Predigt zu Ostersonntag 2021 zu 2. Mose 14 und 14 in Auszügen
gehalten als Onlinepredigt mit Bildern aus der Nikolaikirche in Langenleuba-Niederhain.
Wir lesen an diesem Ostersonntag als Predigttext eine Lesung aus dem Alten Testament – aus 2 Mose 14 und und 15 in Auszügen:
Exodus 14 -15 BasisBibel
8 Denn der Herr hatte es so gefügt, dass der Pharao, der König von Ägypten, nicht begriff und die Israeliten verfolgte. Die aber zogen aus mit erhobener Hand.
9 Die Ägypter jagten ihnen nach –alle Pferde und Wagen des Pharao, seine Reiter und sein Heer. Die Israeliten lagerten noch am Meer, bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon. Dort holten die Ägypter sie ein.
10 Als der Pharao näher kam, blickten die Israeliten auf und sahen: Die Ägypter rückten hinter ihnen heran! Da bekamen die Israeliten große Angst und schrien zum Herrn um Hilfe.
11 Sie beklagten sich bei Mose: „Gab es denn keine Gräber in Ägypten? Hast du uns in die Wüste gebracht, damit wir hier sterben? Wie konntest du uns aus Ägypten führen!
12 Haben wir nicht schon in Ägypten zu dir gesagt:Lass uns in Ruhe! Wir wollen lieber den Ägyptern dienen! Es ist besser, dass wir in Ägypten Sklaven sind, als in der Wüste zu sterben.«
13 Darauf sagte Mose zum Volk: „Fürchtet euch nicht! Stellt euch auf und seht, wie der Herr euch heute retten wird! Denn so, wie ihr die Ägypter jetzt seht, werdet ihr sie nie wieder sehen.
14 Der Herr wird für euch kämpfen. Ihr aber sollt still sein.«
19 Dann erhob sich der Engel Gottes. Bisher war er an der Spitze der Israeliten gegangen. Jetzt ging er zu ihrem Schutz hinter ihnen her. Auch die Wolkensäule entfernte sich von der Spitze und trat hinter die Israeliten.
20 Sie stand zwischen den Ägyptern und den Israeliten. So kamen sie die ganze Nacht einander nicht näher. Die Wolke ließ es stockdunkel werden, und die Feuersäule erleuchtete die Nacht.
21 Mose streckte die Hand aus über das Meer. Da trieb der Herr das Meer die ganze Nachtdurch einen Ostwind zurück. Er machte das Meer zum trockenen Land, und das Wasser teilte sich.
22 So konnten die Israeliten auf trockenem Bodenmitten durch das Meer ziehen. Das Wasser stand rechts und links von ihnen wie eine Mauer.
23 Die Ägypter aber verfolgten sie. Sie jagten hinter ihnen her mitten in das Meer –alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter.
28 Das Wasser flutete zurück und bedeckte Wagen und Reiter. Das ganze Heer, das dem Pharao folgte, ging unter. Kein Einziger von ihnen blieb am Leben.
29 Aber die Israeliten waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gekommen. Denn das Wasser stand rechts und links von ihnen wie eine Mauer.
30 So rettete damals der Herr die Israeliten vor den Ägyptern.
20 Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm ihre Pauke in die Hand. Auch alle anderen Frauen griffen zu ihren Pauken und zogen tanzend hinter ihr her.
21Mirjam sang ihnen vor:
Singt für den Herrn:
Hoch und erhaben ist er.
Rosse und Wagen warf er ins Meer.
Da lag es quer mitten im Suezkanal das Containerschiff „Evergreen“, gar nicht so weit weg von der Stelle, an der das Volk Israel einmal durch das Rote Meer zog. Nichts ging mehr – nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts Im und vor dem Kanal stauten sich die anderen Schiffe. Einige hundert warteten auf die Weiterfahrt. Das hatte Einfluss auf die Wirtschaft in Europa und in Asien. Mittlerweile ist der Kanal wieder frei, aber die Angst ist da, das so etwas wieder passiert.
Wir leben im 2. Jahr mit Corona. Und wir haben den Eindruck, gerade jetzt ist es schlimmer als vor einem Jahr. Auch da haben wir in unserem Leben oft den Eindruck: „Nichts geht mehr“. Es geht nicht mehr vorwärts, aber es gibt auch kein zurück. Und die Angst ist da, dass das noch lange kein Ende hat.
