Kirchenkreis Greiz als Puszzle
Kirchenkreis Greiz als Puszzle

Einleitung

  • Ich liebe meine Kirche mit allen ihren Macken und Fehlern.
  • Ich liebe meine Gemeinden, in denen ich Dienst tue.
  • Ganz besonders liebe ich die Menschen, die dazugehören.
  • Andererseits sehe ich die Notwendigkeit der Veränderung in Kirche und Gemeinde.

So wie sich gegenwärtig die Menschen und die Gesellschaft verändern, müssen sich Kirche und Gemeinde verändern. Was sich nicht verändern darf, ist das Evangelium von Jesus Christus und seine Verkündigung. Das muss allgemeingültig bleiben. 

Die krisenhafte Situation der Kirche und der Bevölkerungsrückgang als Handlungsanstoß zur Schaffung einer neuen kirchlichen Struktur

  • Eigentlich befindet sich besonders in Ostdeutschland die Kirche seit mindestens 60 Jahren in der Krise. Vielleicht sogar noch früher, wenn man den Nationalsozialismus mit einbezieht.
  • Durch die geringen Gehälter für Pfarrer/innen und Mitarbeiter/innen und durch die Unterstützung der westdeutschen Kirche konnte die Krise 40 Jahre verschoben werden. Nichts oder nicht viel wurde bzw. konnte dagegen getan werden.
  • Spätestens seit der Wende trifft die Krise nun voll die Kirche im Osten. Das heißt also seit 23 Jahren. Seit 23 Jahren betreiben wir immer noch einen abgefederten Rückbau. Wir versuchen es mit Umstrukturierungsmaßnahmen, Zusammenlegung von Gemeinden, Regionalisierung usw.

Als ich vor etwa 20 Jahren in der damaligen Altenburger Kreissynode (ohne den damals noch existierenden Kirchenkreis Schmölln) mit einer Mindmap zur Strukturreform auftauchte, um Pfarrstellen einzusparen, da gab es einen Aufschrei. Heute ist diese Mindmap längst überholt. Vielmehr wurde dort eingespart.

Der Bevölkerungsrückgang und die Überalterung tun ihr übriges. Doch das ist ja nichts Neues.

Statistik des Landkreises Greiz

  • 1994: 127 861
  • 2000: 123 869
  • 2005: 116 320
  • 2010: 107 555
  • 2011: 106 002

 Wir sind also seit 23 Jahren gezwungen neue Strukturen zu schaffen? Doch wie schaffen wir sie? Wie gestalten wir diese Strukturen?

  • Schaffen wir sie in Abhängigkeit von Visionen, Zielen und Leitbildern?
  • Oder schaffen wir sie in Abhängigkeit von anderen Rahmenbedingungen, wie Geld, regionale Faktoren usw.?

Heute stehen wir an der Grenze des Machbaren, zu mindestens nach dem gegenwärtigen Strukturmodell.

  • Welcher Pfarrer kann noch 6 bis 10 oder noch mehr Kirchen bedienen?
  • Wo kann da noch regelmäßig Gottesdienst stattfinden?
  • Wo kann nach diesem Modell noch ein lebendiges Gemeindeleben erfolgen?

Wir müssen uns erst einmal ganz bewusst von der Vorstellung dieses Modells der flächendeckenden pastoralen Versorgung verabschieden.

Die widersinnige Logik einer pfarrerzentrierten Versorgungskirche mit flächendeckender Anwesenheit in der Situation des Rückzugs aus der Fläche und des Personalabbau.

Um diese etwas komplizierte These zu vereinfachen: Die Kirche auf dem Dorf und auch in unseren Städten muss von der Vorstellung pastoraler Vollversorgung Abschied nehmen. Wir schaffen es nicht einerseits als Pfarrer und Pfarrerinnen jeden Sonntag oder wenigstens 14 tägig in jeder Kirche Gottesdienst anzubieten.

