Vom guten und friedfertigen Menschen

Thomas von Kempen

Impulse zur Jahreslosung 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Psalm 34,15

(3) Vom guten, friedfertigen Menschen.

  1. Lebe zuerst mit dir selbst im Frieden, und dann wirst du ihn auch bei anderen stiften können. Ein friedfertiger Mensch nützt mehr, als ein gelehrter. Ein leidenschaftlicher Mensch missbraucht sogar das Gute zum Ösen und glaubt sehr leicht das Böse. Ein guter, friedfertiger Mensch wendet alles zum Guten. Wer mit sich selbst im Frieden lebt, hat wider niemand einen Argwohn; wer aber unzufrieden und in Unruhe ist, wird vielfältig von Argwohn gequält; er ruht selbst nicht und gestattet auch anderen keine Ruhe. Er sagt oft, was er nicht sagen sollte und unterlässt, was ihm zu verrichten nützlich sein würde. Er sinnt über die Pflichten anderer nach und vernachlässigt dabei seine eigenen. Übe also zuerst den Eifer an dir selbst aus, dann kannst du ihn auch billig an anderen zeigen.

Die Verletzungen im Dienst in einer kleinen Gemeinde sind von Freunden

(c) sxc.hu/gabetarian
(c) sxc.hu/gabetarian

Wenn man als Pfarrer neu in eine Gemeinde kommt, wird man in der Regel von den meisten Leuten freundlich empfangen und aufgenommen. Jeder möchte erst einmal mehr oder weniger ein guter Freund sein. Hat man in der Gemeinde eine relativ lange Vakanzzeit hinter sich, ist die Gemeinde erst einmal froh überhaupt einen Pfarrer zu haben.

Doch es ist wie bei der Liebe. Ist die Zeit des sich „Kennenlernens“ und des „Verliebtseins“ vorbei und der Alltag eingekehrt, erkennt man schnell seine gegenseitigen Fehler. Das ist normal. Dann kann gute konstruktive Kritik, in Liebe gesagt, einander vorwärts bringen. Schließlich gehört es ja zum Menschsein, auch bei einem Pfarrer dazu, dass man Fehler macht. Doch so liebevoll geht man in einer kleinen Gemeinde, auch wenn es das Gebot Jesu ist, nicht um.