Da, wo ich Pfarrer bin, ist der ländliche Raum noch recht dicht besiedelt. Die Infrastruktur ist auch noch intakt. Sicher der strukturelle Wandel hat schon tiefgreifende Veränderungen geschaffen. Die meisten Menschen sind schon lange nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Dennoch wird der ländliche Raum weiterhin als Wohn- und Erholungsraum und damit als Lebensraum von vielen Menschen bevorzugt. Und die Tendenz ist sogar leicht wachsend. Dabei lässt sich aber dennoch nicht übersehen, dass die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren grundsätzlich abgenommen hat. Auch und besonders der ländliche Raum war davon betroffen. Gegenwärtig ist die Zahl stagnierend, zumindestens in dem Raum, wo ich jetzt bin, im Thüringer Vogtland. Dabei ist die Bevölkerung in ihrer Struktur überaltert.Im Ganzen hat das natürlich Einfluss auf das Gemeindeleben und die Strukturen der Gemeinden. Im Altenburger Land hat jetzt eine Pastorin einen Pfarrbereich in dem vor 25 Jahren noch 5 Pfarrer Dienst getan haben. So radikal haben sich in diesem Zeitraum Gemeindestrukturen verändert. Das heißt erst einmal die Gemeinden sind eigentlich mehr oder weniger so geblieben. Nur die hauptamtlichen Mitarbeiter wurden so reduziert. Es hatte natürlich großen Einfluss auf das Gemeindeleben und auf die Strukturen der Gemeinden selber. Auch kann man nicht die Reduzierung der hauptamtlichen Mitarbeiter durch Ehrenamtliche und Nebenamtliche kompensieren. Dennoch sind neue Wege gefragt, ohne alles Alte sofort aufzugeben. Es ist ein gewisses Abwägen und Umdenken notwendig.
Die Kirche muss im Dorf bleiben.
Es ist schon irgendwie bezeichnend. Da gab es in den letzten Jahren viele Diskussionen über die Umnutzung von Kirchen. Hier und da ist es auch einmal geschehen. Aber so richtig ist keiner an die Sache rangegangen. Das ist ja in Holland ganz anders. Sicher hat das etwas mit unserer Katholisch-Lutherische Tradition zu tun, die eine Kirche immer noch als einen heiligen Raum empfindet. Das spüre ich sogar dann, wenn in einer Gemeinde die Kirche mal für eine bürgerliche Versammlung genutzt wird. Dann gibt es aus solchen Gründen manchmal Widerstand bei Gemeindegliedern. Solche Bedenken sollte man also sehr ernst nehmen.
Aber meistens steht ja die Frage nach der Erhaltung des Kirchengebäudes auf dem Lande gar nicht so drängend, weil, mag auch die Kirchengemeinde noch so klein sein, sich an dem Unterhalt und der Renovierung der Kirche sehr viel mehr Menschen als nur die Gemeindeglieder beteiligen. Für viele ist die Kirche mehr als nur der religiöse Versammlungsort der Christen. Die Kirche ist der Kristallisationspunkt des Ortes, das Symbol für Heimat. Und das ist gerade in der Welt der Globalisierung wieder etwas, was man ganz neu entdeckt.
Und vielleicht noch, warum gibt man nicht auch dem Kirchengebäude die Chance zu verfallen – zu einer Ruine zu werden. Auch die haben noch zu predigen. Nun das wäre sicher das Letzte. Bis dahin gibt es noch viele andere Chancen und Möglichkeiten.
Kirche im ländlichen Raum http://t.co/NEGYtDp6eX