Aber auch das Modell der bisher gewünschten Regionalisierung funktioniert nicht so, wie man sich das vorstellt. Als Kirche hatten wir genauso wie in der Gesellschaft die Kommunen und andere gesellschaftliche Vereinigungen das Bestreben alles zu zentralisieren. Gern würden wir sogenannte  Hauptgemeinden bilden und zu Zentralgottesdiensten und Zentralveranstaltungen einladen, alles auf einen Ort konzentrieren. Wir haben es mit der Schaffung von geistlichen Zentren versucht, mit Zentralgottesdiensten, gemeinsame Konfirmandenkurse, organisierte Fahrdienste. Dennoch ist der Verlust der Leute zu groß, die auf der Strecke bleiben.

Diese Erfahrung, dass es nicht richtig funktioniert, kenne ich schon selber aus den 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts aus meiner Heimatgemeinde. Mein damaliger Heimatpfarrer hat ab und an in der Hauptgemeinde zum Zentralgottesdienst eingeladen. Bis auf ein paar recht treue Gemeindeglieder ließen sich die Leute aus den Filialgemeinden kaum bewegen zu kommen.

Also es funktioniert beides nicht: die pastorale Vollversorgung und die Regionalisierung – daher ist etwas anderes nötig!

Die kleine Dorfkirche von Kötschau
Die kleine Dorfkirche von Kötschau

Wie kann Kirche im ländlichen Raum leben und überleben? Oder – Die Wiederentdeckung des allgemeinen Priestertums

Es wird also nicht mehr möglich sein so wie es bisher war, an jedem Sonntag oder wenigstens an jedem zweiten Sonntag in jeder Kirche Gottesdienst mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin zu feiern. An die Stelle des pastoral geleiteten Gottesdienstes  müssen leichtere, schlichtere und eigenständigere Formen des Gottesdienstes und des kirchlichen Lebens im Dorf treten. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin wird nicht mehr der oder die Ansprechpartner/in für alle geistlichen Belange in einer Gemeinde sein können. An ihre Stelle werden vielleicht Kirchenälteste oder besondere Gemeindeglieder treten.

Die Reformation hatte das allgemeine Priestertum als wichtiges reformatorisches Element erkannt. Sie bemühte sich es in der Evangelischen Kirche zu postulieren. Doch leider schaffte sie es kaum. In den Jahrhunderten danach ging es nahezu wieder verloren. Erst im Pietismus und in der Gemeindebewegung wurde es wieder entdeckt und gepflegt. Die evangelische “Amtskirche” hatte sich lange diesem Priestertum aller Gläubigen verweigert. Auch die Innere Mission hat es gepflegt. Durch die gesellschaftlichen Umbrüche des 20. Jahrhunderts erfolgte in der evangelischen Kirche gegen über dem Priestertum aller Gläubigen schon ein massives Umdenken, das gegenwärtig weiter geführt wird.

 Die Situation der gesellschaftlichen Differenzierung und des nahezu kompletten Verlustes einer homogenen kulturellen und religiösen Identität

 Wir haben in unserem Kirchenkreis in unsere Gemeinden zwei bestimmende Milieus. Das sind das kleinbürgerlich geprägte Milieu und das ländlich geprägt Milieu, wobei die Übergänge fließend sind. Kaum vorhanden sind die sozialen Milieus ärmere Bevölkerungsschichten. Die vorhandenen Milieus sind nicht mehr homogen, sondern sehr differenziert.

Kleinbürgerlich geprägte Milieus

 „Die Grenzen zwischen den Milieus sind fließend; Lebenswelten sind nicht so (scheinbar) exakt eingrenzbar wie soziale Schichten. Wir nennen das die Unschärferelation der Alltagswirklichkeit.”