Das Volk Israel ist unterwegs. Es ist in einer ähnlichen Situation. Auch sie haben das Gefühl nichts geht mehr. Auch sie haben Angst. Hinter ihnen die Ägypter mit ihrem großen Heer: „Der Pharao ließ seinen Streitwagen anspannen und führte seine Fußtruppen mit sich. Er ließ 600 starke Streitwagen ausrücken und alle übrigen Streitwagen Ägyptens.“ Und vor ihnen das Meer – Nichts geht mehr – Es gibt kein Zurück, aber es gibt auch keine Zukunft.
Noch ein Viertes: Am Ostermorgen gingen einige Frauen zum Grab Jesu. Ihr Herr und Meister ist tot. Gestorben am Kreuz. Es ist wie eine schwarze Wand hinter ihnen. Sie sind voller Trauer. Das Grab der letzte Ort der Abschiednahme. Sie haben keine Zukunft. Die Frage „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ steht im Raum. Der Stein am Grab ist Ausdruck aller Hoffnungslosigkeit, Angst und Trauer.
Israel ist gefangen – gefangen zwischen dem großen und streitbaren Heer der Ägypter und dem Meer, das vor ihnen liegt. Und doch erfährt das Volk schon darin Bewahrung. Eigentlich hätten die Ägypter schon lange angreifen können. Doch Israel erfuhr mitten in aller Not Schutz und Bewahrung. Die Wolkensäule, die sonst vor ihnen als Wegweiser voran ging, wurde in diesem Moment zum Zeichen des Schutzes. Bei den Ägyptern war die Nacht richtig finster und bei den Israeliten war es hell. Mitten in der Angst des Todes erfuhr das Volk Bewahrung durch Gottes Handeln.
Vom gehalten und bewahrt werden gerade in solchen Situationen, wo man den Eindruck hat, das nichts geht mehr, wo eigentlich nicht mehr das Gottvertrauen unser Leben bestimmt, sondern die Angst, wo wir vielleicht ähnlich wie die Israeliten zu Mose sprechen würden: „Gab es denn keine Gräber in Ägypten? Hast du uns in die Wüste gebracht, damit wir hier sterben? Wie konntest du uns aus Ägypten führen!
Jeder von uns kennt solche Situationen und Zeiten in seinem und ihrem Leben. Gerade auch jetzt in dieser Zeit der Corona-Pandemie, wo es manchen von uns wirtschaftlich schlecht geht oder mancher durch den Virus krank geworden ist oder liebe Menschen verloren hat.
Solche Situationen kannten gerade auch die Leute um Jesus, als dieser am Kreuz starb. Seine Jünger, die Frauen vom Ostermorgen und ganz besonders die beiden Jüngern aus Emmaus, die ja völlig resigniert und desillusioniert wieder nach Haus gingen: „Mit Jesus ist alles aus und vorbei – und dann hat man noch ein Märchen in die Welt gesetzt – er sei auferstanden“.
Am Roten Meer ist für Israel die Nacht ist vorbei. Die Situation ist immer noch die gleiche. Hinter ihnen das streitbare Heer der Ägypter, vor ihnen das Meer. Doch jetzt passiert etwas. Mose streckt die Hand aus und das Meer teilt sich. Aber sie mussten nun etwas wagen. Durch das Meer gehen, das kurz vorher noch für sie eine Blockade war. Sie mussten den Schritt hineintun. Es ist ein Glaubensschritt. Wolken- und Feuersäule waren das Bild für Gottes Zusage „Ich gehe mit euch.“
Die Heeresmacht des Pharaos versuchte zu folgen und ging unter.
Am Roten Meer errettete Gott sein Volk Israel vor der übermächtigen Heeresmacht der Ägypter. Den Schritt des Glaubens mussten sie tun und durch das Meer gehen.
Ostern ist auch ein Rettungsgeschehen Gottes – doch es ist ein Rettungsgeschehen ganz anderer Art. Jesus Christus starb am Kreuz für uns. Sein Tod am Kreuz bringt uns das Leben. Darum sagten auch die beiden Engel zu den Frauen als sie am Ostermorgen an das Grab Jesu kamen: »Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, Gott hat ihn vom Tod auferweckt.“ (Lukas 24,5–6a (BasisBibel))
Dennoch erfordert Ostern auch von uns den Schritt des Glaubens. Es erfordert unser Gottvertrauen, unser Ja dazu, dass Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, und unser Ja dazu, dass er am Ostermorgen auferstanden ist und so die Hoffnung auf das Leben gebracht hat.
In diesen Tagen und Wochen macht uns die Corona-Pandemie Angst und Not. Es ergeht uns so wie dem Volk Israel vor dem Meer. Aber gerade jetzt ist Ostern ein Zeichen dafür, dass gerade in dieser, unserer unserer Not Hilfe und Beistand möglich ist – Gott ist da – auch heute und jetzt.