Kirche im ländlichen Raum

Kirche Reinsdorf
Kirche Reinsdorf

Da, wo ich Pfarrer bin, ist der ländliche Raum noch recht dicht besiedelt. Die Infrastruktur ist auch noch intakt. Sicher der strukturelle Wandel hat schon tiefgreifende Veränderungen geschaffen. Die meisten Menschen sind schon lange nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Dennoch wird der ländliche Raum weiterhin als Wohn- und Erholungsraum und damit als Lebensraum von vielen Menschen bevorzugt. Und die Tendenz ist sogar leicht wachsend. Dabei lässt sich aber dennoch nicht übersehen, dass die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren grundsätzlich abgenommen hat. Auch und besonders der ländliche Raum war davon betroffen. Gegenwärtig ist die Zahl stagnierend, zumindestens in dem Raum, wo ich jetzt bin, im Thüringer Vogtland. Dabei ist die Bevölkerung in ihrer Struktur überaltert.

Priestertum aller Gläubigen – jeder Christ hat Teil daran

Gerade in der Diskussion um die Zukunft der Kirche und ihre missionale Sendung taucht immer wieder das besonders in der Reformation postulierte Priestertum aller Gläubigen auf. Das ist auch richtig so. Denn die Urkirche kann ja nicht den so fest angestellten Mitarbeiter, sondern jeder hatte seine Aufgabe und seinen Dienst in der Gemeinde. Doch als erstes geht es ja beim Priestertum der Gläubigen nicht um den Dienst und um den Einsatz in der Gemeinde. Das wäre eine Verengung des Begriffes. Außerdem würde man den zweiten Schritt vor dem ersten machen.

Gemeindenetzwerk – Netzwerkgemeinden

Kirchenkreis Greiz als Puszzle
Kirchenkreis Greiz als Puzzle

Nachdem gerade eine Strukturveränderung in unserer Region vollzogen, aber noch nicht verkraftet ist (von Reform will ich nicht reden), steht die nächste schon ins Haus. Und sie wird kommen, weil sie leider notwendig ist. Sicher kling der Slogan „Umbau statt Rückbau“ optimistisch. Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Und gut ist es, wenn es jetzt wenigstens am Anfang nicht gleich um Strukturen geht, sondern dass man wirklich mal nach Inhalten, Chancen und Möglichkeiten fragt. Etwas sehr Wichtiges ist, dass die Mission wieder in den Mittelpunkt gerückt wird. Wir sind keine Kirche der Verwaltung, sondern sollten eine Kirche der Mission sein. Als Kirche müssen für uns die Prioritäten klar gesetzt sein, wie sie auch auf dem Kongress Kirche² gesetzt wurden: 1. Jesus – 2. Mission – 3. Gemeinde. Und dann  kommt irgend wann weit hinten vielleicht einmal die Verwaltung.

Ist Kirche noch zu retten?

Sicher werden die meisten diese Frage mit „Ja“ beantworten. Ich natürlich auch. Auf jeden Fall die Leute, die sich zur Zeit in Hannover zum Kongress Kirche²  treffen. Dabei geht es dort um neue frische Ausdrucksformen „fresh expressions“ von Kirche. Und das ist wichtig, dass wir in einer sich so rasant verändernden postmodernen und multikulturellen Gesellschaft über neue Ausdrucksformen von Kirche nachdenken. Der normale liturgische Sonntagsgottesdienst, die Bibelstunde oder die katholische Messe sind nicht mehr die einzigen Ausdrucks- und Lebensformen von Kirche.

Gemeindeaufbau vom Worte Gottes her ist gegenwärtig unser Hauptauftrag.

Die Gemeinde braucht nicht glänzende Persönlichkeiten, sondern treue Diener Jesu und der Brüder. – Dietrich Bonhoeffer

Kirche - (c) sxc.hu/kingcarp
Kirche am Meer – (c) sxc.hu/kingcarp

Es ist schon interessant, dass der Titel des Artikels aus einem Buch stammt, welches in den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Osten Deutschlands erschienen ist und von dem Thüringer Oberkirchenrat Erich Friedl stammte “Handlanger auf Gottes Bauplatz”. Ich behaupte einmal, es ist (außer der Bibel) das mir “älteste” bekannteste neuzeitlichste Buch über missionarischen Gemeindeaufbau.