 Kurzcharakteristik der 10 Sinus Milieus:

die gesellschaftlichen Leitmilieus:

  • Etablierte, 10 %, das selbstbewusste Establishment:
    Erfolgs-Ethik, Machbarkeitsdenken und ausgeprägte Exklusivitätsansprüche.
  • Postmaterielle, 10 %, das aufgeklärte Nach-68er-Milieu:
    Liberale Grundhaltung, postmaterielle Werte und intellektuelle Interessen.
  • Moderne Performer, 8 %, die junge unkonventionelle Leistungselite:
    Intensives Leben – beruflich und privat, Multioptionalität, Flexibilität und Multimedia-Begeisterung.

die traditionellen Milieus

  • Konservative, 5 %, das alte deutsche Bildungsbürgertum:
    Konservative Kulturkritik, humanistisch geprägte Pflichtauffassung und gepflegte Umgangsformen.
  • Traditionsverwurzelte, 15 %, die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegsgeneration:
    Verwurzelt in der kleinbürgerlichen Welt bzw. in der traditionellen Arbeiterkultur.
  • DDR-Nostalgische, 6 %, die resignierten Wende-Verlierer:
    Festhalten an preußischen Tugenden und altsozialistischen Vorstellungen von Gerechtigkeit und Solidarität.

die Mainstream-Milieus:

  • Bürgerliche Mitte, 16 %, der statusorientierte moderne Mainstream:
    Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach gesicherten und harmonischen Verhältnissen.
  • Konsum-Materialisten, 11 %, die stark materialistisch geprägte Unterschicht:
    Anschluss halten an die Konsum-Standards der breiten Mitte als Kompensationsversuch sozialer Benachteiligungen.

und die hedonistischen Milieus:

  • Experimentalisten, 7 %, die extrem individualistische neue Boh?me:
    Ungehinderte Spontaneität, Leben in Widersprüchen, Selbstverständnis als Lifestyle-Avantgarde.
  • Hedonisten, 11 %, die spaßorientierte moderne Unterschicht/untere Mittelschicht:
    Verweigerung von Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leistungsgesellschaft.

Quelle: http://www.medialine.de/deutsch/wissen/medialexikon.php?snr=5094

Welche von den Millieus in unserem Kirchenkreis verstärkt vorkommen, wisst ihr selber?

 Aber wie erreichen wir sie? Dazu ein schon oft zitiertes Beispiel?

Wie kommt es das am Sonntag zur besten Familienzeit 8200 Fans und Zuschauer, und dabei sind nicht wenige Familienväter mit ihren Söhnen, in diesem Stadion sitzen? Während in vielen Gemeinden die Kirchen leer sind und es doch der Tag des Herrn ist? Dabei haben wir doch die eindeutig bessere Botschaft. Sicher bin ich nicht der erste, der diese Fragen stellt. Ich gebe es gern zu, dass auch ich an diesem Sonntagnachmittag viel lieber diesem runden Ball nachsehen würde, als eine ätzend langweilige Predigt anzuhören.

In Pritzwalk-Kuckuck gab es einen Versuch mit den Prignitzer Kuckucks-Kicker. Mehr als 10 Jahre gab es den christlichen Fußballverein, der es von der zweiten Kreisliga bis zur Brandenburgliga schaffte. Leider gibt es ihn seit 24.01.11 nicht mehr.

Gerade in der sich heute so veränderten Gesellschaft müssen wir ganz neu darüber nachdenken, wie man dieses menschliche Bedürfnis nach Ablenkung und Feiern mit der Verkündigung des Evangeliums verbinden kann.

Das ländlich geprägte Milieu

Das ländlich geprägte Milieu unterliegt einer radikalen Veränderung als Folge des gesellschaftlichen Wandels, aber dennoch ist die Urprägung teilweise vorhanden. So spielt beim Leben auf dem Land die Nachbarschaft tendenziell eine größere Rolle. Die Anonymität ist geringer, die Wahrnehmung des Einzelnen ist größer (Reinsdorf, man schätzt die Stadtnähe, aber man liebt doch den dörflichen Charakter und damit genau dieses Milieu).

