Priestertum aller Gläubigen – jeder Christ hat Teil daran

Gerade in der Diskussion um die Zukunft der Kirche und ihre missionale Sendung taucht immer wieder das besonders in der Reformation postulierte Priestertum aller Gläubigen auf. Das ist auch richtig so. Denn die Urkirche kann ja nicht den so fest angestellten Mitarbeiter, sondern jeder hatte seine Aufgabe und seinen Dienst in der Gemeinde. Doch als erstes geht es ja beim Priestertum der Gläubigen nicht um den Dienst und um den Einsatz in der Gemeinde. Das wäre eine Verengung des Begriffes. Außerdem würde man den zweiten Schritt vor dem ersten machen.

Die Netzwerk(Cluster)-Kirche

Queens Museum of Art | The Panorama of the City of New York | close-up view over Manhattan, centered on the Empire State Building, also showing the Chrysler Building et al (c)  Chris Devers http://www.flickr.com/photos/cdevers
Queens Museum of Art | The Panorama of the City of New York | close-up view over Manhattan, centered on the Empire State Building, also showing the Chrysler Building et al
(c) Chris Devers
http://www.flickr.com/photos/cdevers/8062634852/

Die lokale Kirche als ein Cluster-Netzwerk.

In dem Buch „Gemeinde im Kontext: Neue Ausdrucksformen gemeindlichen Lebens “ (Hrsg. Christiane Moldenauer/ Georg Warnecke) geht Georg Warnecke in dem Artikel „Die Welt ein – Dorf“ der Struktur von Cluster nach. Konkretisiert ist diese Struktur am Beispiel der CityChurch Würzburg. Dies beschreibt Kerstin Kühnel in ihrem Artikel „Clusternentwicklung in der CityChurch – erste Prozesse auf einem langen Weg“ Dieser Artikel ist in dem Buch „Beziehungsweise leben: Inspirationen zum Leben und Handeln im Einklang mit Gott und Menschen “ (Hrsg. Daniel Ehniss & Björn Wagner) zu finden.

Kann das Modell der Cluster für die lokale Kirche ein Modell der Zukunft sein? Kann sich die Gemeinde der Zukunft so aufbauen? In diesem Blogbeitrag möchte ich an Hand dieser beiden Artikel und weiterer Quellen ein wenig darüber nachdenken.

Die lokale Kirche stärken

Gottesgrüner Kirche
Gottesgrüner Kirche

Es ist der zweite Beitrag infolge, der sich mit den kleinen Gemeinden auf dem Lande bzw. mit der Kirche vor Ort beschäftigt. Das ist mir immer schon ein Herzensanliegen, weil ich glaube, dass die lokale Kirche  in unserer  (evangelischen) Kirche die wichtigste Kraft ist, die das Evangelium zu den Menschen bringt. Als ich vor 25 Jahren als Pfarrer im Altenburger Land begonnen habe, begann ich in einer Kirche der kleinen Gemeinden zu arbeiten. Sie ist auch heute noch eine Kirche der kleinen Gemeinden trotz aller Strukturreformen. In den Gemeinden in denen ich damals meinen Dienst begann, begegneten mir manchmal die Gemeindeglieder dort mit der Aussage: „Wir sind die Letzten – nach uns kommt niemand mehr!“ Gott sei dank, das hat sich nicht bewahrheitet. Nach wie vor existieren die kleinen Gemeinden noch und sind noch recht aktiv. Nach wie vor existiert die lokale Kirche vor Ort noch – auch wenn sie umstrukturiert und sogar von der Kirchenleitung manchmal recht stiefmütterlich behandelt wurde. Denn leider gab es in der Kirche genauso wie in der Gesellschaft das Bestreben alles zu zentralisieren, sogenannte Hauptgemeinden zu gründen und zu Zentralgottesdiensten und Zentralveranstaltungen einzuladen, alles auf einen Ort zu konzentrieren.

Ein Plädoyer für die kleinen Gemeinden – besonders auf dem Lande

Die kleine Dorfkirche von Kötschau
Die kleine Dorfkirche von Kötschau

Immer wieder macht es in der evangelischen Kirche die Runde, wenn es um Strukturveränderungen geht, dass kleine Gemeinden ihre Selbständigkeit aufgeben sollen. Kleine Gemeinden – damit sind Gemeinden vielleicht mit so etwa unter 100 Gemeindglieder gemeint, manchmal sogar unter 200 Gemeindeglieder. Bei der Weitergabe der Haushaltsmittel werden diese gegenüber großen Gemeinden sehr oft benachteiligt. Es wird ihnen dann prozentual weniger überwiesen. Dabei finden wir in Ihnen oft ein viel aktiveres und lebendigeres Gemeindeleben als in den großen Gemeinden. In ihnen finden wir viel Glaubenskraft und Energie. Für viele Christen geben gerade kleine Gemeinden in Zeiten der Veränderung einen Ort der besonderen Heimat und Geborgenheit.