Curry – warum der Begriff so schwierig ist

oder wie sprechen wir respektvoll über indisches Essen

Auf Social-Media tauchte die Frage auf, ob Curry rassistisch sei? Die Antwort dazu stand auf einer mit Werbung durchfluteten Seite, so dass es sehr schwierig war, diese zu lesen. Ich habe einmal selbst die Antwort gesucht. Die Frage ist nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Gehen wir dem Ganzen einmal nach:

Wenn du schon mal in einem indischen Restaurant warst oder selbst zu Hause mit exotischen Gewürzen gekocht hast, bist du dem Begriff „Curry“ garantiert begegnet. Er steht für würzige Soßen, bunte Gerichte und meist eine gewisse Schärfe – so denken wir zumindest. Doch aus indischer Sicht ist dieser Begriff oft mehr verwirrend als hilfreich. Und manchmal sogar verletzend.

Aber warum eigentlich? Und was wäre der bessere Weg, über indisches Essen zu sprechen?

Kein Gericht heißt einfach nur „Curry“

Das Erste, was viele überrascht: In Indien gibt es kein Gericht, das einfach nur „Curry“ heißt. Stattdessen gibt es eine unglaubliche Vielfalt an regionalen Speisen – jede mit ihrer eigenen Geschichte, Zubereitung und Bedeutung. Gerichte wie Chana Masala, Palak Paneer, Rogan Josh, Sambar oder Dal Tadka sind nur ein kleiner Ausschnitt dieser kulinarischen Welt.

Das Wort „Curry“ stammt vermutlich vom tamilischen kari, was so viel wie „Beilage“ oder „Soße“ bedeutet. Doch im Kolonialismus wurde daraus ein Sammelbegriff, mit dem britische Kolonialherren die komplexe indische Küche für sich vereinfachten. Seitdem hält sich dieser Begriff hartnäckig im westlichen Sprachgebrauch – leider oft ohne viel Verständnis für das, was wirklich dahintersteht.

🟢 Milde Curry-Mischung für Einsteiger (gemüsefreundlich & aromatisch)

Perfekt für Gemüsegerichte oder Curry-Einsteiger:

  • 1 TL Currypulver (mild, klassisch)
  • ½ TL Kurkuma
  • 1 TL süßes Paprikapulver
  • ½ TL Zimt
  • ½ TL Ingwer (gemahlen)
  • Prise Zucker oder Zimt für die Balance

👉 Tipp: Ideal mit Kokosmilch und Süßkartoffel.

Ein kolonialer Blick auf indisches Essen

„Curry“ ist also nicht einfach ein praktisches Wort – es ist ein Ergebnis kolonialer Vereinfachung. Die Briten versuchten, die für sie fremde Esskultur zu ordnen und zu kategorisieren – und dabei ging viel verloren: regionale Unterschiede, religiöse Hintergründe, kulinarische Techniken, sogar ganze Bedeutungswelten.

Stell dir vor, alle europäischen Gerichte würden weltweit einfach nur als „Suppe“ bezeichnet. Egal ob es sich um Gulasch, Bouillabaisse oder Minestrone handelt. Genauso fühlt sich „Curry“ für viele Inder*innen an.

🟠 Basis-Gewürzmischung für nordindische Currys (z. B. Butter Chicken, Dal Makhani)

Diese Mischung bringt Wärme und Tiefe – perfekt für cremige Soßen:

  • 2 TL Garam Masala
  • 1 TL Kreuzkümmel (gemahlen)
  • 1 TL Koriander (gemahlen)
  • ½ TL Kurkuma
  • ½ TL Paprikapulver (mild)
  • 1 Prise Zimt
  • Optional: 1 Prise gemahlene Nelke oder Muskat

👉 Tipp: In Ghee oder Öl anrösten, bevor du Zwiebeln und Tomaten hinzufügst.

Ist „Curry“ rassistisch?

