Gemeinde - Plakat Konfirmandenfreizeit
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Gemeinde – Plakat Konfirmandenfreizeit

Predigt zu Römer 12, 17-21 – 4.Stg. n. Trin.

Liebe Gemeinde,
was wir gerade in Israel erleben, kann uns regelrecht erschüttern. Dieser Krieg zwischen Israel und der radikalen Hamas der Palästinenser. Sicher haben wir vom fernen Europa her keinen Durchblick zu dem ganzen Geschehen. Dennoch ist es schlimm, wenn Menschen sterben, auf beiden Seiten. Einen wirklichen Aufschrei gab es ja erst in Europa als ein Kreuzfahrtschiff, die Aida Diva, von weitem ein paar Splitter abbekam.
Angefangen hat diese ganze kriegerische Eskalation mit der Ermordung von 4 israelischen Jugendlichen durch die palästinensische Hamas. Und danach trat eben dieses Gesetz der Rache in Kraft, welches wir ja aus dem Alten Testament kennen: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Leider bleibt es nicht dabei, sondern es eskaliert immer mehr, so wie wir es jetzt in Israel erleben.
Und nun fragt man sich, wie kann dieser Kreislauf der Rache durchbrochen werden.
Aber Rache gibt es nicht nur hier, sondern Rache geschieht in vielen Teilen des menschlichen Lebens und der menschlichen Gesellschaft. Doch es wird uns dabei ganz schnell deutlich, dass Rache etwas ist, was nicht unbedingt das menschliche Zusammenleben fördert, sondern eher zerstörerisch wirkt.
Der französische Schriftsteller Alexander Dumas hat nicht nur „Die drei Musketiere“ geschrieben, sondern auch den Rache-Roman „Der Graf von Monte Christo“. Letzterer dient heute als Vorlage für eine Filmserie des amerikanischen Fernsehens mit dem Titel „Revenge“ – auf Deutsch: Rache. Da geht es um eine junge Frau die Rache nimmt an der feinen Gesellschaft in Amerika, die ihren Vater wegen Wirtschaftsverbrechen in Gefängnis brachte und dieser dort starb. Eine junge Frau, der vordergründig niemand diese Rache zutraut, die aber hintergründig gut die Fäden spinnen konnte, dass alles, was passierte nie auf sie zeigte.
Rache ist wie ein tödliches Gift, wie ein Krebsgeschwür, das alles Gute, was da ist und lebt, zerfrisst und zerstört. Darum ermutigt uns der der Apostel Paulus gerade als Christen, unseren Glauben, die Macht der Vergebung und die Kraft der göttlichen Lieben gegen die Rache zu setzten. Er schreibt an die Christen in Rom:
Römer 12,17-21

17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Bemüht euch um ein vorbildliches Verhalten gegenüber jedermann.
18 Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden.
19 Rächt euch nicht selbst, liebe Freunde, sondern überlasst die Rache dem Zorn ´Gottes`. Denn es heißt in der Schrift: »´Das Unrecht` zu rächen ist meine Sache, sagt der Herr; ich werde Vergeltung üben.«
20 Mehr noch: »Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Ein solches Verhalten wird ihn zutiefst beschämen.«
21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem.

Nicht vergelten!
Sie klingen richtig nüchtern, die Worte des Apostels Paulus, wenn er hier schreibt: „Vergeltet niemanden Böses mit Bösem.“
Schon diese Worte laden uns ein, einmal darüber nachzudenken, vielleicht zu träumen, was wäre, wenn es in unserer Welt das Böse nicht mehr gäbe? Was wäre, wenn wir Menschen miteinander in Frieden leben könnten? Was wäre, wenn wir uns nur einander Gutes tun? Lässt sich das träumen? Und lässt sich dann davon etwas in dieser Welt umsetzten? Vielleicht auch einseitig? Nur von uns aus? Dem anderen gegenüber?
Der Apostel Paulus ermutigt uns in der Kraft des positiven Lebens zu leben, das uns von Gott durch Jesus Christus geschenkt wurde. Er ermutigt uns als Christen Frieden zu halten. Damit meint er ein geordnetes, gesundes, heiles und einvernehmliches Verhältnis zu den anderen Menschen. Er ist aber auch Realist genug und weiß dass, das keine einfache Aufgabe ist. Sie kann manchmal recht schwierig sein, deswegen schreibt Paulus auch“ soweit es möglich!“. Nicht immer geht die Rechnung auf, aber wir werden ermutigt immer wieder einen Neuanfang zu wagen, vielleicht auch mit der Prämisse und Zusage von 1. Korinther 13:

Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. 1. Kor 13,7

Gerade im Umgang mit Menschen, egal ob Christen aus der Gemeinde oder ob Menschen aus unserem Umfeld, Christen oder Nichtchristen, neben manchen positiven, werden wir Enttäuschungen erleben. Es stellt sich jetzt die Frage: Wie gehen wir mit ihnen um? Wo führen diese Enttäuschungen uns hin? Lassen sie mich entweder mich Resignieren und mich zurückziehen oder führen sie mich zur Rache? Beides ist falsch!
Enttäuschung geschehen zwischen mir und zwischen Menschen und Menschengruppen.
Da sage ich dann: „Der andere ist schwierig“. Muss ich mich nicht vielleicht auch fragen: „Wie schwierig bin ich?“
Vielleicht sieht der andere mich als einen schwierigen Menschen. Denn ich bin auch schwierig!
So entstehen dann die Konfliktsituationen zwischen uns Menschen. Man kann sagen, die meisten Konfliktsituationen entstehen aus Kommunikationsstörungen, aus dem nicht mehr miteinander reden wollen und nicht mehr miteinander reden können. So entstehen dann auch Missverständnisse. Ein Feindbild baut sich auf. Es entstehen Teufelskreise, die gilt es nun zu durchbrechen.
Jetzt ist es ganz besonders wichtig, dass wir als Christen unser Leben aus der Barmherzigkeit Gottes sehen und nicht nur unser eigenes, sondern auch das des anderen.
So kann dann die schöpferische Liebe entstehen, die dann diese Teufelskreise durchbricht. Dann muss es nicht mehr „aus dem Wald herausschallen, wie es hinein schallt“.
Dann kann das geschehen, was der Apostel Paulus sagt: „besiege Böses mit Gutem.“ Weil wir dann von der Barmherzigkeit Gottes her denken und handeln.