Zwar arbeiten heute nur noch 1-2% der Dorfbevölkerung in der Landwirtschaft – gegenüber 70-80 % in früheren Zeiten. Doch nach wie vor ist das Dorf nicht ohne die Landwirtschaft denkbar; denn die “reichliche Gegend”, die sich zwischen den Dörfern befindet, ist ja weder Urwald noch Wüste, sondern land-, fisch- und forstwirtschaftlich genutzte Fläche. Gäbe es keine Landwirtschaft, gäbe es auch keinen ländlichen Raum; das gilt nach wie vor, selbst wenn es sogar vielen Dorfbewohnern nicht bewusst ist. Kaum noch Dorfbewohner haben ihren Arbeitsplatz im Dorf. Es leben sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen im Dorf. Die „Großfamilie” ist auch auf dem Dorf nicht mehr das „Normale” (wenn sie es denn jemals war! – Sie war es nämlich nur, wenn man von der „Oberschicht” des alten Dorfes ausgeht ….) Das „Einander kennen” ist im Dorf längst nicht mehr automatisch gegeben. Auch im Dorf nimmt also die Möglichkeit (Chance, Gefahr …) zu, anonym zu bleiben. Wer möchte kann sich der früher fast allgegenwärtigen Sozialkontrolle entziehen. Die überschaubare Gemeinschaft ist im Dorf also nicht mehr automatisch vorgegeben. Sie ist aber auf dem Dorf nach wie vor möglich und auch die dem Dorf angemessene Sozialform. Sie kann unter den neuen Bedingungen gerade ohne ihre früheren Nachteile organisiert werden, aber sie muss auch organisiert werden – für die, die sich daran beteiligen möchten.

Menschen brauchen persönliches und soziales Wohlergehen („Gesundheit, Friede”) sowie Anerkennung und Integrität („Zucht, Ehre”) Auch hier besteht ein teilweise engerer Zusammenhang zum ländlichen Raum als zum gesundheitliche Erholung ist im ländlichen Raum eher möglich.

Die Milieus eines Dorfes können von der Mentalität eines Dorfes überlagert werden. Das kann ich nur 100% bestätigen. Egal wie groß die Dörfer waren, jedes Dorf hat seine Mentalität, die durch die Jahrhunderte hindurch gewachsen ist. In zwei meiner ehemaligen bzw. aktuellen Pfarrdörfer macht sich das sogar durch Slogans deutlich: “Nobitz bleibt Nobitz!” “Wir Fraureuther alle!” Diese Mentalität des Dorfes hat einen starken Einfluss auf die lokale Kirche. Aber genau darum ist die lokale Kirche so wichtig, denn sie kann genau diese Mentalität aufnehmen und in ihre gelebte Verkündigung einbauen.

Gottesgrüner Kirche
Gottesgrüner Kirche

Für viele Christen geben gerade kleine Gemeinden in Zeiten der Veränderung einen Ort der besonderen Heimat und Geborgenheit. Hier kann der einzelne Mensch, der Christ und auch der Nochnicht-Christ Heimat finden. Denn genau Heimat braucht jeder Mensch gerade in unserer globalen und so mobilen und sich ständig verändernden Welt. Darum suchen die Menschen die lokale Kirche mit ihrer überschaubaren Größe. Sie suchen das Kleine als einen Ort der Geborgenheit.

 Die Sackgasse (der Irrweg) eines flächendeckend gleichförmigen Gemeindemodells in einer hochdifferenzierten pluralen Gesellschaft

 Als Irrweg würde ich das vielleicht nicht bezeichnen, sondern vielleicht lieber als Sackgasse. Dabei ist das Ganze noch differenziert zu betrachten, ob wir dieses Modell in der Stadt Berlin oder im ehemaligen Herzogtum Reuß ältere Linie betrachten. 

Die zukünftige Kirchengemeinde ist nicht unbedingt mehr räumlich begrenzt.

Gegenwärtig sind zwar noch 98% der Kirchengemeinden lokal begrenzt, das muss aber nicht die Zukunft sein. Aber es muss auch nicht auf Biegen und Brechen erzwungen werden, sondern nur da, wo es wächst. Personal-, Funktional- und Hauskirchengemeinden und andere Formen gehören hier zum Bild der Kirchengemeinde dazu. Daher ist es besser wir sprechen von lokaler Kirche. Es kann zur Auflösung der bisherigen Parochial-Struktur kommen, was ja schleichend schon geschieht. Im Prinzip ist da schon Kirchengemeinde, wo wie Jesus sagt: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20) und CA 7 gelebt wird. Darum wird die zukünftige Erscheinungsform von Kirche differenzierter sein.

