Kirchenbänke„Was würde Jesus dazu sagen?“ und „Was würde Jesus tun?“
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Predigt zum 20. Stg. n. Trinitatis 13. Oktober 2013 – Fraureuth und Reinsdorf – Markus 2,23-28

Liebe Gemeinde,

es lässt sich gar nicht so einfach immer als Christ leben. Manchmal weiß man gar nicht, wie man richtig leben soll. Uns stellt sich sogar die Frage sollen wir diesen Weg in unserem Leben gehen oder sollen wir jeden Weg gehen? Oder wir fragen uns, ist es richtig jenem Rat zu vertrauen oder dem Rat des anderen.
Was sollen wir tun?
Nur zu schnell merken wir immer wieder, dass unser Leben nicht in Schwarz und Weiß verläuft, sonder, dass es da viele Graustufen gibt.
Und manchmal kann es sogar passieren, dass jede Entscheidung, die wir treffen am Ende auch negative Folgen hat. Auch das gibt es.
Aber dann stellt sich die Frage, was sollen wir tun?
(Fraureuth: Ich werde heute noch einmal die Gedanken aus meiner Andacht aus der Freien Presse aufnehmen.)

Vielleicht haben Sie schon einmal von dem streitbaren hessischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller gehört. Er gehörte zu den persönlichen KZ-Häftlingen Hitlers während des zweiten Weltkrieges, erst in Sachsenhausen und dann in Dachau.
Nach dem Krieg kämpft er als Kirchenpräsidenten gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und war in der Friedensbewegung engagiert. Dadurch war er im Westen damals teilweise umstritten und in der DDR anerkannt, Das hatte zu Folge, das selbst in der DDR in den siebziger Jahren eine Biografie über ihn erschien. Und dieser Biografie hatte den Titel „Was würde Jesus dazu sagen?“

Die Frage „Was würde Jesus dazu sagen?“ wurde zu einem Markenzeichen von Niemöllers Denken. So erkannte er in engem Rahmen eine relative Autonomie des Politischen an, zunehmend aber betrachtete er politische Entscheidungen als Glaubensentscheidungen.
Seit dem ich diese Biografie gelesen habe, hat mich diese Frage nicht mehr losgelassen.

In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand über der Frage „Was würde Jesus tun? eine Jugendbewegung. Junge Menschen haben auf Basis dieser Frage begonnen ihren Glauben zu leben. Diese Fragestellung ist ja so ähnlich. Die Jugendlichen fragten genau danach, wie Jesus handeln würde, was Jesus zu ihrem Leben sagen würde, wie es verändert werden könnte.

Und heute in unserem Predigttext kommen ein paar Typen zu Jesus, die ihn provozieren, weil das Handeln der Leute Jesu nicht der Norm entspricht. Es waren die Pharisäer. Sie waren nicht da, um von Jesus zu lernen, sondern um ihn auszuspionieren. Sie sagen zu ihm: Jesus sage doch deinen Leuten. Sage deinen Leuten, dass sie das tun, was man tut, das sie das tun, was wir wollen. Das sollen sie tun.

Wir lesen einmal aus Markus 2, 23-28:
Jesus ist Herr über den Sabbat
23 An einem Sabbat ging Jesus durch die Felder. Seine Jünger fingen an, am Weg entlang Ähren abzureißen ´und die Körner zu essen`.
24 Da sagten die Pharisäer zu ihm: »Hast du gesehen, was sie da tun? Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt!«
25 Jesus entgegnete: »Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter nichts zu essen hatten und Hunger litten?
26 Wie er damals – zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar – ins Haus Gottes ging und von den geweihten Broten aß, von denen doch nur die Priester essen dürfen, und wie er auch seinen Begleitern davon gab?«
27 Und Jesus fügte hinzu: »Der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.
28 Darum ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.«

Also es geht eigentlich genau umgekehrt, die Pharisäer kommen erst einmal zu Jesus und sagen: Jesus, sage mal deinen Leuten, dass sie nicht tun.
Ehrlich so etwas hasse ich, wenn Leute über dritte, etwas ausrichten lassen. Die Pharisäer sind richtig feige. Können die das den Jüngern nicht selber sagen. Nein Jesus soll es sagen. Sie wollen seine Autorität aus nutzen, als wenn sie keine haben. Dabei müssten sie doch welche haben, schließlich sind sie doch die Führungskräfte des Volkes.
Es wäre so, als wenn Frau Merkel zu mir käme und zu mir sagte: Sagen sie mal bitte Ihren Gemeindegliedern, dass sie noch ihre Steuern bezahlen müssten. Also das ist nicht meine Aufgabe, sondern der Finanzämter. Sicher hat Jesus gesagt: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser ist und was Gott ist.“ Aber darum geht es nicht.

