Ich möchte ein paar Gedanken zu dem Buch von Fabian Vogt "Das 1×1 der Emerging Church" hier aufschreiben.
Vieleicht erst einmal vorne weg. Ich werde mir den Wunsch meiner Gemeindeglieder hier zu Herzen nehmen, nach Möglichkeit auf englische Begriffe und Fremdwörter zu verzichten oder sie dann wenigstes zu umschreiben. So wird Emerging Church bei mir ab sofort Emergente Kirche heißen. Doch wie man sieht. komme ich auch hier nicht ohne Fremdwörter aus. Denn mit dem Wort Emergenz kann ja kaum jemand etwas anfangen. Mein Versuch es zu erklären findet ihr unter "Was ist eine emergente Kirche?"
Ohne englische Begriffe wird es auch nicht gehen, weil die theoretischen Grundlagen der Emergenten Kirche aus dem englisch sprachigen Raum kommen. Doch beginnen wir mit einem deutschen Buch. Ungewöhnlich, wie die Zeit der Postmoderne ist auch die Aufmachung des Buches. Man muss es wie einen Kalender nach oben klappen. Soll das schon ein Hinweis sein, dass bei Emergenter Kirche andere Wege zu gehen sind, um das Evangelium von Jesus Christus in unsere Gesellschaft zu bringen.
Emergenz ist eine kennzeichnende Eigenschaft von hierarchisch strukturierten Systemen. Solche Systeme haben auf der Makroebene Eigenschaften, die auf der einfacheren Organisationsebene, der Mikroebene, nicht vorhanden sind. Sie entstehen durch synergetische Wechselwirkungen zwischen den Elementen auf der Mikroebene.
Natürlich ist ausgehend von der Emergenztheorie das Bild des Leibes Christi das für die Gemeinde entscheidende Bild. Das Bild des Organismus, der um Leben zu können und um Überleben zu können, die Kommunikation (also den Austausch) mit der Umwelt braucht, ist hier von entscheidender Bedeutung.
Ich glaube, dass das der Weg ist um in unserer Gesellschaft heute Wirken zu können. Dabei ist das für mich an und für sich keine neue Erkenntnis, sondern eine Bestätigung eines Weges den ich schon versuche seit über 20 Jahren zu gehen. Für mich fasst das ein Wort aus dem Propheten Jeremia zusammen:
Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl.
Jer 29,7
Wenn wir Kirche als Organismus sehen, dann bekommt sie wieder vor Ort eine ganz neue Bedeutung und Funktion. Aber auch in sich müssen dann einerseits strukturelle Veränderungen und andererseits besonders im Bereich der Beziehungen und des Austausches miteinander geschehen.
Wenn ich mir überlege, dass wir uns als Gemeinde von unserem gesellschaftlichen Umfeld inspirieren lassen sollen, sehe ich das einerseits als recht schwierig an, weil eben ungewohnt, und andererseits aber herausfordernd. Aber wenn man genauerer hinsieht, beeinflusst das gesellschaftliche Umfeld vielmehr schon eine Gemeinde als wir es manchmal wahr haben wollen. Und umgekehrt hoffentlich auch. Wir sind ja als Christen keine Insel mitten im Meer, sondern eingebunden in den Organismus unserer Gesellschaft.
Nimmt man das ganze ernst, dann wird jede Gemeinde ein ganz eigenständiges Gepräge haben, was wir ja auch schon bei den Gemeinden des Neuen Testamentes sehen.
Fabian Vogt schreibt:
Inkulturation, also kulturelle Beheimatung und Einbettung, meint ja gerade, dass Gemeinden ein ihrer jemweiligen Situation angepasstes Konzept entwickeln.
Das darf natürlich nicht vom Schreibtisch ausgeschehen, sondern bedarf des Austausches und des Gespräches in der Gemeinde und des gesellschaftlichen Umfeldes. Dann begrenzt sich das Leben der Gemeinde und des Christen nicht nur auf den Gottesdienst, sondern bindet die existenziellen (das Leben begründende) Fragen mit ein, wie auch die Fragen nach arbeit und Bildung, soziale Beziehungen Familie und auch Politik.
Emergente Kirche ist somit ein recht umfassender (komplexer) Organismus, der gar nicht ohne weiters durch einzelne das ganze bestimmende Leiter gelenkt werden kann. sondern es erfordert dezentrale Leitungsstrukturen, die miteinander in Beziehung stehen.