Um es vorweg zu nehmen dieser Artikel ist inhaltlich nicht ganz neu. Er ist in ähnlicher Weise schon an anderer Stelle erschienen. Noch einmal das Augenmerk auf die Nutzung der Social Media und besonders Twitter im Dienste des Evangeliums zu legen, ist mir seit dem Kongress Kirche² vom 14.02.2013 bis 16.02.2013 in Hannover, wo das unter anderem ein Thema war, besonders wichtig.
Twitter, das sogenannte Microblogging mit maximal 140 Zeichen, ist jetzt etwa 6 Jahre alt. Ich selber nutze es seit etwa 4 Jahren. Twitter ist nach wie vor sehr beliebt. In Deutschland vielleicht nicht mehr bei der ganz jungen Generation so. Da ist Facebook beliebter. Aber Twitter lässt sich mit den anderen sozialen Netzwerken, wie Facebook, LinkedIn und Google+, verbinden. Selbst mit den verschiedensten Blogs und Webseiten ist ein Verbinden möglich. Es gibt die verschiedensten Twitterdienste und Apps für Smartphones und Tablet-PC, über die man twittern kann. Verschiedene Webseiten und Software können die Tweets (Twitter-Meldungen) auswerten. Zum Beispiel kann man mit Storify und den entsprechenden Stichwörtern und Hashtags eine Geschichte schreiben oder mit paper.li eine eigene Zeitung herausgeben.Seit ich Twitter vor 4 Jahren entdeckt habe, folgen mir etwa 750 Menschen und ebenso vielen folge ich. Das sind vielleicht keine großen Zahlen, aber einen kleinen Überblick will ich ja doch behalten. Ich bin erstaunt, welche interessanten Menschen ich in dieser Zeit entdeckt habe. Erst einmal hier aus Deutschland und dann international. Von Hawai bis Australien, von Saudi-Arabien bis England lernte ich Menschen kennen. Ich lernte sicher nicht alles von ihnen kennen, doch erfuhr dennoch manches, was sie bewegte, was sie erlebten. Und andererseits nahmen sie an meinem Leben teil. Sicher es wird nicht alles erzählt, nur das was man will.
Es sind bei meinen Followern, dass sind die, die mit mir bei Twitter verbunden sind, Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen, vom Atheisten bis zum frommen Christen, vom Nichtreligiösen bis zum Pfarrer und zur Pfarrerin aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden.
Es gehören Radiosender, Zeitungen und Nachrichtendienste dazu. Es ist ja schön, dass Twitter ein Medium der schnellen Meldung ist. Da bekommt man immer die aktuellsten Schlagzeilen. So wurde manches Geschehen schnell um den Erdball getwittert.
Denken wir an die politische Macht von Twitter (z.B. beim sogenannten arabischen Frühling).
Doch bleiben wir bei den Menschen. Ich lernte Menschen mit ähnlichen Interessen und Hobbys kennen. Twitter bietet die Möglichkeit Menschen in einer anderen Art und Weise zu begegnen.
Für meinen Beruf als Pfarrer ist Twitter sehr hilfreich. Es öffneten sich Horizonte gegenüber anderen Menschen und dann ergaben sich da schon manche Impulse für Predigt und Bibelstunde. Mein Gemeinde ist das mittlerweile schon gewöhnt, dass ich manchmal meine Predigt mit einem Beispiel aus dem Internet oder mit Twitter beginne. Sie kann also nicht sagen, dass ich nur fromm daher rede und keine Ahnung vom Leben habe. Manche theologische Impulse von Kollegen und Kolleginnen gab es über Twitter.
Unsere Kirchengemeinden haben einen sogenannten Twitterwall, wo man mit einem Hashtag kurze Mitteilungen absetzen kann. Kolleginnen und Kollegen haben mit Twitter und Twitterwall schon Gottesdienste gestaltet. Bei Konferenzen und Kongressen sind Twitter und Twitterwall sehr hilfreich und können Raum für direkte Rückmeldungen schaffen und andere, die nicht anwesend sind, daran teilnehmen lassen.
Wenn wir einen Blick in die frühe Kirchengeschichte werfen, ist es schon erstaunlich, wie die ersten Christen ganz selbstverständlich die damals modernen Kommunikationsmittel der Römer nutzten, um das Evangelium von Jesus Christus zu verkünden. Es war selbstverständlich, dass das Evangelium in die damals bekannte Welt hinaus gebracht werden musste. Wir als Christen im Zeitalter der modernen Kommunikation tun uns nach wie vor schwer diese Mittel zu nutzen, um den Auftrag Jesu gerecht zu werden. Dabei steht seine Mission in die Welt hinauszugehen als Herausforderung uns vor Augen.
Wir diskutieren viel lieber über die negativen Folgen der Social Medien und versuchen uns ihrer zu verweigern, als sie zu nutzen und dabei vielleicht den negativen Folgen (es gebe sie denn) gegenzusteuern.
Das war so vor zwei Jahrzehnten ähnlich: Als ich mir als gelernter Fachinformatiker und mittlerweile Pfarrer vor 22 Jahren einen Computer gekauft hatte, da sagten manche Kollegen: „Einen Computer brauchen wir nicht“. Heute gibt es kaum noch einen Pfarrer oder Pfarrerin, die nicht einen Computer haben. Tablet-PC oder Laptop, Beamer und Powerpoint gehören fast zur Grundausstattung für Gottesdienst und Bibelstunde.
Man kann heute sagen: „Social Media und Twitter brauchen wir nicht!“ Sicher brauchen wir das nicht. Wir brauchen das alles nicht um zu leben. Wir brauchen auch den Computer nicht. Doch es geht ja an dieser Stelle nicht zuerst um uns, sondern um die Menschen, die sich in der Welt der Social Media bewegen. Wenn wir uns verweigern, vergeben wir uns eine Chance mit ihnen zu kommunizieren. Und ihnen in einem gewissen Grad seelsorgerlich beizustehen.