wir an Hubertus den Bischof von Lüttich erinnert. Dieser veränderte sein Leben. Aus einem wilden und zügellosen Jäger, der Raubbau an Gottes Natur betrieb, wurde ein Hirte, wurde ein Bischof, also jemand der verantwortungsvoll mit Mensch und Tier um ging. Jemand, der in Gottes Auftrag weidete. In der Sprache der Jäger heißt es, der Hege betrieb.

Das Internetlexikon Wikipedia schreibt dazu: „Als Hege werden im Jagdrecht Maßnahmen zusammengefasst, die die Lebensgrundlage von Wildtieren betreffen. Die Hege ist demnach ein Grundelement des Selbstverständnisses vieler Jäger, der sogenannten „Waidgerechtigkeit“. Im Jagdrecht verpflichtet das Hegegebot die Jäger, der Artenvielfalt der Wildtiere nicht zu schaden. Diese Pflicht zur Hege erstreckt sich auch auf solche Wildarten, die durch dessen Schonzeitregelung dauerhaft nicht bejagt werden. Viele Jäger sind regional in Hegegemeinschaften zusammengeschlossen.

Viele Menschen denken, wenn sie die Worte Jäger oder Jägerin hören, nur an den mit der Waffe durch den Wald laufenden Mann oder durch den Wald laufende Frau, die alles Wild, was ihnen vor die Flinte kommt, abschießen. Aber genau das Bild ist ja falsch.

Jäger und Jägerinnen sind ja keine wilden und zügellosen Jagdgenossen, die auf alles Wild ballern, sondern sie stehen mit ihrem Dienst in der Verantwortung vor dem Schöpfer. Darum heißt Jägersein sich auch Bewusstmachen, dass man mit Gottes Schöpfung verantwortlich umgeht. Aber man spürt gerade im Wald besonders, dass das Werden und Vergehen zum Leben in der Schöpfung Gottes dazugehört. Sogleich ist der Wald als Schöpfung Gottes ein besonderer Ort um den Schöpfer in seinem Handeln und Wirken zu entdecken und darüber auch zum Lob zu kommen.

In dem apokryphen Buch Jesus Sirach, also einem Buch das nicht ganz zur Bibel gehört, also in dem Buch Jesus Sirach steht ein Lob des Schöpfers in der Natur.

Und die besten Naturerfahrungen haben eben Jägerinnen und Jäger, wenn sie im Wald unterwegs sind. So wollen wir einmal dieses Lob hören:

Es steht im Buch Jesus Sirach Kapitel 42,15-25:

15 Nun will ich der Werke Gottes gedenken; was ich gesehen habe, will ich erzählen: Durch Gottes Wort entstanden seine Werke; seine Lehre ist ein Ausfluss seiner Liebe.

16 Über allem strahlt die leuchtende Sonne, die Herrlichkeit des Herrn erfüllt alle seine Werke.

17 Die Heiligen Gottes vermögen nicht, alle seine Wunder zu erzählen. Gott gibt seinen Heerscharen die Kraft, vor seiner Herrlichkeit zu bestehen.

18 Meerestiefe und Menschenherz durchforscht er und er kennt alle ihre Geheimnisse. Der Höchste hat Kenntnis von allem, bis in die fernste Zeit sieht er das Kommende.

19 Vergangenheit und Zukunft macht er kund und enthüllt die Rätsel des Verborgenen.

20 Es fehlt ihm keine Einsicht, kein Ding entgeht ihm.

21 Seine machtvolle Weisheit hat er fest gegründet, er ist der Einzige von Ewigkeit her. Nichts ist hinzuzufügen, nichts wegzunehmen, er braucht keinen Lehrmeister.

22 Alle seine Werke sind vortrefflich, doch sehen wir nur einen Funken und ein Spiegelbild.

23 Alles lebt und besteht für immer, für jeden Gebrauch ist alles bereit.

24 Jedes Ding ist vom andern verschieden, keines von ihnen hat er vergeblich gemacht.

25 Eines ergänzt durch seinen Wert das andere. Wer kann sich satt sehen an ihrer Pracht?

Liebe Jägerinnen und Jäger, liebe Gäste,

der Wald ist immer wieder ein ganz besonderer Ort, der uns etwas von dem Schöpfungswirken Gottes erzählt. Darum ist es viel zu schade sich durch den Wald mit einem Auto zu bewegen, selbst mit dem Fahrrad ist man noch zu schnell. Wer zu Fuß durch den Wald geht und die Augen aufmacht, wird viele wunderbare Entdeckungen im Mikrokosmos, aber auch im Makrokosmos der Natur machen. Und wir können nur zum Staunen kommen. Aber auch die Teiche hier im Wald oder manche Schluchten lassen uns Entdeckungen machen.

Da gibt es große und kleine Wunder zu sehen. Die kleine Ameise, die ein große Blatt trägt, oder die Bache mit ihren Frischlingen, die unseren Weg kreuzt oder das Eichhörnchen, was an uns vorbeihuscht.

