Als ich mich vor über 5 Jahren in meiner jetzigen Gemeinde vorstellte, hat man mich zwar etwas indiskret, aber dennoch keineswegs unberechtigt, nach meinem Gebetsleben gefragt. Gerade das ist doch die persönliche Basis für jegliches Gemeindemanagement, die geistliche Seite, das Angebundensein an Gott. Ohne die spirituelle Basis läuft nichts. Denn der Arbeitsalltag in der Gemeinde braucht diese Kraftquelle. Je länger ich Pfarrer bin umso bewusster wird das mir.Nach außen hin werde ich sogar dafür bezahlt, dass ich täglich meine Andacht halte, meine Bibel lese, meine Gebetszeit habe, ja dass ich sogar theologische Studien mache. Manchmal tue ich das zwar mit eine Art schlechtem Gewissen, weil das Gemeindeglieder auch tun, ohne dafür bezahlt zu werden. Aber das schlechte Gewissen brauche ich nicht zu haben, denn schließlich brauche ich eine Anbindung an die Quelle, um meine Arbeit von Gott her zu tun und bei ihm angebunden zu sein. Meine Verkündigung muss in meinem eigenem spirituellen Leben geerdet sein. Daher war die Frage nach dem Gebetsleben des Gemeindegliedes bei meiner Vorstellung nicht unberechtigt.
Bei einem spirituellen Menschen ist die Beziehung zu Gott das tragende Element. Sie stellt sich im Gebet oder in der Arbeit nur je verschieden dar. Spiritualität trennt Gott und Welt nicht voneinander, sondern stößt in allen weltlichen Bereichen auf Gott als deren tieferen Grund.
Hans-Jürgen Abromeit
Zum täglichen Gebet gehört also neben der Losung, der Bibel, dem Andachtsbuch, auch der Kalender mit den täglichen Terminen dazu. Den brauche ich, damit ich diese Termine vor Gott bringe und sie im Gebet vor ihm bewege und für die Menschen bete, die ich dort treffe. Das öffnet mir schon eine spirituelle Verbindung zwischen Gott, den Menschen und mir, so dass Gottes Geist wirken kann. Das befreit, auch bei schwierigen Terminen.
Damit vollzieht sich der Glaube im Lebensalltag und wird praktisch wirksam. Für uns als Pfarrerinnen und Pfarrern erwachsen so neue Kräfte für den Dienst und es schützt uns sogar bis zu einem gewissen Grad vor Burnout.
Zu einem wirklich guten „Spirituellen Gemeindemanagement“ gehört es dazu, sich am Tag Freiräume zu schaffen für ein geistliches Leben, mit einem wohlüberlegten und gesunden Lebensstil, der Raum gibt für Gebet, Bibellese und Andacht.