Die aussterbende Art: Pfarrer oder/und Pfarrerin auf der Fläche

Berufung
Pfarrer – aussterbende Art?

Gerade habe ich es wieder von der eigenen Verwandschaft gehört, die in Dörfern zwischen den Städten lebt und in ihrer Kirchgemeinde sehr engagiert ist: „Unser jetziger Pfarrer ist weggezogen. Die Pfarrstelle wird gestrichen. Wir werden von der Stadt her mit betreut.“  Die Stimmung ist dabei keineswegs optimistisch, sondern sehr bedrückt und traurig. Positive Erwartungen haben sie keine, sondern eher Abbruch und Abbau dessen, was bisher an kirchlichen Leben noch da war.

Warum feiert man nicht am Mittwoch oder Sonnabend Gottesdienst?

Kirche auf dem Lande
By Nicholas_Tunder

Ich bin seit 1. August 2017 in einem Pfarrbereich mit 11 Kirchen Vertretungspfarrer. Da bewegt mich wieder eine Frage mehr, obwohl sie es schon immer tun. Besonders weil ich weiß, dass es in Amerika Gemeinden gibt, für die es kein Problem ist, das anzubieten: Warum feiert man nicht am Mittwoch Gottesdienst? Ok, es kann auch ein anderer Tag in der Woche sein, Donnerstag oder Sonnabend. Beim Sonnabend sind wir sogar wieder beim Sabbat. Selbst die katholische Kirche kennt den Werktagsgottesdienst.

Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

Das war die große Frage, die die Frauen bewegte, als sie sich im Dunkel des Ostermorgen auf dem Weg zum Felsengrab machten. In das Felsen Grab wurde zwei Tage zuvor der Leichnam Jesu bestattet. Vor diesen Grab befand sich ein großer Rollstein, der doch schon etwas mehr Manneskraft benötigte, um ihn bewegen zu können. Ein großes Hinternis für die Frauen, um zu dem Leichnam Jesu zu gelangen.

Wie die Frauen am Ostermorgen, habe ich manchmal den Eindruck, sind wir auch bei der Kirche unterwegs. Weniger Christen, kleinere Gemeinden, enorme Baulasten, finanzielle Belastungen, wenigere hauptamtliche Mitarbeiter, größere Strukturen.

Friedhofsverwaltung und missionarische Kirche

Was hat die Friedhofsverwaltung einer Kirchengemeinde mit missionarische Gemeindearbeit zu tun? Auf den ersten Blick sicherlich erst einmal nichts. Das eine ist ein mehr oder wenig aus der Geschichte heraus gewachsener Dienstleistungsauftrag vieler Kirchengemeinden und das Andere ist der Auftrag Jesu. Dennoch ist sehr oft beides zu leisten.

Natürlich kann man es sich einfach machen und sagen: Wir geben die Friedhofsverwaltung ab. Manche Kirchengemeinde machen das auch. Dennoch ist es nicht einfach, sondern sehr oft ein schwieriger und langwieriger Prozess. Sehr oft weigern sich die Kommunen die Friedhöfe zu übernehmen, obwohl es ihre Pflichtaufgabe ist.

Dienen, dienen, dienen?! – Predigt zu Lukas 17,7-10 Sonntag Septuagesimae

Liebe Gemeinde,

Bewerbung

Am Ende des Vorstellungsgespräches fragte der Personalchef den jungen Ingenieur, der frisch von der Hochschule kommt, was für ein Gehalt er sich denn vorstellt?

