Groß und wunderbar sind deine Werke

Predigt – Sonntag Kantate 2024 in Kriebitzsch
Offenbarung 15,2–4

Liebe Gemeinde,

vielleicht kennen sie diese Werbung noch aus den 90iger des vorigen Jahrhundert. Da verspricht sie uns: Wenn wir das richtige Geschirrspülmittel haben, dann glänzen unsere Weingläser. Das hat Einfluss auf die Beziehung zu unserem Nachbarn. Ob das nun so stimmt, sei einmal dahingestellt.

Doch jede gute Hausfrau und jeder gute Hausmann freut sich an gut gespülten Gläsern und ärgert sich darüber, wenn diese durch das Spülen in der Geschirrspülmaschine blind werden und weiße Schlieren bekommen.

Um Glas in einer besonderen Form geht es heute im Predigttext aus dem Buch der Offenbarung. Mancher wird sich auf den ersten Blick wundern, was dieser Text mit dem Thema des heutigen Sonntages zu tun hat: „Cantate – Singt dem Herrn ein neues Lied“. Aber auf den zweiten Blick werden wir recht schnell entdecken, dass es hier um den vollendeten Lobgesang in Gottes Herrlichkeit geht.

Wir lesen Worte aus Offenbarung 15,2-4:

Offenbarung 15,2–4 BB
2 Dann sah ich etwas wie ein gläsernes Meer, das mit Feuer vermischt war. Und ich sah alle, die den Sieg errungen haben. Sie haben sich befreit von der Macht des Tieres und seines Standbildes – und ebenso von der Macht der Zahl, die sein Name ergibt. Sie standen am gläsernen Meer und hatten Leiern Gottes. 3 Sie sangen das Lied des Mose, der ein Diener Gottes war, und das Lied des Lammes: »Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger. Voller Gerechtigkeit und Wahrheit sind deine Wege, du König über die Völker. 4 Wer wird vor dir, Herr, keine Ehrfurcht haben und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Alle Völker werden kommen und sich vor dir niederwerfen, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.«

Liebe Gemeinde,

die Worte des Apostels Johannes aus dem Buch der Offenbarung, über die wir heute nachdenken, sind zwar recht kurz, aber voller symbolischer Bilder: ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt, der Sieg über das Tier, das Lied des Lammes und es ist ein altes Lied das von Mose her kommt …

Ich will jetzt keine allegorische Auslegung dieses Textes machen, aber vielleicht einmal zwei Bilder, das Bild vom gläsernen Meer und das Bild vom Feuer. Dazu gibt es in den Kommentaren ganz verschiedene Auslegungen. Ich möchte einmal eine heute bringen, die ganz aktuell in unsere Zeitgeschichte passt.

Da ist das gläserne Meer – das ist das Meer der Völker und ihrer Geschichte, für uns nicht durchschaubar, sowohl was das Wohin als auch das Wozu betrifft, ist vor Gott gestillt und bis auf den Grund durchschaut. So sieht nun auch die ans Ziel gebrachte, vollendete Gemeinde Sinn und Ziel der Geschichte und auch ihrer eigenen Geschicke in dieser Welt

Das zweite “mit Feuer gemengt” – Die Weltgeschichte scheint uns jetzt „gemengt“ und durchtränkt mit Raff- und Machtgier, mit Neid und Ehrgeiz, mit Hinterlist und Gewalttat und mit dämonisierten Ideologien. Vor Gott aber ist sie „gemengt“ und durchtränkt mit dem heiligen Feuer seiner Gerichte. Sie ist vor ihm und nun auch vor den Augen seiner vollendeten Gemeinde durchrichtet und durchlichtet.

Da brauche ich eigentlich nicht mehr zusagen, wie aktuell solche Bilder des Apostel Johannes auch heute im 21. Jahrhundert sein können.

Uns geht es aber heute um das Singen um den Lobpreis und das Lied:

Offenbarung 15,3 LU17
3 und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.

Das Lied des Moses, das Lied des Lammes und unser Lied werden nun gemeinsam angestimmt.

Das Lied des Moses singt von der wunderbaren Erfahrung, die Mose und das Volk Israel gemacht haben, als Gott das Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten herausgeführt hat.

Als das Volk Israel durch dass Schilfmeer zieht, türmen sich die Wogen der Angst bei den Israeliten meterhoch. Ross und Reiter des Pharaos, Sinnbild unbesiegbarer militärischer Macht, sitzen den Flüchtenden im Nacken. Und dann erreichen sie doch das rettende Ufer! Und sie singen das große Loblied auf Gott, der so wunderbare Taten vollbracht hat.

Genau in diesen Gesang stimmen auch unsere Predigtverse ein: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott!“

Darauf wollen wir uns heute konzentrieren, vielleicht auch mit den Ängsten und Sorgen, die uns heute bewegen: Menschen preisen und loben hier ihren Gott, der ihnen zum Sieg verholfen hat. Sie sind dankbar für seine Hilfe: Groß und wunderbar sind deine Werke…

Das regt auch uns zum Nachdenken an: Haben nicht auch wir viele Gründe, Gott zu loben und ihm zu singen? Können nicht auch wir denn och in unserer Situation, in der wir uns befinden, Loblieder anstimmen und gilt nicht auch für uns die Aufforderung des Wochenspruch dieses Sonntags: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!

