Predigt zum Sonntag Judica – Markus 10,35-45
Ein Busfahrer und ein Pfarrer stehen vor dem Himmelstor. Der Busfahrer kommt in den Himmel, der Pfarrer in die Hölle. Entsetzt beschwert sich der Pfarrer: “Ich habe jeden Sonntag zu den Leuten gepredigt und nun komme ich in die Hölle und dieser Busfahrer kommt in den Himmel! Was soll denn das?”
Antwort: “Ganz einfach: Wenn du gepredigt hast, haben alle Kirchgänger geschlafen, wenn der Busfahrer aber gefahren ist, haben alle, die im Bus waren, angefangen zu beten!”
Also ich hoffe ihr schlaft heute nicht, damit ich in den Himmel komme?
Um den Himmel, besser gesagt um das Himmelreich, geht es uns heute. Damit ist das Reich Gottes gemeint, auf das wir als Christen hinleben.
Manchmal ist es gut, wenn man Beziehungen hat. Die Bibel berichtet uns von zwei Jünger Jesu, die wie auch die anderen Jünger Freunde von Jesus sind. Weil sie so gute Beziehungen zu Jesus hatten, wollten sie diese Beziehungen auch gleich nutzen. Denn Beziehungen schaden ja schließlich nur dem, der sie nicht hat.
Also wenn man etwas im Leben erreichen will, dann darf man nicht so bescheiden sein, dann sollte man schon das Ziel haben, die Nummer eins zu sein. Ja und die beiden Brüder haben gedacht: Ok die Nummer eins werden wir nicht, die ist ja Jesus. Aber Nummer zwei und Nummer drei und neben ihm auf dem Thron, das sollte schon drin sein.
Ich lese einmal diese Geschichte aus Markus 10 nach der BasisBibel vor:
Markus 10,35–45 BasisBibel
35 Jakobus und Johannes, die Söhne von Zebedäus, traten nahe an Jesus heran und sagten zu ihm: »Lehrer, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.«
36 Jesus fragte sie: »Was möchtet ihr denn? Was soll ich für euch tun?«
37 Sie antworteten ihm: »Lass uns rechts und links neben dir sitzen, wenn du regieren wirst in deiner Herrlichkeit.«
38 Aber Jesus sagte zu ihnen: »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet. Könnt ihr den Becher austrinken, den ich austrinke? Oder könnt ihr die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?«
39 Sie antworteten ihm: »Das können wir.« Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet tatsächlich den Becher austrinken, den ich austrinke. Und ihr werdet die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde.
40 Aber ich habe nicht zu entscheiden, wer rechts und links von mir sitzt. Dort werden die sitzen, die Gott dafür bestimmt hat.«
41 Die anderen zehn hörten das Gespräch mit an und ärgerten sich über Jakobus und Johannes.
42 Da rief Jesus auch sie näher herbei und sagte zu ihnen: »Ihr wisst: Die Herrscher der Völker unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und die Machthaber missbrauchen ihre Macht.
43 Aber bei euch darf das nicht so sein: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen.
44 Und wer von euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein.
45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für die vielen Menschen.«
Der Wunsch von Johannes und Jakobus ist menschlich gesehen natürlich. Und wenn wir ehrlich sind, wer von uns würde nicht auch gern anerkannt sein – vielleicht nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit – aber anerkannt und geachtet sein. Wer von uns würde sich nicht freuen, wenn da Menschen zu einem kommen und den Rat hören und annehmen, den man gibt.
Und es gibt Leute, die strahlen Demut aus, – aber mit dieser Demut, die vielleicht nicht echt ist, wollen auch sie anerkannt werden.
Anerkannt und geachtet zu sein – gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen.
Wie reagiert nun Jesus auf den Wunsch der beiden Brüder? Im Gegensatz zu den anderen Jüngern regt sich Jesus über diese Bitte nicht auf.
Würden wir uns nicht auch, wie die 10 Jünger aufregen: Wie könnt ihr Jesus so etwas bitten, das macht man doch als guter Christ nicht. Nun Jesus selber lässt diese Bitte der beiden Brüder stehen. Da gibt es von ihm kein kritisieren und verurteilen. Aber er stellt dieser Bitte der beiden Brüder die Definition gegen über, was es heißt im Reich Gottes groß zu sein:
Wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein.
Nun ehe wir uns dieser Kernaussage des Predigttextes zuwenden, wollen wir uns noch einmal den beiden Brüdern Johannes und Jakobus zuwenden. Den trotz ihrer „unverschämten“ Bitte kann man von ihnen beiden doch auch Gutes abgewinnen:
1. Sie hatten ein immenses Vertrauen auf Jesus. Jesus hat es ihnen dabei wirklich nicht leicht gemacht, dieses Vertrauen zu haben. Da sind seine Leidensankündigungen, seine ständigen Konfrontationen mit der religiösen Führerschaft und einige der Jünger haben auch Jesus schon verlassen. Doch die beiden sind Jesus treu, bei ihm wollen sie bleiben.
2. Sie sind bereit auf Jesus und sein Wort zu hören. Sie stellen zwar hier eine „unmögliche“ Bitte. Doch sind sie bereit, sich korrigieren zu lassen. Sie vertrauen Jesus mit einem aufrichtigen Herzen. Er ist ihr Vorbild.
3. Sie sind bereit auch ihr irdisches Leben, um der Sache Jesu zu opfern. Wenn ihr Herr und Meister um seiner Sache sterben wird, dann wollen sie es auch. Jakobus stirbt durch das Schwert. Nach ihm sind die heutigen Jakobswege benannt.
