Predigt – 5. Sonntag nach Trinitatis 2014 – 2. Thessalonicher 3,1-5
Liebe Gemeinde,
die Fußballweltmeisterschaft ist vorbei. Deutschland ist Weltmeister. Philipp Lahm ist als Nationalspieler zurückgetreten. Der Alltag hat uns wieder. Ein Alltag, der viele Veränderungen in sich birgt, aber eben dadurch auch das Leben ist.
Ich möchte noch einmal auf die Fußball-WM zurückschauen. Dabei ist mir aufgefallen, dass bei ihr Religion eine sehr wichtige Rolle spielte. Wenn man einmal von solchen unqualifizierten Aussagen, wie Fußball-Gott usw. absieht, ist mir aufgefallen, dass mancher Fußballspieler sich nach einem Tor bekreuzigte oder ein kurzes Gebet in den Himmel schickte. Ja, dass die Spieler von Brasilien es als eine religiöse Mission sahen ihr Spiel zu gewinnen.Nun ist diese Vermischung von Glaube und Fußballspiel an dieser Stelle nicht einfach und vielleicht für manchen von uns verständlich. Doch schon das lässt uns die Frage stellen:
- Welche Rolle spielt denn der Glaube in unserem eigenen Alltag?
- Beten wir denn für unser eigenes Leben und um das Leben der anderen?
- Beten wir darum, dass wir bewahrt und geführt werden?
Der Apostel Paulus fordert uns und die Christen auf Thessalonich dazu auf, zu beten, dass Gottes Wort verkündet wird und dass wir unseren Glauben im Alltag leben. Wir lesen 2. Thessalonicher 3,1-5:
1 Im Übrigen, Brüder und Schwestern: Betet für uns, damit sich das Wort des Herrn schnell ausbreitet und seine Herrlichkeit sichtbar wird –so, wie es auch bei euch geschah.
2 Und betet auch, dass Gott uns vor den falschen und bösen Menschen bewahrt. Denn nicht alle kommen zum Glauben.
3 Aber der Herr ist treu. Er wird euch Kraft geben und vor dem Bösen beschützen.
4 Im Herrn ist auch unser Vertrauen begründet, dass ihr unsere Anweisungen jetzt und in Zukunft befolgt.
5 Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe zu Gott und das geduldige Warten auf Christus.
Liebe Gemeinde,
wie ist unser Verhältnis zwischen Arbeit und Gebet. Ist es nicht manchmal so, wenn wir viel zu tun haben, dann vernachlässigen wir gerade auch einmal unsere Gebetszeiten. Wir verschieben sie dann auf eine andere Zeit oder lassen sie ganz aus fallen. Aber genau das ist ja verkehrt.
Martin Luther hat einmal gesagt: Ich habe heute viel zu tun, darum muss ich viel beten.“
Und es stimmt, gerade der, wer sich besonders in Zeiten des Stresses und der Belastung, auch im Beruf, Zeit für das Gebet nimmt, Zeit für das Gespräch mit Gott, der wird Entdeckungen machen. Er wird entdecken, wie der Druck von ihm genommen wird, wie er den Tag, die viele Arbeiten, alle Belastungen und allen Druck in Gottes Hand legen kann. Er wird erfahren, wie die Zeit des Gebetes seinen Alltag optimiert, wie er Kraft für den Alltag erfährt.
Das ist auch bei denen so, die Gottes Wort verkünden, die das Evangelium von Jesus Christus weitergeben. Auch diese brauchen das Gebet. Sie brauchen nicht nur ihr eigenes Gebet, sondern in ganz besonderer Weise die Gebetsunterstützung aus der Gemeinde. Das war dem Apostel Paulus immer wieder ein Anliegen. Darum fordert er auch alle Gemeinden in seinen Briefen dazu immer wieder auf. Auch hier die Gemeinde in Thessalonich.
Mancher von euch hat schon einmal etwas von Charles Haddon Spurgeon gehört. Er war ein sehr bekannter und gesegneter Prediger im 19. Jahrhundert in London. Viele Menschen sind durch seine Verkündigung zum Glauben an Jesus Christus zum Glauben gekommen. Selbst heute werden noch seine Predigten gedruckt und gern gelesen. Er predigte 38 Jahre im Metropolitan Tabernacle in London. Einer Versammlungshalle der Baptistischen Gemeinde. Zu seiner Zeit kamen Tausende um ihn predigen zu hören.
Man erzählt nun die Geschichte, dass an einem Sonntag ein paar Geistliche zu dem Gebäude kamen, um Spurgeon zu beobachten. Da an der Seite ein Mann mit einer Latzhose stand, nahmen sie an, dass es der Hausmeister war. Und sie fragten ihn: „Können Sie uns das Kraftwerk dieses riesigen Gebäudes zeigen?“ „Natürlich“, antwortete der Mann und führte sie in den Keller. Als er dann am Ende des Flures eine Tür öffnete, erwarteten die Geistlichen einen riesigen Ofen zu sehen. Doch stattdessen sahen sie über 200 Menschen auf den Knien für den kommenden Abend beten. „Sehen sie meine Herren“, sagte der Mann, „Gebet ist das Kraftwerk des Metropolitan Tabernacle.“ Denn erst durch das Gebet wird Gottes Wort unter den Menschen wirksam. Das Gebet ist ein Verstärker für Gottes Wort unter uns Menschen und bringt es zum Laufen.
