Ich bin ein Feigling …

(c) sxc.hu/robchivers
(c) sxc.hu/robchivers

Glaubt mir das etwa keiner? Auf jeden Fall ist es gut zu wissen, dass es so ist. Und eigentlich ist es nichts neues. Es ist jedermann und jeder Frau bekannt oder etwa nicht? Gerne spucke ich große Töne und sage mal etwas richtig gewichtiges, so dass mancher denkt: Man der hat es ja richtig drauf. Doch dann ist nicht viel dahinter. Vielleicht dresche ich nur leeres Stroh. Dann kann es passieren, dass ich keine Stellung beziehe, wo ich es eigentlich müsste. Konflikten gehe ich liebend gern aus dem Weg. Am liebsten sitze ich sie aus und schiebe sie auf die lange Bank. Am liebsten habe ich es, wenn sich Konflikte irgendwie von selber erledigen, dass ich nicht noch irgendwie mit ihnen in Berührung komme. Leider passiert das höchst selten. Im Gegenteil durch das lange Aufschieben der Konflikte verschlimmern sie sich meistens noch.
Nun noch etwas anderes mache ich höchst ungern: neue Wege gehen, auch wenn ich das als Pfarrer immer predige. Ich sage den Leuten immer: „Ihr müsst um die Ecke sehen“. Aber selber tue ich es viel zu wenig. Da gibt es doch viel zu viele Risiken und Gefahren, die auf einen lauern und in deren Falle man hinein tappt. Angst vor Versagen und Fehler machen sich sowieso noch breit. Also was soll das?

Frei-Predigen mit Mindmap

Eigentlich wollte ich es schon lange tun. Doch getraut habe ich es mich immer nicht, frei zu predigten. Es ist ein gutes Gefühl der Sicherheit eine gut formulierte Predigt vor sich liegen zu haben. Doch leider hält man sich dann viel zu sehr an dem Wortlaut, bleibt viel zu sehr am Konzept hängen. Die Predigt während des Haltens zu variieren, ist so nicht einfach, geschweige denn sich etwas locker dabei zu bewegen und mit den Menschen einen Dialog einzugehen. Sicher im Großen und Ganzen haben die Predigten schon die Menschen angesprochen. Das ergab zu mindestens der Rücklauf, aber frei zu predigen ist doch etwas anderes. Die Angst zu versagen, irgendwo hängen zu bleiben, hat mich davon abgehalten. Doch einige Bücher, die ich über das freie Predigen gelesen habe, haben mir dennoch Mut gemacht, es zu tun.

Seit Anfang 2011 bin ich in einer Weiterbildung Spirituelles Gemeindemanagement. Da wurde das Mindmapping vorgestellt. Für mich eigentlich nichts neues. Ich kenne die Methode mindestens seit 1994. Da war das Programm MindManager von Mindjet in einer der ersten Versionen noch auf einer Diskette. Mit Hilfe der Weiterbildung, und einiger Literatur über das Mindmapping wagte ich mich nun heran, meine erste Predigt mit Mindmap zu erstellen und zu halten. Sicher war es am Anfang erst einmal ungewohnt, statt einem ausgearbeiteten Konzept nur ein A3-Blatt mit ein paar Worten, Strichen und bunten Bildchen vor mir liegen zu haben. Aber es klappte.

Predigt zu Matthäus 7,24-27 mit Mindmap
Predigt zu Matthäus 7,24-27 mit Mindmap

Der Dienst in einer kleinen Gemeinde verlangt, dass Sie immer wieder die selben Dinge tun

(c) sxc.hu/Ayla87
(c) sxc.hu/Ayla87

Vielleicht haben sie ihn auch? Einen großen Kreativitätskoffer voller Ideen für ihre Gemeinde und sie sind ein Pfarrer voller Leidenschaft und Energie. Wenn sie dann noch, wie ich ein begeisterter Mindmapper sind, dann wissen sie vielleicht gar nicht, wohin mit all den Ideen für ihre Gemeinde. Alle die wunderbaren Ideen, wie man die Gemeinde doch so richtig vorwärts bringen kann, wie man Menschen erreicht, wie eine Gemeinde so verändern kann, dass sie die Botschaft von Jesus Christus richtig in ihre aktuelle Kultur bringt, und noch vieles mehr. Doch dann steht dieser wunderbare Koffer mit den vielen Ideen und Projekten in der Ecke und ist regelrecht mit Spinnweben überzogen, weil davon in der Gemeinde nichts geht. Es lässt sich von diesen wunderbaren kreativen Ideen nichts so einfach umsetzen. Man kann nicht so einfach alles umwerfen und durch neues ersetzen, selbst wenn man noch so sehr das Vertrauen der Gemeinde hat.

Erst einmal bleibt alles gleich. Meine To-Do-Liste von Woche zu Woche wiederholt sich mit gewissen Abweichungen. Die Termine sind alle relativ festgelegt. Da sind die wöchentlichen Veranstaltungen, die festliegen und sich kaum verändern. Der Konfirmandenkurs, der zur Zeit in drei Gemeinden stattfindet, ohne dass man die Konfirmanden zusammenbringen kann. Als nicht feststehende Termine kommen die Kasualien und ähnliches dazu.

Kreativitätstechniken – Methoden für das Spirituelle Gemeindemanagement

Heute war ich einmal wieder auf bewerberblog.de. Das ist ein Blog über Bewerbungen – besonders für Berufsanfänger, aber auch für Leute, die im Beruf stehen. Er wird von einer Personaler-Agentur aus Jena betrieben. Auf diesem Blog ging es um Kreativitätstechniken. Schön, dass diese Leute manchmal das Gleiche plagt wie uns. Auch sie müssen in ihrem Beruf um die Ecke denken, sich auf neue Herausforderungen einlassen, mit Menschen kommunizieren. Sie erleben ihre Mitmenschen manchmal in ganz skurrilen Situationen.