Wir haben sicher manchen Sieg in unserem Leben errungen, und viele davon mit Gottes Hilfe.

Da gibt es Menschen, die sagen zu uns: Es gibt kein Gott und belächeln. Ich bin ja viel im Kurznachrichtendienst X ehemals Twitter unterwegs und schicke da öfters so Kurzandachten mit maximal 250 Zeichen durch das Internet. Da erfahre ich auch manchmal Anfeindungen, aber sie halten sich in Grenzen.

Dennoch halten wir an Gott fest. Doch schneller können sich auch Zweifel und Leid breitmachen, besonders bei Krankheit und Behinderung und dann siegt aber doch der Glaube an Gott über allem. Trotz Schmerzen und die Fragen nach dem Warum halten wir an Gott und seiner Liebe fest.

Wir haben den Glauben, wir haben die Zuversicht festhalten können! Wir haben gesiegt … über den Augenschein, über die Hoffnungslosigkeit und Resignation, gegen alles Reden vom leeren Himmel, vom Vergessen am Ende und dem Schlussstrich unter alles Leben, den der Tod angeblich zieht.

Es gibt viele Siege, die wir errungen haben: Über das Gerede und den Klatsch, über die Selbstsucht und den Drang, uns zu bereichern. Wir haben auch schwierige Zeiten in Beziehungen durchgestanden und waren bereit zu vergeben.

Warum wir also singen können? – Weil wir neben allem Schweren, in allem Leid, aller Krankheit und aller Belastung und allen Schicksalsschlägen doch auch viel Güte, viel Freude und Erfüllung erfahren haben.

Vielleicht sollten wir noch mehr danken, für alles Gute und Schöne, das wir haben. Vielleicht sollten wir in unserem Leben mehr Loblieder anstimmen. Das prägt unser Leben positiv.

Auch wenn nicht jeder Mensch so viele Gründe hat wie wir, Gott zu loben, sollten wir unsere Segnungen durch Gott erkennen und schätzen. Und bereit sein auch von diesen Segnungen an andere abzugeben. Und wir werden uns wundern, diese Segnungen wachsen sogar dabei.

Nicht alle Menschen auf unserer Welt und auch in unserem Umfeld haben so viele Gründe, in solche Worte, in solchen Gesang einzustimmen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.

Doch wir können etwas tun, dass mancher es auch mit tun kann.

Vielleicht können wir verstehen, was die symbolischen Bilder in der Offenbarung bedeuten: Das gläserne Meer könnte für das Böse stehen, das wir überwunden haben. Das Tier könnte der Teufel sein, der keine Macht mehr über uns hat. Das Lied des Lammes könnte ein Zeichen unseres Sieges sein. Der Teufel hat keine Macht mehr über uns, ist besiegt durch das „Lamm“, bei dem wir an Jesus Christus denken. Und was „sein Lied“ ist, das fällt uns jetzt auch nicht mehr schwer, uns vorzustellen. Er wird vom Sieg singen, vielleicht in jenen uralten, kraftvollen Worten, die wir bei Paulus lesen: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1. Kor. 15,54cf)

Auch wenn wir nicht alles in den Bildern des Apostel Johannes verstehen können, können sie uns doch dazu bringen, das Wichtigste zu erkennen: dass wir Gott loben und danken sollen, so wie die Menschen am „gläsernen Meer, vermengt mit Feuer“, die durch Gottes Kraft den Tod und den Teufel besiegt haben. Wenn wir keine eigenen Worte finden können, dann können wir vorerst diese nutzen: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Deine Wege sind gerecht und wahrhaftig, du König der Völker. Wer sollte dich nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und vor dir anbeten…“

Die Offenbarung des Johannes ist ein Buch des Trostes. Sein Ziel ist es, uns Gewissheit über Gottes guten Ausgang der Welt und ihrer Geschichte zu vermitteln. Die Offenbarung ist uns nicht in erster Linie gegeben, um einen Zeitplan für die Wiederkunft von Christus und des tausendjährigen Reichs zu geben, sondern um uns Mut zu machen in den Bedrängnissen des Lebens, in der Widerwärtigkeit der Verfolgung, in den Strapazen der Nachfolge. Christen werden wegen ihres Herrn angefeindet.

Sie dürfen aber wissen, dass ihr Herr als Sieger hervorgeht und dass sie mit ihm siegen werden. Manch eine »Schlacht« ist zu schlagen, aber das Ende steht fest: der Leib von Jesus Christus, seine Braut, seine Gemeinde, die Berufenen, die ihm nachgefolgt und treu geblieben sind, werden in seinem Friedensreich mit ihm herrschen.

Das gläserne Meer ist ein Bild dafür, dass alle Chaosmächte besiegt werden, alle Turbulenzen der Welt und ihre Geschichte beseitigt, dass am Ende von Gottes Weg mit dieser Welt Kosmos, Ruhe, Stille und Frieden zustande kommen werden.

Bei allen furchterregenden Bildern der Offenbarung steht dies eine Bild für den guten Ausgang Gottes Weg, seiner Geschichte mit dieser Welt. Am Ende steht Gottes Sieg, und wir dürfen mit ihm siegen!

»Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger. Voller Gerechtigkeit und Wahrheit sind deine Wege, du König über die Völker.

Amen.

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