Auf ihre Bitte um Teilhabe an der Macht Jesu im Himmelreich, erhalten die beiden Jünger erst einmal keine befriedigende Antwort. Jesus macht ihnen nur deutlich, dass er selbst nicht dafür zuständig ist, sondern, dass es die Entscheidung von Gott, dem Vater, ist.
Natürlich bekommen die anderen 10 das Gespräch der beiden mit Jesus mit – und sie regen sich richtig darüber auf.
Und da ruft sie Jesus zusammen und gibt ihnen, die Antwort die unter uns als die christliche Tugend bekannt ist:
Wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein.
Und Jesus selber macht es uns vor, mit seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Er ist der Herr, der sogleich der Diener ist:
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für die vielen Menschen.
Eine Frage, wer von beiden Frauen war bzw. ist reicher: Mutter Theresa oder Madonna? Beide sind uns nun nicht so unbekannt, dass wir das nicht einschätzen können.
Aber hier genau geht es um den Punkt, von dem aus wir beide betrachten. Sehen wir es vom Punkt des Geldes aus, ist Madonna die reichere.
Sehen wir es vom Standpunkt des erfüllten Lebens aus, ist es Mutter Theresa. Und zwischen beiden Frauen gibt es einen erheblichen Unterschied.
Mutter Theresa hätte auch ein erfülltes Leben gehabt, wenn sie nicht berühmt geworden wäre. Dem gegenüber braucht Madonna dieses berühmt und bekannt sein in der Öffentlichkeit. Nur so hat ihr Leben einen gewissen Sinn.
Doch nach den Worten Jesu führt das aber nicht zu einem erfüllten Leben. Jesus macht uns unmissverständlich deutlich:
Wer von euch der Erste sein will, soll der Sklave von allen sein.
Dieses Erste sein oder auch groß sein fordert uns auch heute heraus:
1. Wahre Größe ist nicht Selbsterhöhung
Ich kann mich nicht selbst erhöhen, nur weil ich etwas Besonderes geleistet habe. Oder weil ich jemanden kenne, der etwas Besonderes geleistet habe.
Denn selbst wenn man an einem Piano spielt, an dem Beethoven selber gespielt hat, dann sagt das noch lange nicht über die Qualität des Klavierspielers aus.
Wahres Dienen und für den anderen da zu sein, kann nicht deswegen geschehen, weil man sich irgendwie hervorheben will. Wahres Dienen geschieht aus der Selbstlosigkeit heraus. An Jesus selber können wir es lernen. Sicher ist wahre Selbstlosigkeit selten, darum macht sie dann doch nach außen Eindruck.
2. Wahre Größe erfordert Einsatz
Die wahre Größe, von der hier Jesus spricht, erfordert einen über 100 % Einsatz.
Deutschland sucht den Superstar – jeder von den jungen Menschen möchte dieser Superstar werden, dass kostet viel Kraft, viele Nerven und ein immenses Stehvermögen. Ja und man muss auch gut Hacken können.
Schon bei dieser materiellen Sache geht es hoch her.
So wie sich diese jungen Menschen für ihre Sache einsetzten, so haben wir uns für die Sache Jesu, für unsere Mitmenschen und in ganz besonderer Weise auch unsere christlichen Brüder und Schwestern einzusetzen.
Wer unter euch groß sein will, der muss sich einsetzen. Nicht nur ein bisschen – nein ganz und gar.
3. Wahre Größe erfordert Ausdauer
Eins ist klar: Drückeberger werden niemals diese wahre Größe erreichen. Ob ihr mir es glaubt oder nicht: Es gibt auch christliche Drückeberger. Das sind die, die ein einigermaßen frommes Christsein leben mit so wenig wie möglich Einsatz im Dienst für den anderen. Das sind die, die lieber nur Geld statt Geld und Einsatz geben, oder gar keins von beiden geben.
Wahre Größe wird durch Einsatz und Engagement geboren, aber zu Blüte kommt sie erst durch die Ausdauer. Auch im Glauben und im Dienen brauchen wir den langen Atem.
4. Wahre Größe erfordert Dienen
Der frühere Pastor der amerikanischen Willow-Creek-Community-Church Bill Hybels hat ein Buch mit dem sehr markanten Titel „Herabsteigen zur Größe“ geschrieben. Dieser Titel drückt genau das aus, was Jesus hier in diesem Bibelwort sagt. Er sagt dazu: „Wie Christus müssen wir hinabsteigen – in persönliche Hingabe, bedingungsloses Geben und Tod unseres Egos. Und wie Christus werden wir dann aufsteigen – zu Erfüllung, Segen, Freude und Sinn in unserem Leben.“
Wie viele Menschen setzen sich mit viel Ausdauer und Engagement für Sachen ein, die vergänglich sind. Vielleicht müssen wir uns einmal die Frage stellen: Was würden andere Menschen in einem Satz zusammengefasst, über mein Leben sagen?
Jesus Christus will, dass wir einander Dienen und füreinander da sind. Dass wir unsere Gaben, die wir von Gott geschenkt bekommen haben, für den anderen nutzen, für unsere Brüder und Schwestern, aber auch für unsere Mitmenschen, die fernen und die nahen.
Wahre Größe kommt durch Einsatz, Ausdauer und Dienen und nicht durch Selbsterhöhung.
Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen; wer unter euch der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.«
Amen.