Auf kleinen Dörfern wird es vielleicht nach wie vor die lokale Kirche vor Ort sein, nur ihre äußere Struktur wird sich verändern. Unterschiedlichere Gemeindemodelle wird es eher in Städten und stadtnahen Ballungsräumen geben. Trotzdem wird sich Gemeinde und ihre Lebensform verändern, der Kultur der Menschen anpassen.

  • Manchmal wird die äußere Struktur bleiben, aber die innere sich ändern.
  • Ein anderes Mal wird sich innere und äußere Struktur verändern.
  • Ein drittes Mal wird ganz Neues aufbrechen.
  • Und auch Altes sterben. Auch eine gute Sterbebegleitung gehört dazu.

Im allem bedarf es des Wirken des Geistes Gottes, benötigt unser Gebet und unsere Begleitung. Es ist ein Weg der Heiligung und der Jüngerschaft nötig.

Jesus betet für seine Jünger und für uns:

„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“

Johannes 17,20-21

Resümee: Plädoyer für eine Kirche mit in der Fläche vor Ort präsenten Gemeinden in vielfältigen Ausdrucksformen, die kooperativ mit anderen vernetzt sind und von Ehrenamtlichen mit den Hauptamtlichen eigenverantwortlich, situationsbezogen und kreativ gestaltet werden.

Die lokale Kirche vor Ort sollte neu gestärkt werden und mit den Menschen vor Ort sollten neue Strukturmodelle entwickelt werden. Überhaupt benötigt die lokale Kirche mehr Freiraum für ihre eigene Entwicklung. Sie darf nicht mehr auf eine Parochialgemeinde eingegrenzt werden, sondern darf auch eine Funktional-, Richtungs-, Personal- und was auch immer Gemeinde sein. Sicher sollte sie eine Gemeinde sein, die zu dem Bekenntnis ihrer Kirche steht – sozusagen als Standbein – und sogleich in ihrer Vision und ihrem Dienst frei zu handeln – als Spielbein.

Eine lokale Kirche, die die Menschen im Blick hat, größere Chancen missional zu sein. Das heißt sie wendet sich ihnen zu und geht zu ihnen hin. Die lokale Kirche berücksichtigt am Ehesten die Lebensweisen und Milieus der Menschen.

Eine lokale Kirche als kleine Gemeinde ist der Ort, wo sich Gemeindeglieder viel schneller zum mitmachen einladen lassen, weil die Aufgaben schon wegen der Größe überschaubarer sind, weil die Zahl der Besucher begrenzt ist, weil man sich kennt. Eine lokale Kirche ist ein gutes Übungsfeld für das Priestertum aller Gläubigen.

Netzwerk

Wir brauchen ein Netzwerk kleiner und großer Gemeinden, die miteinander verbunden sind, die sich gegenseitig stärken und tragen. Wenn die kleine Gemeinden nicht da sind, haben wir Löcher in dem Netz! Es entsteht ein Defizit. Natürlich können die kleinen Gemeinden nicht von den Hauptamtlichen rundherum betreut werden, aber meine eigene Erfahrung zeigt, das wollen sie meistens auch nicht. Es wächst viel Eigeninitiative, Engagement und Einsatz.

Das Ja zu den kleinen Gemeinden erfordert ein Überdenken gegenwärtiger Verwaltungs- und Leitungsstrukturen von Gemeinden. Es steht dabei die Herausforderung, dass das gegenwärtige parochiale System nicht mehr überall so in der gegenwärtigen Struktur durchgehalten werden kann. Kleine Gemeinden sind mit großen Verwaltungsaufgaben, die oft von den Landeskirchen gefordert werden, überfordert. Dafür fehlt ihnen die Struktur und sie würden damit der Kraft ihrer Entwicklung, besonders im missionarischen und diakonischen Bereich beraubt. Da gibt es die Möglichkeit, ähnlich wie im kommunalen Bereich, solche Dinge gemeinsam zu tun.

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Ein Gedanke zu “Lokale Kirche und Netzwerk – Warum das Modell der weiteren Regionalisierung scheitern muss?”

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