Auf Gott hören

Liebe Gemeinde,

Stiftshütte

mit einer kleinen Geschichte aus der Frühzeit der Telekommunikation am Anfang meiner Predigt heute möchte ich deutlich machen, wie wichtig gutes Hören und Zuhören ist:

Als der Telegraph, sprich das Morsegerät, die schnellste Methode der Telekommunikation war, sah ein junger Mann eine Anzeige in der Zeitung, dass in einem Telegrafenbüro Mitarbeiter gesucht werden. Er ging zu der angegebenen Adresse des Büros hin. Als er dort ankam, betrat er einen großen, geschäftigen Raum mit vielen Geräuschen einschließlich des Klapperns der Telegraphen im Hintergrund.

An der Rezeption wurde er angewiesen, ein Formular auszufüllen und zu warten, bis er vom Personalchef in sein Büro gerufen wurde. So füllte er das Formular aus und setzte sich zu den 7 anderen Bewerbern, die schon dasaßen.

Nach ein paar Minuten stand der junge Mann auf, durchquerte den Wartebereich des Büros und ging in die Personalabteilung. Nach wenigen Minuten kam dann der Personalchef mit dem jungen Mann wieder heraus und teilte den anderen Bewerbern mit: „Meine Herren, vielen Dank, dass sie gekommen sind, aber die Stelle wurde soeben besetzt.“

Die anderen Bewerber waren natürlich sauer und sagten: „Das geht doch nicht! Er ist als letzter hereingekommen. Und wir hatten nicht einmal die Chance zu einem Bewerbungsgespräch!“

Was war passiert?

Nun der Personalchef gab ihnen die Antwort darauf: „Es tut mir leid, aber die ganze Zeit, wo sie hier saßen, sandte der Telegraph im Morsealphabet folgende Nachricht: „Wenn Sie diese Nachricht hören, dann kommen Sie einfach rein. Die Stelle gehört ihnen!“ Keiner von Ihnen hat die Nachricht gehört oder verstanden. Der junge Mann tat es. Darum gehört die Stelle jetzt ihm.

Und es ist doch meine Gemeinde!

(c) sxc.hu/spekulator
(c) sxc.hu/spekulator

Denn ich bin ein Teil von ihr. Ich bin, um es mit einem biblischen Bild zu sagen, ein Glied am Leib Christi. An der Gemeinde habe ich Anteil, wie ich an meiner Familie Anteil habe. Denn ich brauche die Menschen in der Gemeinde. Nicht nur ich bin für die Menschen da, sondern die Menschen sind genauso für mich da. Ich brauche sie zur Gemeinschaft, um mit ihnen zu reden, zu beten, Gottes Wort zu hören, zu essen und zu trinken. Ich brauche sie als Wegbegleiter. Als Pfarrer kann ich nicht immer nur ein “geistlicher Produzent” sein, sondern muss ebenfalls ein “geistlicher Konsument” sein. Das ist sicher manchmal den Gemeindegliedern  schwer zu vermitteln. Da habe ich Urlaub und setze mich am Sonntag in den Gottesdienst, den ein Lektor hält, um als “normales Gemeindeglied” den Gottesdienst mit zu feiern. Jemand sagt dann: “Ach Herr Pfarrer, da hätten sie doch auch predigen können!” Gut, das hat sich mittlerweile etwas geändert.

Der Dienst als Pfarrer entfremdet sie von Gott

(c) sxc.hu / zizzy0104
(c) sxc.hu / zizzy0104

Manchmal stelle ich mit schon die Frage: „Wie nahe bist du als Pfarrer Gott?“ oder „Wie nahe ist Gott dir?“ Darauf eine Antwort zu bekommen ist nicht leicht. Sicher wird mancher Christ denken, dass ich es gut habe, wenn ich viel Zeit habe, mich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen und viel Zeit habe zu beten. Doch es gibt einen großen Unterschied. Es ist etwas anderes, ob ich etwas, von Berufs wegen mache, oder ganz aus dem freien Herzen für mich persönlich.

Spirituelles Gemeindemanagement: Die Vision

(c) ba1969/sxc.hu

Vielleicht wiederhole ich mich in diesem Blog. Aber das macht nichts. Schließlich ist die Wiederholung die Mutter aller Weisheit. Ich möchte mir noch einmal bewusst machen, was Vision ist und welche Rolle sie beim Spirituellen Gemeindemanagement spielt.

Bei Wikipedia wird Vision unter anderem als das innere Bild einer Vorstellung, die meist auf die Zukunft bezogen ist definiert. So ähnlich definiert es auch Klaus Douglass in seinen Buch die neue Reformation: “Eine Vision ist eine bildhafte Vorstellung von einer Zukunft, die sich gegenüber der Realität der Gegenwart durchsetzen wird.”

Interessant ist, dass zur Zeit viele Gemeinden, die weiterhin aktiv sein und nach außen wirken wollen, eine Vision entwickeln oder eine Vision entwickelt haben. Meistens ist es eine Doppelvision einmal in Beziehung zu Gott und in Beziehung zur Welt.Gerade im Spirituellen Gemeindemanagement geht es darum, dass am Anfang eine Vision entsteht. Diese Vision ist kein menschlicher Traum, oder eine fixe Idee des Pfarrers oder der Pfarrerin. Nein sie ist geistgewirkt. Somit entsteht sie im Hören auf Gott und sein Wort. Darum ist es nicht ganz verkehrt, wenn sich die Gemeindeleitung dazu Orte und Tage der Stille suchen, um persönlich und miteinander zu beten, Gottes Wort zu lesen und nachzudenken.