Untertan sein?

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Predigt zu Römer 13,1-7 – 23. Sonntag nach Trinitatis – Predigt im Einführungsgottesdienst in die Kirchgemeinde des Wieratals

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus! Amen

Liebe Gemeinde,

groß vorstellen, brauche ich mich Ihnen sicherlich nicht.

Vielen von Ihnen bin ich ja noch bekannt, denn bis vor 13 Jahren war ich ja Pfarrer in Nobitz und habe auch schon hier im Wieratal manche Bibelstunde im Rahmen der Bibelwoche gehalten. Nun nachdem meine Frau und ich dann 9 Jahre in Fraureuth bei Werdau waren, sind wir seit 4 Jahren wieder im Altenburger Land, wo ich jetzt als Vertretungspfarrer arbeite. Als solcher werden wir nun gemeinsam, so Gott will, ein Stück des Weges miteinander gehen. Ich bin schon gespannt darauf, weil es immer wieder neue Begegnungen und Erfahrungen gibt. So wie es sie auch in den vergangenen Monaten im Pfarrbereich Schkölen-Osterfeld, für uns gab und wo wir am vergangenen Sonntag unter dem Segen der Gemeinde Abschied genommen haben.

Die theologische Vision für die Kirche in der Stadt (aber auch auf der Fläche)

Timothy Keller bricht diese theologische Vision in seinem Buch Center Church auf acht Elemente herunter, die uns schon einmal in der Zusammenfassung herausfordern können, darüber nachzudenken, wie wir das in unseren Gemeinden umsetzen. Er teilt die Elemente in die drei Rubriken Evangelium, Stadt und Bewegung auf.

Deutschland verändert sich

Wir stehen in Deutschland mitten in einem gesellschaftlichen Umbruch ohnegleichen. Der Flüchtlingsstrom aus dem Süden und besonders aus dem Osten wird bei dieser Veränderung in Deutschland einen großen Anteil haben. Veränderungen erzeugen immer bei vielen Menschen Ängste. Man weiß ja nicht, was kommen wird. Es ist ja nicht kalkulierbar und berechenbar. Es entstehen gesellschaftliche Um- und Aufbrüche, die schwer zu verstehen sind.

Das Evangelium, die Unerreichten und die Region

Seit einigen Wochen bin ich wieder im Altenburger Land. Das hat die Folge, dass die Region wieder größer geworden ist, in der ich als Pfarrer Dienst tue, dass es in meinem Bereich Kirchen gibt, in denen nur alle drei bis vier Wochen Gottesdienst ist. Ja und in einer Kirche ist so gut wie nie Gottesdienst. Fast werde ich an die Zeit des Kirchenvaters Bonifatius erinnert, als er begann Thüringen zu missionieren. Dabei finde ich hier in der Region gute und engagierte Christen, die mit viel Engagement und Herz ihre Kirchen renovieren und den Rest an Gemeindeleben versuchen so attraktiv wie möglich zu gestalten.

Auch vor wenigen Wochen hat die Evangelische Verlagsanstalt ein kleines Büchlein herausgebracht: “Das Evangelium, die Unerreichten und die Region”. Ein Büchlein, das versucht Akzente zusetzen, wie man heute im beginnenden 21. Jahrhundert im säkularisierten Deutschland missioniert.

Christenverfolgung im Irak

NazarenerWir leben im 21. Jahrhundert. Eigentlich müsste doch diese Welt aufgeklärt und tolerant sein. Ja so wünschen wir uns das in Europa oder besser hier in Deutschland. Und manchmal ist die Forderung nach Toleranz so stark, dass diese, die es fordern selber wieder intolerant werden.

Doch jetzt holt uns die Weltpolitik ganz anders ein: mit Radikalismus und Terrorismus. Da gibt es eine radikale Gruppe im Irak, die hat fast über Nacht das habe Land erobert und baut ihn nun auf den Gottesstaat nach der Scharia.

