Spirituelles Gemeindemanagement: Organisationsformen der Gemeindeleitung

Wie jedes Unternehmen im Profitbereiche und im Non-Profit-Bereich braucht eine Gemeinde Führung und Leitung. Das ist auch in der Bibel so vorgegeben. Schon im Alten Testament finden wir verschiedene Strukturen der Leitung, z.B. bei Mose und dem Gottesvolk, im Neuen Testament bei Jesus und seinen Jüngern und dann in der urchristlichen Gemeinde.

In der Kirche hatte sich ein gewissermaßen pastorales Modell der Gemeindeleitung durchgesetzt. Der Pfarrer oder die Pfarrerin als hauptamtlicher Gemeindeleiter/in. Es ist sozusagen das Hirtenmodell. Dieses bestimmt in abgewandelter Form nach wie vor das Leitungsprinzip vieler Gemeinden.

Nach gültiger Kirchenordnung ist für die Gemeindeleitung der Pfarrer bzw. die Pfarrerin gemeinsam mit dem Gemeindekirchenrat (Presbyterium, Kirchenvorstand) zuständig. Normalerweise gibt es einen ehrenamtlichen Vorsitzenden.

Doch in vielen Gemeinden halten Pfarrer und Pfarrerin in Zusammenarbeit mit weiteren haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter/innenden den Betrieb der Gemeinde aufrecht. Das meiste der Aktivitäten in der Gemeinde kann der Pfarrer bzw. die Pfarrerin noch überblicken. Nur einiges, wie Kindergarten oder/und Diakonieverein, führen ein Eigenleben. Daher ist die Organisation auf den Pfarrer oder die Pfarrerin konzentriert. Das Ganze kann man in Form einer Linien-Organisation darstellen:

Hier ist der Pfarrer oder die Pfarrerin die Koordinationsstelle, über die alles läuft. Alles geht über den einen Tisch. Das kann bei einem gewissen Arbeitsumfang dann zu Überforderung führen. Spätestens dann ist Hilfe notwendig.

Mindestens bei der Frage nach der konzeptionellen Arbeit in der Gemeinde ist Unterstützung erforderlich. Der Gemeindekirchenrat (Presbyterium, Kirchenvorstand) kann das nicht leisten. Daher ist ein konzeptionelles Planungsteam nötig. So steht dann der Pfarrer bzw, die Pfarrerin in Beziehung zu diesem Planungsteam. Das kann man in einer Stab-Linien-Organisation darstellen:

Nun hat der Pfarrer bzw. die Pfarrerin ein Team, welches ihn/sie bei der konzeptionellen Arbeit um die Zukunft der Gemeinde unterstützt. Doch in der eigentlichen Leitungsarbeit ist er/sie immer noch allein.

Darum ist eine dritte Phase notwendig, wo die Verantwortung für die einzelnen Bereiche der Gemeindearbeit aufgeteilt werden und der Gemeindekirchenrat (Presbyterium, Kirchenvorstand) zu einem wirklichen Leitungsgremium entwickelt wird. Das wird durch die Sparten-Organisation dargestellt:

Jetzt sind alle Arbeitsbereiche der Gemeinde in der Gemeindeleitung vertreten. Jeder kann seine Belangen und Anliegen in die Gemeindeleitung einbringen. Das muss aber noch lange nicht funktionieren. Es kann immer noch zu Kommunikationsproblemen kommen. Doch die Voraussetzungen sind geschaffen. Zwischen dem Planungsteam und dem gewählten Gemeindekirchenrat (Presbyterium, Kirchenvorstand) kann es noch zu Schnittstellen- und Kommunikationsprobleme kommen. Daher sollten Gemeindebereichsleiter bzw. deren Stellvertreter bei den Sitzungen der Gemeindeleitung nach Möglichkeit mit anwesend sein bzw. Teil dieser sein.

Führungsmodell: Matrixmanagement / Matrix-Organisation

In einer Gemeinde existiert nicht jeder Arbeitsbereich für sich, sondern wichtig ist die Verknüpfung und Vernetzung miteinander. Nur so entsteht Gemeinschaft, über die Gemeindebereiche hinaus, was ja erst eine Gemeinde attraktiv macht. Außerdem haben viele Gemeindebereiche und Arbeitsbereiche miteinander zu tun. Alle Gemeindebereiche haben z.B. mit dem Arbeitsbereich „Haus und Grund und mit Finanzen zu tun. Daher würde sich für die Gemeindeleitung das Führungsmodell Matrixmanagement / Matrix-Organisation eignen. Es sieht folgendermaßen aus:

Dieses Modell ist erst einmal nicht so leicht zu verstehen. Es wird folgendermaßen definiert:

Matrixmanagement ist eine Art von organisatorischem Management“ in, welchen Leuten mit ähnlichen Fähigkeiten für Arbeit durch Anweisungen vereinigt werden.

Eine Matrixorganisation ist ein mögliches Strukturprinzip in der Organisation eines Betriebes, nach dem Zuständigkeit und Verantwortlichkeit aufgebaut werden können. Dabei werden zwei Leitungssysteme miteinander kombiniert. Die Mitarbeiter stehen in mehreren Weisungsbeziehungen.

Wikipedia englisch / Wikipedia deutsch

Dieses Führungsmodell ist sehr kommunikationsintensiv. Von daher ist es eine Herausforderung für die Gemeinde. Es dauert etwas länger bis deutlich wird, wer in welchem Bereich Entscheidungen treffen kann. Jeder kann in seinem Sinn in der Gemeinde intensiv mitwirken. Er ist in das Abstimmungssystem eingebunden und ist mit vielen im Gespräch.

Als Vorteile können unter anderen genannt werden:

  • kürzere Kommunikationswege,
  • die flexible Berücksichtigung von gemeindegruppenrelevanten Aspekten,
  • die Spezialisierung der Leitungsfunktion bei gleichzeitiger Entlastung der obersten Gemeindeleitung,
  • Problemlösungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Standpunkte und der Vorrang der Sachkompetenz vor der hierarchischen Stellung sowie die Förderung von Teamwork.

Aus Mitarbeitersicht ist ein entscheidender Vorteil,

  • dass sich bei geeigneter Umsetzung der Matrix sowohl eine enge fachliche Steuerung des Mitarbeiters auf der horizontalen Ebene ergibt,
  • als auch ein permanenter Ansprechpartner in der Linienorganisation zur Verfügung steht, der im Sinne des Mitarbeiters und dessen Entwicklung agieren und vermitteln kann.

Natürlich hat dieses Modell auch Nachteile:

  • zur Gemeindeleitung werden mehr Mitarbeiter benötigt
  • ein höherer Kommunikationsaufwand
  • Entscheidungsprozesse dauern länger, weil ja mehr Leute eingebunden sind
  • Kompetenzkonflikten:
    • Machtkämpfen und unbefriedigenden Kompromissen,
    • Zurechnungsprobleme von Erfolgen und Misserfolgen,
    • ein Mangel an Transparenz, notwendige, klare Regelungen der Kompetenzen,

Trotzdem ist dieses Modell ein Modell, welches die Gemeinde in ihrer Entwicklung im Spirituellen Gemeindemanagement ein ganzes Stück vorwärts bringt.

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