Wenn wir unsere Augen öffnen und ein Blick dafür gewinnen, können wir viele Entdeckungen in Gottes wunderbarer Schöpfung machen. Wir entdecken in dieser Schöpfung den Ausfluss der Liebe Gottes zu ihr und zu uns Menschen. Gott liebt seine Schöpfung und liebt uns Menschen, deswegen erhält er alles und gibt uns den Auftrag sie zu bewahren und zu pflegen.

In unseren Bibeltext wird die Sonne als Abbild der Liebe Gottes genannt. Wie sehr wir die Sonne in unserem Leben brauchen, das spüren wir spätestens nach ein paar trüben und regnerischen Tagen. Dann haben wir wieder Sehnsucht nach ihr. Und wer in der Mittagspause mit geschlossenen Augen für ein paar Minuten in die Sonne blickt, tankt für den Rest des Tages Glück auf. Denn da wird Serotonin das Glückshormon ausgeschüttet. Die Sonne als Bild für die Größe und Herrlichkeit Gottes in unserem Leben. Die Sonne als Lebens und Energiequelle für uns. Wo machen wir nicht gute Erfahrungen als bei einem schönen Sonnenaufgang am Morgen im Wald. Die Jägerinnen und Jäger können sicher davon berichten, auch wenn sie da an dem Morgen vielleicht kein Tier geschossen haben. Die Stille des Morgens und die aufgehende Sonne schaffen einen ganz anderen Tagesbeginn. Die Sonne ein eigentlich gefährlich zügelloser Energieball, doch bei genügend Abstand schafft er das Leben hier auf Erden.

Für die Menschen damals und auch für uns heute bleiben zwei Dinge bisher verschlossen, das zweite auf jeden Fall. Beim ersten will man langsam versuchen, auch die letzte zu ergründen: Meerestiefe und Menschenherz.

Nun gut aber dennoch sind Meerestiefe und Menschenherz bis heute ein Bild für das, was wir Menschen nicht ergründen und erschließen können. Und doch einer kennt alles und das ist Gott, der Schöpfer. Vielleicht erschreckt uns das auf der einen Seite, dass Gott uns bis in unserer Innerstes hinein kennt. Aber das Kennen Gottes kann man auch positiv sehen. Und ich denke so sieht es auch der Bibeltext.

Er strahlt hier die Gelassenheit aus, das unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft in Gottes Hand liegen. Gott steht über allen Dingen, auch über den Dingen, die uns heute schwer zu schaffen machen. Und das sind nicht wenige. Da gibt es die Gesellschaftlichen, die uns mehr oder weniger betreffen, und auch die ganz persönlichen, genau das was uns heute in unserem Herzen liegt. Eben das, was in unserem Menschenherz verborgen ist. Das kennt und weiß Gott und er will es mit tragen.

Manchmal kommen uns sicher auch Zweifel im Leben, wenn alles schief geht, wenn ein nach dem andern quer läuft, wenn man versagt. Ich könnte mir vorstellen, dann könnte man manchmal so ein richtiger zügelloser Hubertus sein und alles „jetzt bildlich gesprochen“ wegschießen, was einem vor die Flinte läuft. Leider erleben wir das ja manchmal in so einer Form bei Amokläufern.

Aber dann wird uns deutlich; Gott hat alles im Blick. Er hält alles in seiner Hand, nichts ist ihm verborgen. In seiner Weisheit ist alles recht gegründet. Und seine Schöpfung ist 100% in Ordnung. Wir sind Teil dieser wunderbaren Schöpfung Gottes und doch könne wir als Menschen gar nicht die wunderbare Schöpfung Gottes erfassen. Was wir sehen. ist eigentlich nur ein Bruchstück dessen, was Gott geschaffen hat. Ein kleiner Teil eines unendlich wunderbar großen zu dem auch wir gehören. Dabei entdecken wir, dass eben alles wunderbar gemacht ist. Das jedes Wesen in dieser Schöpfung seinen Zweck und seine Bestimmung hat. Und das jeder und jede und jedes ein Original ist. Keines gleicht dem anderen. Selbst bei Zwillingen oder Mehrlingen hat jeder seine Eigenheiten. Und alles ergänzt sich irgendwie. Dennoch sehen wir nur ein Spiegelbild der ganzen Schöpfung Gottes. Der Apostel Paulus schreibt im 1. Korintherbrief Kapitel 13,9-10: „Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.“

Unser gegenwärtiges Wissen um die Schöpfung Gottes ist Stückwerk, aber denn noch sind wir zum Staunen und Gott loben eingeladen. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schreibt: „Die Schöpfung ist ein Bild der Macht und Treue Gottes, die er uns in seiner Offenbarung in Jesus Christus erwiesen hat.“

Im Hegegebot verpflichten sich die Jäger die Schöpfung Gottes zu bewahren. Das ist richtig und notwendig. Sogleich sind wir immer wieder zum Staunen über die Schöpfung Gottes eingeladen und den Schöpfer darüber zu loben. Amen.

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