Gott das Ende überlassen
Kommen wir noch einmal zur Rache zurück? Wir haben ja schon festgestellt, dass Rache am Ende lebens- und gesellschaftszerstörend ist.
Ich habe einmal im Online-Lexikon Wikipedia nach geschaut, wie dieses Rache definiert:

Rache ist eine Handlung, die den Ausgleich von zuvor angeblich oder tatsächlich erlittenem Unrecht bewirken soll. Von ihrer Intention her ist sie eine Zufügung von Schaden an der Person (oder den Personen), die das Unrecht begangen haben soll. Oft handelt es sich bei Rache um eine physische oder psychische Gewalttat. Vom Verbrechen wird sie im archaischen Recht durch die Rechtmäßigkeit unterschieden.

Im Archaischen Recht ist Rache noch etwas Rechtmäßiges. In unserem heutigen Recht ist sie unrechtmäßig. Sie wird strengstens geahndet. Eine Tötung aus Rache ist in unserer heutigen Rechtsprechung eindeutig Mord. Rache gilt als niederer Beweggrund.
Der Apostel Paulus macht deutlich, es ist nicht unsere Aufgabe, irgendwo und an irgendwem Rache zu nehmen. Das liegt in Gottes Hand. Unserer Aufgabe ist es Zeugen zu sein von der Liebe Gottes, dass wir Menschen von Gott geliebt sind.
Martin Luther beschreibt unser Christsein folgendermaßen:

Ein Christ ist ein solcher Mensch, der gar keinen Hass noch Feindschaft wider jemand weiß, keinen Zorn noch Rache in seinem Herzen hat, sondern eitel Liebe, Sanftmut und Wohltat.

Das ist eine ganz schöne Herausforderung an uns, aber es ist genau das, was Paulus hier zum Ausdruck bringt. Das führt dann dahin, dass wir aus der Vergebung statt Vergeltung heraus leben, als Menschen guten Willens, die immer wieder den andern suchen und statt sich an ihm zu rächen, wegen irgendwelcher Verletzungen. Als Menschen, die dem anderen den Segen Gottes zusprechen.
Dann sind wir auf den Weg, zu dem uns Jesus selber führen will, wenn er sagt: Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen. (Mt 5,44)
Und Paulus macht es hier im Römerbrief ganz praktisch: „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Ein solches Verhalten wird ihn zutiefst beschämen.“
Es ist ja klar, einem Freund etwas Gutes zu tun. Das ist etwas Selbstverständliches. Aber dem Feind, dem Gegner, sicher steht dabei auch die Erwartung, dass durch die zugewendete Liebe eine Sinnesänderung geschieht. Aber meistens geschieht sie nicht nur einseitig, auch ich gewinne Verständnis für den „Feind“, für den anderen.
Als die Kämpfe in Kiew auf dem Maidan waren, hatte man in der Evangelischen Kirche in Kiew ein Lazarett für die Verletzten eingerichtet. Dabei wurde nicht gefragt, von welcher Seite die Verletzten waren. Da konnte es passieren, dass die Verletzten kurz vorher noch gegeneinander gekämpft hatten. Jetzt lagen sie Seite an Seite auf der Liege. Und sie konnten auf einmal auch miteinander reden.

Mit der Kraft der Liebe Grenzen überwinden
Unser christliches Liebeshandeln, so denn wir es auch nach dem Gebot Jesu leben, passt nicht in unsere Welt. Es wird sicher auch an mancher Stelle anecken und auf Widerstand stoßen, aber es ist Teil des Evangeliums Jesu Christi. Doch manchmal hat man auch den Eindruck, dass es nicht nur nicht in unsere Welt passt und hier aneckt, sondern, dass es fast nicht in unserer Gemeinde vorkommt.
Da treffe ich ein älteres Paar, den haben viele Leute aus der Gemeinde versprochen, es zu besuchen, doch die wenigsten haben es gemacht.
Ist die göttliche Liebe ein „weltfremdes“ Element? Nein wir sind gefragt, diese in unserem Alltag zu leben. Christsein ist eben kein Warten bis zum jüngsten Tag, ist kein Vertrösten auf den St.NimmerleinsTag, sondern wir sind gefragt.
Wir sind gefragt das Böse mit dem Guten zu besiegen. Das Böse ist unter uns, der Feind ist da manchmal erscheint er uns harmlos und manchmal massiv. Doch wir können ihn in der Kraft des Glaubens und der göttlichen Liebe besiegen in dem wir Gutes tun und den Frieden mit dem anderen suchen. Wir als die Jünger Jesu werden in mitten in der Welt, wie sie heute ist, durch unser Leben für die kommende Welt Gottes eintreten und schon heute von ihr Zeugnis geben.
Diese gelebte göttliche Liebe überwindet Mauern und Grenzen. Sicher nicht alle Probleme werden schlagartig abgeschafft. Aber wir finden eine neue Einstellung zu den Menschen zu unseren Mitmenschen und ihren Nöten. So können wir als Christen im Alltag Zeichen der Hoffnung setzen.
Amen.

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