Nicht unbedingt. Aber der Begriff ist kulturell unsensibel und durch den Kolonialismus belastet. Viele Menschen aus Süd- und Südostasien empfinden ihn als frustrierend, weil er ihre Esskultur auf ein Klischee reduziert. Und auch wenn keine böse Absicht dahintersteckt, kann Sprache eben trotzdem verletzen oder Missverständnisse fördern.

Die gute Nachricht: Wir können es besser machen – ohne auf leckeres Essen verzichten zu müssen.

🟡 Südindische Curry-Mischung (z. B. für Sambar oder Linsen-Currys)

Würzig, zitronig und leicht scharf – ideal für dal- und kokosbasierte Gerichte:

  • 2 TL Senfkörner (schwarz)
  • 1 TL Kreuzkümmelsamen
  • 1 TL Bockshornkleesamen
  • 6 Curryblätter (frisch oder getrocknet)
  • 1 TL Kurkuma
  • 1 getrocknete Chili
  • Optional: 1 TL Asafoetida (Hing)

👉 Tipp: Als „Tadka“ in Öl anbraten und am Ende über das Gericht geben.

Wie spreche ich respektvoll über indisches Essen?

Hier ein paar einfache Tipps:

  • Sei konkret: Wenn du ein Gericht kochst oder bestellst, nenne es beim Namen – Butter Chicken, Korma, Dal Makhani, Aloo Gobi etc.
  • Lerne dazu: Informiere dich über die Ursprünge – Nordindien, Südindien, Gujarat, Punjab, Kerala – jede Region hat ihre eigene Küche.
  • Vermeide Verallgemeinerungen: Es gibt nicht die indische Küche. Genauso wenig wie es „die“ europäische Küche gibt.
  • Höre zu: Wenn Menschen aus der indischen Kultur über ihr Essen sprechen, nimm dir die Zeit zuzuhören – und lerne von ihrer Perspektive.
  • Hinterfrage Labels im Supermarkt: Nicht jedes „Curry“ aus dem Glas hat etwas mit authentischem indischen Essen zu tun. Oft ist es ein westliches Produkt mit Gewürzen aus dem Süden.
🔴 Punjabi Masala für kräftige Fleischgerichte (z. B. Rogan Josh, Chicken Curry)

Diese Mischung hat Wumms – für dunkle, herzhafte Fleisch- oder Kartoffelgerichte:

  • 2 TL Koriander (gemahlen)
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 TL schwarzer Pfeffer
  • ½ TL Zimt
  • 1 TL geräuchertes Paprikapulver
  • 1 TL Garam Masala
  • 1 TL Knoblauchpulver (optional)

👉 Tipp: Mit etwas Tomatenmark in heißem Öl karamellisieren.

Essen ist mehr als Geschmack – es ist Identität

Essen ist ein Teil unserer Kultur, unserer Familie, unserer Geschichte. Wer die Gerichte anderer Kulturen schätzt, sollte auch bereit sein, ihre Tiefe zu erkennen – und ihre Namen zu respektieren. Das ist kein Zwang, sondern eine Einladung, die Welt mit mehr Neugier, Sensibilität und Genuss zu entdecken.

Also: Beim nächsten indischen Abend einfach mal Chole sagen statt „Kichererbsen-Curry“ – und die Geschichte mitessen, die auf dem Teller liegt.

🔵 Hausgemachtes Garam Masala – die Krönung

Garam Masala ist keine Currymischung an sich, sondern ein Finishing-Gewürz:

  • 2 EL Koriandersamen
  • 1 EL Kreuzkümmel
  • 1 TL Pfefferkörner
  • 1 TL Kardamom (grün, ganz)
  • 1 TL Zimt (Stange)
  • ½ TL Nelken
  • ½ TL Muskatnuss (frisch gerieben)

👉 Zubereitung: In der Pfanne ohne Öl anrösten, abkühlen lassen, mahlen, luftdicht lagern.

Eine pdf-Datei mit 25 Rezepten von Curry-Mischungen zum downloaden.

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Kommentar verfassen