Das Gebet – unser Gebet ist eine Macht. Das macht uns auch Clive Staples Lewis in seinem kleinen Buch „Dienstanweisung für einen Unterteufel“ deutlich. Hier ist ein kleiner Schriftverkehr zwischen dem Oberteufel Screwtape und seinem Neffen dem Unterteufel Wormwood zu finden. Seinem Onkel missfällt es, dass der Mensch, den der Unterteufel Wormwood betreuen soll, Christ geworden ist. Jetzt ist es Wormwood Aufgabe es zu verhindern, dass er es bleibt. Darum gibt ihm Screwtape folgende Anweisung:
„Die beste Taktik wird nun sein, Deinem Patienten wenn möglich, von jedem ernsthaften Vorsatz zu beten, abzuhalten.“ „Denn sollte er je dazu kommen, zu unterscheiden, sollte er je bewusst beten „nicht zu dem, was ich mir von Dir vorstelle“, sondern zu dem, „der Du aus Dir selbst bist“, dann ist unsere Lage für den Augenblick verzweifelt. Hat er einmal alle seine Gedankenbilder und Vorstellungen weggeworfen, oder wenn er sie behält, dies mit der vollen Erkenntnis getan, dass sie bloß subjektiver Natur sind, und vertraut er sich nun der unbedingten, wirklichen, außer ihm sich befindenden, unsichtbaren Gegenwart an, die dort im selben Zimmer mit ihm ist, obwohl er sie nie erkennen kann, wie er von ihr erkannt ist – nun, dann wird das Unberechenbare eintreffen. Um aber diese Lage, das völlige Bloßwerden der Seele im Gebet, zu vermeiden, wirst Du eine große Hilfe finden in der Tatsache, dass die Menschen selbst dies nicht so sehr wünschen, wie sie glauben. Es kann nämlich vorkommen, dass man mehr erhält, als man gewünscht hat.“
Clive Staples Lewis hat hier sehr schön herausgearbeitet, dass es dem Widersacher, dem Teufel, dem Gegenspieler Gottes – den es als Person gibt -, zunächst darum geht, das Herzstück unserer Beziehung zu Gott zu lähmen, die Leidenschaft zu bändigen, den Pulsschlag zu senken.
Eben das Herzstück unseres christlichen Glaubens ist das Gebet. Und es ist die Kraft des Glaubens die aus dem Gebet herauswächst umso das Wort Gottes zu verkündigen. Aber das Gebet ist nicht nur Kraft zum Glauben und Basis zur Verkündigung, sondern es ist auch Schutzschild vor der Macht des Bösen.
Wie beten wir bei Luthers Abendsegen: … du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.
Ja wir sind von der Macht des Bösen umgeben. Das Böse in welcher Form auch immer begleitet uns, das beginnt schon mit dem Neid und der Missgunst des Nachbarn, der üblen Nachrede im Dorf, zerstörerische Kritik, der massiven Angriffe vielleicht sogar vor Gericht. Es kann auch körperliche Gewalt sein, aber auch Schicksalsschläge, Krankheit und Leid und selbst der Tod sind doch Teil des Bösen, letztlich des Widergöttlichen, dessen was nicht Gottes Wille ist.
Es gibt Situationen im Leben, da wissen wir nicht weiter. Und als Christen wissen wir gerade da hilft nur noch das Gebet. So drückt es auch die 3. Strophe von dem Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ aus:
„Sind mit Sorgen wir beladen, sei es frühe oder spät,
hilft uns sicher unser Jesus, fliehn zu Ihm wir im Gebet.
Sind von Freunden wir verlassen und wir gehen ins Gebet,
o so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet.
So ermutigt uns der Apostel Paulus unser Vertrauen ganz auf Gott zu setzen, auf Gott und seine Treue. Gerade in den schweren Situationen unseres Lebens ist es für uns wichtig, dass wir uns daher immer wieder an die Treue Gottes erinnern. Dass eben gerade Gottes Treue für uns die Quelle unserer Kraft und Stärke für unseren Glauben und für die Lebenssituationen des Alltags sein kann und will. Durch Gott erfahren wir die Kraft unseren Alltag als Christen zu meistern und somit auch Zeugen seines Evangeliums zu sein. Und es ist Gott mit seiner Treue, der uns in der Begegnung mit dem Bösen hält und bewahrt, der uns trägt. Und beschirmt.
Mancher von euch kennt sie, die Dorothea-Steigerwald-Figur „Bleib sein Kind“. Ein Kind geborgen in einer Hand, so dürfen wir uns bei diesem treuen Gott fühlen. So dürfen auch wir diese Treue Gottes in unserem Leben erfahren.
Leben als Christen hat also bisher zwei ganz wichtig Aspekte. Einmal angeschlossen sein an das Kraftwerk des Gebetes und zum zweiten Vertrauen auf die Treue Gottes.
Und noch ein dritter Punkt kommt dazu. Der heißt Leben mit Zukunft in der Liebe Gottes und im Warten auf das Kommen Christi. Es ist eine Zukunft mit einer doppelten Ausrichtung. Denn wer in der Liebe Gottes lebt, bleibt hier in unserem Leben nicht untätig. Er hat ausgehend von der Liebe Gottes seinen Nächsten und Mitmenschen im Blick und will, dass auch dieser von der Liebe Gottes erfährt durch Tat und Wort. So wird Christsein ein Leben im Heute.
Dennoch hat Christsein sein Ziel im Morgen – im Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Es ist der Tag, auf den wir hingehen, auch heute. Und seine Verheißung und Zusage steht.
Wir werden heute ermutigt uns an das Kraftwerk des Gebetes anzuschließen, auf die Treue Gottes zu vertrauen und ein auf Gottes Liebe und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus zukunftsorientiertes Leben zu leben.
Amen.