Kirche im ländlichen Raum

Kirche Reinsdorf
Kirche Reinsdorf

Da, wo ich Pfarrer bin, ist der ländliche Raum noch recht dicht besiedelt. Die Infrastruktur ist auch noch intakt. Sicher der strukturelle Wandel hat schon tiefgreifende Veränderungen geschaffen. Die meisten Menschen sind schon lange nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Dennoch wird der ländliche Raum weiterhin als Wohn- und Erholungsraum und damit als Lebensraum von vielen Menschen bevorzugt. Und die Tendenz ist sogar leicht wachsend. Dabei lässt sich aber dennoch nicht übersehen, dass die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren grundsätzlich abgenommen hat. Auch und besonders der ländliche Raum war davon betroffen. Gegenwärtig ist die Zahl stagnierend, zumindestens in dem Raum, wo ich jetzt bin, im Thüringer Vogtland. Dabei ist die Bevölkerung in ihrer Struktur überaltert.

Wie riecht es in ihrer Kirche oder/und in ihrem Gemeindehaus?

Auch solcher äußerlichen Sachen wie der Geruch in einer Kirche oder in einem Gemeindehaus können Einfluß haben, ob Menschen wiederkommen oder nicht.

Wo gehe ich lieber hin? Dorthin, wo es modrig riecht oder, wo es nach Kaffee riecht? Nun sicher dahin, wo es nach Kaffee riecht. Obwohl in einem Gottesdienstraum zu sitzen, der die ganze Zeit des Gottesdienstes nach Kaffee riecht, ist zwar nicht der schlechteste Geruch, aber auf die Dauer auch nicht angenehm. Denn es nimmt doch die Konzentration. Moder schreckt ab und ist natürlich tötend für die Gemeinschaft. Von daher wäre ein neutraler Geruch sicher sehr wichtig.

Die lokale Kirche stärken

Gottesgrüner Kirche
Gottesgrüner Kirche

Es ist der zweite Beitrag infolge, der sich mit den kleinen Gemeinden auf dem Lande bzw. mit der Kirche vor Ort beschäftigt. Das ist mir immer schon ein Herzensanliegen, weil ich glaube, dass die lokale Kirche  in unserer  (evangelischen) Kirche die wichtigste Kraft ist, die das Evangelium zu den Menschen bringt. Als ich vor 25 Jahren als Pfarrer im Altenburger Land begonnen habe, begann ich in einer Kirche der kleinen Gemeinden zu arbeiten. Sie ist auch heute noch eine Kirche der kleinen Gemeinden trotz aller Strukturreformen. In den Gemeinden in denen ich damals meinen Dienst begann, begegneten mir manchmal die Gemeindeglieder dort mit der Aussage: “Wir sind die Letzten – nach uns kommt niemand mehr!” Gott sei dank, das hat sich nicht bewahrheitet. Nach wie vor existieren die kleinen Gemeinden noch und sind noch recht aktiv. Nach wie vor existiert die lokale Kirche vor Ort noch – auch wenn sie umstrukturiert und sogar von der Kirchenleitung manchmal recht stiefmütterlich behandelt wurde. Denn leider gab es in der Kirche genauso wie in der Gesellschaft das Bestreben alles zu zentralisieren, sogenannte Hauptgemeinden zu gründen und zu Zentralgottesdiensten und Zentralveranstaltungen einzuladen, alles auf einen Ort zu konzentrieren.

Auf die Spitze getrieben

“Jetzt hat er es aber auf die Spitze getrieben” – diese Redewendung sagt man, wenn einer es übertrieben hat. “Auf die Spitze getrieben” – das war das Thema unseres Kirchweihgottesdienstes. Dabei ging es um Zachäus, der auch auf die Spitze getrieben wurde – auf die Spitze eines Baumes. Er wollte unbedingt Jesus sehen. Doch die Leute ließen ihn nicht ran. Sie sperrten ihn aus, als den Außenseiter, als der, der anders ist als sie. Sie sperrten ihn aus, weil er ein Kollaborateur und ein Schlitzohr ist.