Predigt zu 2. Korinther 4,6-10 am letzten Sonntag nach Epiphanias 24.01.2010 -gehalten in Fraureuth und Gottesgrün
Liebe Gemeinde,
am Freitag hatten wir ja in der Kirche in Fraureuth erlebt was eine kleine Kerze bewirken kann, wie so ein kleines Licht in der Dunkelheit Hoffnung geben kann. Ja wie dabei die Angst verschwindet.
Ich muss mich da an meine Kindheit erinnern, wenn es da hieß: „Gehe mal in den Keller und hole mal ein Glas Wurst.“ Ich muss dazu sagen, der Keller war alles andere als beleutet, nur eine Handlampe gab es. Nun da war es in den meisten Räumen dunkel. Erst wenn man die Handlampe nahm und in den Raum leuchtet, wurde er heller und man sah, was darin los war.
Als Kind hatte ich auch manchmal Angst im dunklen Keller. Da war ich froh, dass das Licht brannte.
Auch wir sind froh, wenn wir im Lichte leben. Und uns als Christen ist das wahre Lebenslicht gegeben. Das wahre Lebenslicht heißt Jesus Christus.
Sicher ist es heute sehr schwer, im Angesicht der Katastrophe von Haiti als von Jesus als dem aufgehendem Licht und als das Lebenslicht zu predigen. Doch sind wir ehrlich, wo als nur bei ihm finden wir wirklich Halt und Hoffnung. Dabei soll das aber kein Vertrösten in ein Jenseits sein, sondern Kraftquelle im Diesseits im Heute.
Ich habe die Blogeinträge der Kleinen Brüder und Schwestern in Haiti auf evangelisch.de gelesen. Sie haben über 20 Mitarbeiter verloren, welche im Erdbeben ums Leben gekommen sind. Doch mit welcher bis an den Rand der menschlichen Möglichkeiten gehenden Anstrengung wird hier geholfen. Und Kraft finden sie eben bei dem Lebenslicht Jesus Christus. Nicht nur sie, sondern viele andere, die in Haiti helfen und wirken.
Vom wahren Lebenslicht Jesus Christus spricht nun unser Predigttext heute. Es ist die Epistel aus 2. Korinther 4,6-10. Ich lese ihn nach der Neuen Genfer Ãœbersetzung:
6 Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen.
7 Wir allerdings sind für diesen kostbaren Schatz, der uns anvertraut ist, nur wie zerbrechliche Gefäße, denn ´es soll deutlich werden, dass` die alles überragende Kraft, ´die in unserem Leben wirksam ist,` Gottes Kraft ist und nicht aus uns selbst kommt.
8 Von allen Seiten dringen Schwierigkeiten auf uns ein, und doch werden wir nicht erdrückt. ´Oft` wis-sen wir nicht mehr weiter, und doch verzweifeln wir nicht.
9 Wir werden verfolgt und sind doch nicht verlassen; wir werden zu Boden geworfen und kommen doch nicht um.
10 Auf Schritt und Tritt erfahren wir am eigenen Leib, was es heißt, am Sterben Jesu teilzuhaben. Aber gerade auf diese Weise soll auch sichtbar werden, dass wir schon jetzt, in unserem irdischen Dasein, am Leben des auferstandenen Jesus teilhaben.
Liebe Gemeinde,
„Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen.“ Kriege und Terror, die Naturkatastrophen, wie eben die Erdbeben in Haiti sind Bilder der Dunkelheit. Manche sind durch die Menschen selber geschaffen, andere sind so hart wie das klingen mag, Ausdruck der Vergänglichkeit der Schöpfung Gottes auf unserer Erde in unserer Welt. Wir können diese Finsternis nicht begreifen und verstehen. Ja wir leiden darunter. Und eben aus dieser uns Menschen umgebenden Finsternis will das Licht des Lebens leuchten, will Jesus Christus leuchten.
Für den Apostel Paulus ist aber genau die Hintergründigkeit und Finsternis in der Welt eine Realität.
Dabei wird die Finsternis von ihm nicht als Naturereignis verstanden. Sondern es geht um Finsternis als Gottesferne, als Ergebnis der Macht der Finsternis. Dass es diese Finsternismächte gibt, darüber reden wir auch in der Kirche nicht gern. Wir reden viel lieber von den guten Seiten des Glaubens. Doch diese Finsternis ist Realität.
Aber nicht nur diese Finsternis gibt es, sondern auch in unserem eigenen Inneren gibt es Dunkelheit. Und wir leiden selber sogar darunter. Daher können wir das doch recht gut nachempfinden, was der Apostel Paulus so von unserem Menschsein schreibt:
– Wir sind zerbrechliche Gefäße – Terracotta. Uns bedrücken Krankheiten, Schmerz und Leid. Wir sind im Leben schon mit dem Tod gekennzeichnet.
– Von allen Seiten dringen Schwierigkeiten auf uns ein. Wir haben kaum Luft zum atmen. Wir wissen fast nicht mehr ein noch aus.
