Das war der Vorwurf, den die Feinde Jesu ihm gegenüber gemacht haben. Er sei ein Fresser und Weinsäufer (Mt. 11,19). Es ist etwas dran, dass Jesus mit vielen Leuten Tischgemeinschaft hatte. Er saß mit ihnen am Tisch, aß und trank, redete mit ihnen über ihre Sorgen und Nöte und über das Reich Gottes. Wir finden ihn am Tisch bei der Hochzeit zu Kanaan, bei dem Zöllner Matthäus, bei dem Zöllner Zachäus, bei Maria und Martha, beim Passamahl und noch an vielen anderen Stellen. Immer isst und trinkt er mit den Menschen, hat Tischgemeinschaft, kommt ihnen so nahe und bringt ihnen das Evangelium: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren!“ (Lukas 19,9).
Auch der nachösterliche Christus offenbart sich den Emmaus-Jüngern bei der Tischgemeinschaft und mit seinen Jüngern sitzt er als der Auferstandene zu Tisch (Johannes 21).
Mir wird hier deutlich, dass der Glaube an Jesus Christus ein ganzheitlicher Glaube ist, der Leib, Seele und Geist umfasst. Genau dieses ist für die Gemeindearbeit von sehr großer Bedeutung. Es ist daher wichtig, dass wir ganz neu unseren Augenmerk auf die Gastfreundschaft richten.
Wenn ich Kirchengemeinden besuche, dann blicke ich gern in die Gemeindeküche. Wie diese ausgestattet ist, ist für mich ein Indikator, wie in der Gemeinde die Gastfreundschaft gepflegt wird. Leider kommen dabei meine eigenen Gemeinden nicht gut weg.
In vielen Gemeinden existiert noch die Einstellung die Kirche ist fürs Beten, Bibellesen Gottesdienst usw. da, also fürs Geistliche. Aber Essen und Trinken haben keinen Platz. Und da, wo es sich langsam durchsetzt, dass man als guter Christ ja auch Gastfreundschaft pflegen sollte, hat man manchmal das Gefühl jetzt ist es ein notwendiges Übel. Ein notwendiges Übel, das noch gemacht werden muss, weil es irgendwie dem Gemeindeaufbau dient. Es ist jetzt wie das fünfte Rad am Wagen. Da werden dann schnell die Häppchen herumgereicht bis sie alle sind und man den Rest einpacken kann. Und nach Möglichkeit sollte das mit Essen und Trinken in einer viertel Stunde erledigt sein. Man will ja schließlich nach Hause. Das Ganze ist keine Gastfreundschaft. Da kann man es auch alles bleiben lassen.
Gastfreundschaft ist etwas ganzheitlich. Von Anfang bis zum Ende. Vom Kommen des ersten Gastes bis zum gehen des letzten Gastes. Sie geschieht verbindlich bescheiden und unaufdringlich freundlich. Man hat das Gefühl, hier fühle ich mich wohl, hier bin ich angenommen. Man ist an mir ernsthaft interessiert. Wer an wirklicher Gastfreundschaft interessiert ist, der muss sich nur Vorstellen die Kirche oder das Gemeindehaus ist seine Wohnstube. Begrüßen sie die Leute in der Gemeinde so als wären es ihre besten Gäste zu Hause.
Gehen wir einmal mit dem Blick durch unsere Kirchen und Gemeindehäuser, mit dem wir durch unser Wohnzimmer gehen, bevor unsere Gäste kommen. Stellen wir uns die Frage: Würden sich hier unsere Gäste wohlfühlen? Schon bei so einem Gang würde sich manches in unseren Kirchen und Gemeindehäusern ändern.
Aber Gastfreundschaft ist nicht nur wichtig, um neue Leute zu begrüßen. Wir brauchen Gastfreundschaft um das eigene Miteinander zu stärken, um miteinander zu feiern, um miteinander zu teilen um mitzuteilen. Neben dem Dienen in der Gemeinde gehört auch das Feiern und Verwöhnen dazu. Ich verwöhne gern einmal die Gemeinde und lass mich gern verwöhnen. Darum sorgen sie für gute Gemeindeküchen in ihren Gemeinden.
Nebenbei Plastikgeschirr ist nicht gerade ein Zeichen von Gastfreundschaft. Es gibt genügend preiswertes Geschirr und auch ökologisch vertretbare Geschirrspülmaschinen.