Für Jesus geht es um das rechte Leben mit Gott oder wir würden es mit den frommen Begriff der Heiligung umschreiben. Die Pharisäer verstehen darin, dass ein Mensch die Gebote Gottes halten muss und jeden Sabbat in die Synagoge geht und am Sabbat nicht arbeitet. Das Ährenausraufen der Jünger sahen die Pharisäer schon als Arbeit an. Das können sie von Sonntag bis Freitag tun, aber nicht am Sabbat. Damit hatten sie etwas, wo mit sie Jesus endlich mal anschwärzen konnten und ihm zeigen konnten, dass er und seine Leute nicht so fromm sind, wie sie tun. Es stimmt, dass der Sabbat geheiligt werden soll, nach den 10 Geboten, aber die Form und die strenge haben die Pharisäer aufgestellt. Es waren daher streng genommen pharisäische Regeln, die da von den Jüngern befolgt werden sollten.

Auch für uns stellt sich heute die Frage: Wie sieht denn aus unserer Sicht das rechte Leben mit Gott aus? Wie würde denn unserer Meinung nach Heiligung aussehen?  Haben wir dazu auch unsere Regeln auf gestellt, die wir befolgen – und vielleicht erwarten, dass andere sie auch befolgen? Jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen? Montags in die Gemeinschaftsstunde (Kirchenchor) (Dienstags Posaunenchor + Kirchenchor Donnerstags Gebetsstunde oder Frauenstunde) Also das komplette Gemeindeprogramm und immer aktiv mitarbeiten? Vielleicht ist man dann sogar der Meinung man würde Gott richtig gut gefallen. Man bekommt dann einen prima Platz im Himmel!

Was meinen Sie „Würde Jesus in den Gottesdienst gehen? Also, was würde Jesus tun?“ Meine ganz persönliche Antwort wäre: „Ja und Nein!“ Weil um eine richtige Antwort zu finden, müssten wir erst einmal fragen, in welchen Gottesdienst? Dabei spielt die Form des Gottesdienste die geringste Rolle, ob er liturgisch einwandfrei ist oder ob er ein offener Lobpreisgottesdienst oder ein Familiengottesdienst oder ein Sonst-wer-weiß-was-Gottesdienst ist. Es stellt sich eine ganz andere Frage: Was ist der Gottesdienst für Sie? Welche Bedeutung hat er für ihr religiöses Leben, für ihren Glauben an Gott? Ist er eine Lebenshilfe und der Ort der Begegnung mit Gott oder ist es nur eine religiöse Pflichterfüllung um sich bei Gott Liebkind zu machen?

Wenn es das Letzte ist, dass sie nur Gottesdienst feiern, um sich bei Gott Liebkind zu machen, dann werden sie Jesus nicht in dem Gottesdienst treffen. Dann ist er nicht da. In so einen Gottesdienst geht Jesus nicht. Denn da ist es, wie bei dem Sabbat – da sind wir Menschen nur für den Gottesdienst da. Aber da, wo Jesus genau das über den Gottesdienst sagen kann, was er über den Sabbat sagt – dass der Sabbat für den Menschen da ist, da wird der Gottesdienst als Lebenshilfe und als Ort der Begegnung mit Gott erfahren, da wird auch Jesus mit dabei sein. Diesen Gottesdienst will er gern feiern, den will Jesus gern mit uns feiern.

Wer von uns solche Gottesdienste feiert, der erfährt dann auch für den Alltag den Beistand und die Hilfe Gottes. Der kann dann sein Leben mit den Fragen: „Was würde Jesus dazu sagen?“ und „Was würde Jesus tun?“ nach Gottes Willen in ganz positiver Weise gestalten.

Natürlich bekommen wir nicht immer sofort und jetzt eine Antwort auf diese Fragen. Manchmal bedarf es ein gewisses Ringen um die Antwort. Manchmal dauert das sogar etwas. Vielleicht ist dann ein Ringen im Gebet an einem stillen Ort nötig. Manchmal muss man sich sogar in ein Kloster zurückziehen. Oder die tägliche Bibellese mit eine stillen Zeit kann Antworten auf die Fragen und damit Lebenshilfe geben oder das Gespräch mit einem Mitchristen oder einem Seelsorger und dem gemeinsamen Gebet. Manchmal können es auch Lebensumstände sein, die Wegweisung geben. Auch das ist möglich.

Aber wenn wir uns diese Fragen stellen und das Leben Jesu und sein Handeln und Wirken uns vor Augen halten, wird er uns dann Antwort und Wegweisung geben. „Was würde Jesus sagen?“ und „Was würde Jesus tun?“

Und zum Schluss noch das Wort, das uns ermutigt die Botschaft dieses Sonntags in unseren Alltag in unserem Morgen umzusetzen:
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (Micha 6, 8)

 Bei Gott geht es immer zuerst um seine Liebe zu uns, dafür musst Jesus am Kreuz mit seinem Leben bezahlen, so dass wir bei Gott eine Zukunft und das ewige Leben haben. Mit seinen Geboten und Gesetzen gibt er uns eine Richtschnur und Wegweisung diesen Weg der Liebe Gottes zu gehen und in unserem Leben Gestalt werden zu lassen. Mit diesem Gottvertrauen dürfen wir in das Morgen und in die neue Woche gehen und unseren Alltag mit Gott gestalten.  Amen.

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