So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid.
Epheser 4,1
Die Bundestagswahlen 2013 sind gerade vorbei. Noch weiß niemand, wer mit wem kann. Doch für einige Politiker gibt es einschneidende Veränderungen. Sie haben ihr Bundestagsmandat verloren. Vielleicht haben sie sogar vor der Wahl überhaupt nicht damit gerechnet, dass das passieren könnte. Sie haben sich berufen gefühlt Politiker zu sein. Und ehrlich, zu so einem Amt muss man sich berufen fühlen. Denn der, der so ein Amt ernsthaft ausübt, hat es nicht leicht. Neben manchem Schönen, was so ein Amt hat, gibt es erst einmal viel Arbeit. Da reicht kein 12 Stunden-Tag. Und Kritik und Anfeindungen stehen auf der Tagesordnung. Nur das Problem ist, ein dickes Fell, an dem alles abprallt, nützt da nicht. Da muss sachliche und ehrliche Kritik von unsachlicher Kritik und Anfeindung getrennt werden und ernstgenommen werden. Und das ist nicht einfach. Ein echter Politiker zu sein, bedarf einer Berufung. Da kann man sich jetzt gut vorstellen, wie bei manchen die Welt zusammenbricht, wenn das Amt und Mandat verloren geht und man sich eigentlich noch berufen fühlt. Da muss dann wieder ganz von unten angefangen werden.
Es besteht aber auch die Gefahr, dass Politiker Amt und Mandat haben und die Berufung verloren geht. Dann wird Politik nur noch zum Geschäft, zum eigenen Machtstreben, zum eigenen Kalkühl. Dann steht Politik in der Gefahr nicht mehr dem Wohl des Volkes zu dienen.
Auch bei uns Pfarrer und Pfarrerinnen geht es in unserem Dienst erst einmal um die Berufung. Von Gott in unseren Dienst berufen zu sein, nicht von der Kirche, auch nicht von der Landeskirche, von einem Bischof, von einer Bischöfin oder von der Gemeinde. Die erste Berufung muss von Gott sein. Und diese Berufung beinhaltet diese Botschaft:
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
Jesaja 52,7
Das ist die Berufung Gottes für unseren Dienst. Alle andere Berufung ist nachgeordnet. Alles andere ist zweitrangig. Mag es in der (evangelischen) Kirche zukünftig noch so viele Veränderungen von Strukturen und anderem geben. Diese Berufung ist unaufgebbar. Sonst verkommt die Kirche in einen Dienstleistungsbetrieb, der nur noch nach den Bedürfnissen der Menschen und nach einer gewissen Gewinnorientierung fragt. Dann geht Sinn und Auftrag verloren. Sicher bin ich im Dienst meiner Gemeinde bzw. meinen Gemeinden und meiner Kirche verpflichtet, aber dennoch steht darüber meine Berufung von Gott. Denn ohne sie hätte ich nicht die Kraft und das Vermögen in der Gemeinde und in der Kirche zu wirken. Auch mit meinen Fehlern und mit meinem Versagen.
Als Pfarrer kann ich Rückschläge in meinem Dienst und in der Gemeindearbeit verkraften, wenn ich um meine Berufung weiß und mir dieser Berufung gewiß bin. Und das bin ich auch noch nach 25 Jahren. Dafür bin ich dankbar.
Berufen, die Berufung zu leben http://t.co/lzrvRQEAcg