Frei-Predigen mit Mindmap

Eigentlich wollte ich es schon lange tun. Doch getraut habe ich es mich immer nicht, frei zu predigten. Es ist ein gutes Gefühl der Sicherheit eine gut formulierte Predigt vor sich liegen zu haben. Doch leider hält man sich dann viel zu sehr an dem Wortlaut, bleibt viel zu sehr am Konzept hängen. Die Predigt während des Haltens zu variieren, ist so nicht einfach, geschweige denn sich etwas locker dabei zu bewegen und mit den Menschen einen Dialog einzugehen. Sicher im Großen und Ganzen haben die Predigten schon die Menschen angesprochen. Das ergab zu mindestens der Rücklauf, aber frei zu predigen ist doch etwas anderes. Die Angst zu versagen, irgendwo hängen zu bleiben, hat mich davon abgehalten. Doch einige Bücher, die ich über das freie Predigen gelesen habe, haben mir dennoch Mut gemacht, es zu tun.

Seit Anfang 2011 bin ich in einer Weiterbildung Spirituelles Gemeindemanagement. Da wurde das Mindmapping vorgestellt. Für mich eigentlich nichts neues. Ich kenne die Methode mindestens seit 1994. Da war das Programm MindManager von Mindjet in einer der ersten Versionen noch auf einer Diskette. Mit Hilfe der Weiterbildung, und einiger Literatur über das Mindmapping wagte ich mich nun heran, meine erste Predigt mit Mindmap zu erstellen und zu halten. Sicher war es am Anfang erst einmal ungewohnt, statt einem ausgearbeiteten Konzept nur ein A3-Blatt mit ein paar Worten, Strichen und bunten Bildchen vor mir liegen zu haben. Aber es klappte.

Predigt zu Matthäus 7,24-27 mit Mindmap
Predigt zu Matthäus 7,24-27 mit Mindmap

Meistens beginne ich mit einer kleinen Mindmap und einem Brainstorming am Predigttext. Ich suche mir relevante Stichworte im Predigttext heraus. In einem zweiten Schritt überlege ich, wo kamen diese Stichworte irgendwo in den vergangenen Tagen und in der vergangenen Woche im Leben vor. Welchen Bezug habe sie zu den Menschen in unserer Gemeinde? Alles das trage ich mit Stichworten in die Mindmap ein. Meistens benutze ich dazu ein Computerprogramm oder eine Online-Software. Aber auch mal schnell ein Blatt Papier. Letzteres hat den Vorteil, ich kann ein Bildchen dazu malen. Erst danach kommt die theologische Auseinandersetzung mit dem Text. Auch dazu verwende ich eine Mindmap.  Wichtige Gedanken werden festgehalten.

Bei der Erstellung der Predigt versuche ich den Skopus in 6 bis 7 Kategorien einzuteilen, die ich nach Möglichkeit nur mit einem Wort und einem neuen Bild kennzeichne. Dabei wird eine neue Mindmap erstellt. Drei Kategorien sind oft immer gleich: Einstieg, Textlesung, Schluss. Doch auch hier ist Variabilität gegeben. Als Textlesung verwende ich oft einen neuere Übersetzung. Durch die Mindmap ist beim Halten der Predigt sehr viel Flexibilität gegeben. Es können noch neue Gedanken während des Predigen einfließen. Inhalte können flexibel umgestellt werden und sie kann problemlos gekürzt werden. Oft habe ich eine Fülle von Material vor mir liegen, dass ich während der Predigt auswählen muss. Das ist durch die Mindmap sehr einfach möglich.

Ich möchte nicht mehr ohne die Mindmap predigen!

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4 Comments

  1. Ja ich nutze mindmeister.de auch, steige aber gerade auf https://connect.mindjet.com um, weil ich das dann genauso auch nutzen kann, nur eben mit dem “Marktführer”, den ich schon eigentlich seit über 15 Jahren auf meinen PC habe. Ich muss mich während des Predigen mittlerweile fast immer bremsen, weil ich immer noch sehr viel Material “übrig” habe. Aber man kann sich dabei gut im weglassen üben, kommt besser von verschiedenen Stellen aus zum Schluss und kann die Predigt immer der Situation der jeweiligen Gemeinde flexibel anpassen.

  2. Marcus

    Hallo, habe diese Seite gerade über Google gefunden. Ich kann nur dazu ermutigen, mit Mindmaps zu predigen. Ich kann dazu noch das Programm Xmind empfehlen oder das Online-Mindmapping-Tool Mindmeister (mindmeister.de). Letzteres ist hilfreich, wenn man an mehreren PC arbeitet, da es eine cloudbasierte Lösung ist.

  3. Von einfach möchte ich nicht reden. Es erfordert schon etwas Überwindung, besonders wenn man denkt, dass man alles genau formuliert rüberbringen muss. Doch die Zuhörer verzeihen schon mal einen Redefehler, wenn es authentisch und frei rüber kommt. Es fordert von manchem schon Überwindung. Anderen fällt es leichter. Aber mit etwas Übung und mit Mindmapping geht das.
    Folgende Literatur hat mir gute Anregung gegeben:
    – Frei predigen: Ohne Manuskript auf der Kanzel von Arndt Elmar Schnepper
    – Einladend predigen: Praxisbuch für evangelistische Verkündigung von Hermann Brünjes
    und beim Mindmapping
    – Das Mind-Map-Buch . Die beste Methode zur Steigerung ihres geistigen Potenzials von Tony Buzan und Barry Buzan

  4. Justus

    Ich hab diesen Eintrag schon vor ein paar Tagen gelesen und er lässt mich nicht mehr los. Du hast einfach und klar von einem konkreten Weg zum “Freipredigen” geschrieben.
    Ich predige nur gelegentlich und bin auch (noch) kein Pfarrer, also hab ich meistens länger Zeit zur Vorbereitung und so. Aber mir fehlt der Anfang zur Predigt ohne Skript. Das Wollen ist da – aber letztendlich schreibe ich meine Predigt doch nur auf und lese sie dann mehr oder weniger frei vor.
    Darum möchte ich einfach mal nachfragen: Welche Literatur kannst du empfehlen? Hast du noch weitere Tipps? Vor allem: wie anfangen?

    LG, Justus

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