Da läuft jetzt alles beim Bau der Mauer und beim Wiederaufbau des Tempels. Den Feinden wurde das Maul gestopft. Nehemia und das Volk könnten zufrieden sein und in aller Ruhe ihre Arbeit machen. Doch gerade da werden Missstände in der Gemeinschaft aufgedeckt. In Nehemia 5 lesen wir, wie es in dieser Gemeinschaft einige Leute gibt, die sozial benachteiligt waren. Sie mussten ihr Hab und Gut, ja sogar die Arbeitskraft ihrer Familienangehörigen verpfänden, um genügend Lebensmittel zu bekommen.
Andere mussten Kredite aufnehmen, um die vom König geforderten Steuern bezahlen zu können.
In der Zeit des Aufbruchs war das alles erst einmal nach hinten getreten. Umso mehr bricht es jetzt nach vorn und wird zu einem brennenden Problem für Nehemia und seine Leute. Das ganze brachte Nehemia richtig in Aufregung und in Rage. Es steht da: Er wurde zornig. Er konnte diese soziale Ungerechtigkeit innerhalb der Gemeinschaft nicht begreifen und verstehen. Darum berief er eine Gemeindeversammlung ein. Dort machte er den Reichen, den Vornehmen und Ratsherren bewusst, in welcher sozialen Verantwortung sie stehen. Niemand anderes als Gott selber stellt sie in diese Verantwortung. Wie sie damit um gehen, daran wird ihr Glaube und ihr Vertrauen auf Gott gemessen. Glaube und soziale Verantwortung sind zwei Seiten einer Medaille.
Die Vornehmen und Ratsherren waren bereit, diese soziale Verantwortung zu übernehmen. Nehemia liess es sogar noch einmal mit einem Eid bekräftigen. Wer sich nicht an seine Zusage hält, dem wurde der Ausschluss aus der Gemeinschaft angedroht. Das klingt zwar hart, aber es geht hier um Glaubwürdigkeit. (Das negative Bild von Glaubwürdigkeit erleben wir im Neuen Testament bei Hananias und Saphira – Apg. 5.)
Auch in der christlichen Gemeinde muss die soziale Verantwortung eine große Rolle spielen. Denn auch hier wird Glaube nur glaubwürdig, wenn er sich in der sozialen Verantwortung verwirklicht. Die Gemeinde kann ihre soziale Verantwortung nicht an Institutionen wie die Diakonie oder vor Ort an einen Diakonieverein abschieben. Sie ist im Ganzen in die soziale Verantwortung gestellt. Erst einmal für alle Gemeindeglieder, aber auch für alle Menschen an dem Ort, wo sie sich befindet.
Sie hat sich hier gegen soziale Ungerechtigkeit einzusetzen und diese in praktischer Weise nach ihrem Vermögen zu mildern.
Im Spirituellen Gemeindemanagement gehören Mission und Diakonie ganz eng zusammen.