– Nun Verfolgung erleiden wir zwar hier in unse-rem Land nicht, aber wir brauchen nur etwas in unsere Welt hineinzuschauen. Wie viele Christen werden um ihres Glaubens willen verfolgt. Und dennoch ist es mittlerweile auch bei uns nicht mehr selbstverständlich, dass man an Jesus Christus glaubt. Ja selbst das ist nicht mehr selbstverständlich, dass man Glied einer Kirche oder Gemeinde ist. Manchmal hat christlicher Glaube auch an unserem Land den Charakter von etwas exotischem.
Und natürlich auch die kritische Anfrage unserer Mitmenschen z.B. beim Erdbeben in Haiti. Da hören wir die Fragen: „Wo war denn da euer Gott? Hat er sich verabschiedet?“
– Wir haben Anteil am Sterben Jesu und erfahren es auch an unserem eigenen Leben und zwar jeden Tag neu.
Paulus beschreibt hier die Vergänglichkeit und die Ärmlichkeit unseres menschlichen Daseins. Und ich muss sagen, wenn wir nur dieses hier hätten, wären wir eigentlich nur noch zu bedauern, dann wären wir das, was Paulus in 1. Korinther 15 sagt: „so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“.
Doch und das ist die gute Botschaft, so elend und erbarmungslos unser Leben auch manchmal sein kann. Und ich weiß, dass es sogar schlimmer sein kann, als wie es Paulus hier beschrieben hat. So elend und erbarmungslos unser Leben sein kann, so kann es dennoch ein hoffnungsvolles Leben sein. Ja es kann sogar ein erfülltes Leben sein.
Ich habe es schon oft erlebt, dass Menschen, die selber sehr viel schweres in ihrem Leben durchgemacht haben, nicht getröstet werden mussten, sondern selber zum Tröster wurden, weil sie ihr Leben und ihren Glauben in Jesus Christus gegründet hatten.
Bei ihnen konnte man spüren, dass trotz aller irdischen Vergänglichkeit, trotz allem Leid und Schmerz, sie eine Hoffnung hatten, die ihnen für jeden Tag neu Hoffnung gab. Es war und ist eine Hoffnung, die nicht in das Jenseits vertröstet, sondern eben im heute wirkt und Kraftquelle ist.
Wir werden hier mit zerbrechlichen Tongefäßen verglichen, mit Terracotta: Und genau in diese Tongefäße, die auch manchmal schmuddelig und schmutzig aussehen, die angeschlagen und eingerissen sind, da hinein gibt sich der wertvolle Inhalt, der Schatz, wie es Paulus sagt. Also ganz das Gegenteil dessen, was Werbestrategen empfehlen. Dahinein begibt sich Jesus Christus. Er kommt in unser Sein, in unsere Welt wird Mensch, nimmt diese Menschsein auf sich und überstrahlt alles. Dieser Inhalt Jesus Christus bewährt sich unter schwierigsten Bedingungen.
Vielleicht ist das die Besonderheit dieses Schatzes. Erst unter Schwierigkeiten zeigt er seine schönsten Facetten. Dieser Schatz macht sich angreifbar.
Er zeigt sich darin stark, dass er Schwächen zulässt. Er kommt in die Nöte der Welt. Er nimmt an der Zerbrechlichkeit teil.
Pilatus sagt über ihn in Johannes 19,5: „Seht, welch ein Mensch! Oder die lateinischen Worte, die auch in die Kunstgeschichte eingegangen sind. „Ecce homo!“
Er schottet sich nicht ab gegen die Sorgen und Nöte der Menschen. Und gerade dadurch wirkt er überwindend und befreiend.
Auch schon die erste Generation der christlichen Gemeinde erfuhr Widerstand gegen die Frohe Botschaft. Und wenn wir die Erfolgsbilanz des Apostels sehen, dann war es auch dort nicht die großen Zahlen von Menschen, die zum Glauben fanden. In der Apostelgeschichte und den Briefen des Neuen Testamentes wird Bedrängnis wird beschrieben und Verfolgung. Unterdrückung und sogar tödliche Folgen bei der Verbreitung des Evangeliums werden sichtbar. Aber die Aufzählung der Bedrängnisse hat nicht zum Ziel, Mitleid zu erzeugen oder den Märtyrer zu spielen. Im Gegenteil: In den äußeren Ereignissen, in denen Angst und Schwachheit mitspielen, wird der innere Trost und die Geborgenheit spürbar, die die Wirksamkeit des Christus in diesen Ereignissen hervorbringt.
Wer sich in eigenen Worten und Taten sonnt, verbreitet eher eine Show. Gerade am eigenen Ende wird die Herrlichkeit Gottes darin erfahren, dass er nicht allein lässt und neu mit uns anfängt. Wir fallen, wenn wir fallen, nicht immer auf die eigenen Füße, aber in die Hände Gottes.
Der Liederdichter Arno Pötsch schreibt 1941 folgendes Lied, was die Geborgenheit bei Gott zum Ausdruck bringt:
1. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.
2. Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not.
3. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.
Lasst uns nun in dieser Glaubensgewissheit in den Alltag gehen, das durch uns vergängliche Tontöpfe, der wertvolle Schatz, das helle Licht Jesus Christus strahlt und Raum gewinnt, auch in den schweren Tagen unseres Lebens, auch in solchen Katastrophen wie in Haiti.
Lasst das Lebenslicht Jesus Christus in uns hell werden.
Amen.