Wenn ich Gott nur mal die Meinung sagen könnte?

Predigt zu Hiob 23,1-17 – 11. Stg.n.Trinitatis 01.09.2019 – Kirche Wolperndorf

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen

Einstieg

Wenn einer schlecht aussieht

Der Lehrer sah Fritz an: “Was ist los mit dir? Warum siehst du so durch den Wind aus?”

Fritz antwortet darauf: Mein Vater sitzt auf der Polizeiwache und meine Mutter ist im Krankenhaus!

Darauf der Lehrer: “Oh du armer Junge! Geh ruhig nach Hause!” 

Der Direktor sah Fritz gerade gehen. Da fragte er den Lehrer: “Wohin geht denn Fritz?” Der Lehrer: “Ich habe ihm erlaubt, nach Hause zu gehen, weil sein Vater auf der Polizeiwache sitzt und seine Mutter im Krankenhaus liegt.” 

Da antwortete der Schulleiter: “Sein Vater ist Polizist und seine Mutter ist Krankenschwester … wo sollten sie denn sonst sein?”

Wenn uns die Worte fehlen

(c) sxc.hu/kaike75
(c) sxc.hu/kaike75

Im Dienst als Pfarrer hat man nicht nur Menschen zu beerdigen, die über 80 oder noch älter sind. Da kommt es schon vor, dass man Angehörige von jungen Menschen in ihrer Trauer und ans Grab begleiten muss. Man erlebt es mit, wie Mütter ihre Kinder beerdigen müssen, wie sie um sie trauern. Man erlebt es mit wie Väter Gott anklagen und weinen. Manchmal ist es die Folge einer schweren langen Krankheit, dass ein junger Mensch stirbt. Da kann man schon unter Umständen in dieser Zeit die Familie begleiten. Ein anderes Mal ist der Tod des jungen Menschen oder sogar des Familienvaters die Folge eines Verkehrsunfalls oder noch ganz anderer Schicksalsschläge. Dann ist der Schock und das Erschrecken sehr groß. Alles ist unfassbar und irreal. Es stellt sich nun die Frage: Wie geht man damit um?

Eins ist sicher: Worte des Trostes und vieles Reden helfen dabei sehr wenig. Sie sind eher noch eine Belastung. Auch wenn die Freunde des Hiobs in der Bibel später im Umgang mit Hiob viele Fehler gemacht haben, sie hielten zu ihm:

Manchmal kann es recht einsam sein!

(c) sxc.hu/madmick99
(c) sxc.hu/madmick99

Das klingt vielleicht für den ersten Moment etwas komisch. Mancher wird sagen: „Das kann doch gar nicht sein, ein Pfarrer hat immer mit Menschen zu tun. Da kann es ihm gar nicht einsam sein!“ Doch das kann ihm, denn das ist schon ein großer Unterschied, ob ich für Menschen da bin, sie als Pfarrer “betreue“ und sicher viel mit ihnen rede, oder ob ich mit anderen in einer Beziehung stehe, mit ihnen kommuniziere und mich mit ihnen über das Leben und den Glauben, über Freud und Leid austausche.

Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen zeigen, dass viele Pfarrer und Pfarrerinnen diese Erfahrung in ihrem Dienst machen. Sicher sind die Auswirkungen der „Einsamkeit“ abhängig von der Persönlichkeit. Aber erleben wir es nicht so oft, dass sich dann jemand in Selbstisolation zurückzieht. Eine andere Folge ist das Burnout. Weil wir keine Energie aus dem Zusammenleben mit Menschen mehr bekommen, brennen wir aus.

Wenn aus Freunden Feinde werden!

(c) sxc.hu/lusi
(c) sxc.hu/lusi

Das ist eine Erfahrung, die viele Menschen in ihrem Leben machen, und auch Pfarrerinnen und Pfarrer in dem Dienst in ihren Gemeinden. Wie man damit umzugehen hat, darauf eine Antwort zu geben, ist nicht leicht. Um ehrlich zu sein, es gibt keine Patentlösung. Jede Situation ist anders.

Als ich dieses Thema bei Google eingab, landete ich im Internet immer wieder auf Selbsthilfeforen, wo es in besonderer Weise um Freundschaften von jungen Menschen ging. Dabei sind die Ursachen, dass es dazu kommt, häufig sehr unterschiedlich. Meistens sind es Beziehungsprobleme. Da spannt die Freundin den Freund oder der Freund die Freundin aus. Aber es kann oft ganz andere Ursachen haben. Die Ratschläge, die da zu hören sind, lauten von aufeinander zugehen, über Versöhnung suchen bis zur Radikalkur der Trennung und vieles mehr.

Ein anderes weites Feld, wo aus Freunden Feinde werden, ist das große Feld des Nachbarschaftsstreites. Und damit beschäftigen sich unzählige Gerichte. Anfang war man richtig dicke Freunde.