„Naja so in etwa 140 000 Euro Jahresgehalt, plus Leistungszuschläge.“

„Nun, was würden sie dann zu dem Paket von 7 -Wochen Urlaub, 14 bezahlten Feiertagen, volle medizinische Versorgung und Gesundheitsvorsorge sagen. Dazu dann eine durch das Unternehmen abgesicherte Altersvorsorge von 50% des Gehaltes und ein alle 2 Jahre neu geleastes Auto, sagen wir einen silbermetallic-farbenen Porsche.“

„Wow! Machen Sie Witze?“

„Ja, aber sie haben damit angefangen.“

Die Radwegekirche in Breitenhain

bleibt sie eine Ruine ode wird sie ein Kirche am Wege
bleibt sie eine Ruine oder wird sie eine Kirche am Wege

Wenn ich diese so nenne, ist das eigentlich schon die Zukunft vorweggenommen.  Eine Zukunft, bzw. eine Hoffnung, die ich für dieses Kirchlein habe. Denn als ich das Kirchlein das erste Mal gesehen habe, da war ich richtig erschüttert. Regelrecht entkernt, keine Möglichkeit des Gottesdienstes mehr, eine Bauruine, die nach außen hin noch einigermaßen aussah, aber innen nicht mehr funktionsfähig ist, so habe ich sie vorgefunden.

Kirchen zu Begegnungszentren umbauen

Die Kirche steht nicht dort, wo das menschliche Vermögen versagt, an den Grenzen, sondern mitten im Dorf.
Dietrich Bonhoeffer

Ich gebe zu, dass mir eigentlich eine Kirche als „heiliger Raum“ lieb ist. Ein Ort, wo man in einer gewissen Stille in herkömmlicher Weise, vielleicht auch in Bänken sitzend, ein meditatives Altarbild oder ein schlichtes Kruzifix vor sich. Hier kann ich Stille finden und Raum zum Nachdenken und Beten. Und solche Kirchen brauchen wir in unserem Land – viel mehr als wir haben, auch im Osten Deutschlands. Darum ist es richtig, dass die EKM sich für offene Kirchen stark macht. Wir brauchen sie, die offene Kirchen im ländlichen Raum, wo Menschen Raum zum Nachdenken, Meditieren und Beten finden. Vielleicht ist das besonders die Aufgabe der kleinen Kirchen in unserem Land.

Dann gibt es noch die großen Kirchen. Sie sind nicht unbedingt touristisch wertvoll oder sonstige Anziehungsmagnete. Auch füllen sie sich nur an Weihnachten oder nur noch an ein, zwei weiteren besonderen Festen im Jahr. 

Die Ortskirche ist die Hoffnung der Welt

Kirche Kleinschwabhausen

„Die Ortskirche ist die Hoffnung der Welt.“
Dieses Zitat stammt von Bill Hybels und er hat es schon vor vielen Jahren gesagt und es auch immer wieder wiederholt. Ja es ist sogar zu eine Art Oberthema geworden für alle Leitungskongresse, die Willow Creek in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland abhielt. So auch wieder für den, der in wenigen Tagen in Hannover in der TUI-Arena beginnt. Und das Interesse der Leute an den Kongressen ist ungebrochen.

Die Präsenz der Kirche auf dem Lande

„Kirche auf dem Lande sollte Kirche in der Fläche bleiben – mit unterschiedlichen Akzenten und Modellen und Lebensformen der Gemeinde.“

Es ist sicher ein leichteres zu sagen: „Wir konzentrieren alle unsere kirchlichen Aktivitäten auf bestimmte Hauptorte und bieten dort ein attraktives Programm an.“ Das wäre vielleicht die logische Schlussfolgerung aus allen Strukturanpassungsmaßnahmen und Personaleinsparungen, die man bei der Kirche auf Grund der demoskopischen Entwicklung in der Fläche und auf Grund von Finanzentwicklungen macht. Das wäre auch die Logik jedes real denkenden Wirtschaftsunternehmens. Doch so funktioniert Kirche und Gemeinde nicht und gleich gar nicht auf dem Lande.
Weil Kirche generell etwas mit Menschen zu tun hat, mit ihren Lebens- und Glaubensvollzügen, und das an den Orten, wo sie leben. Darum ist der Kirchturm im kleinsten Dorf so wichtig, auch wenn er manchmal kaum zu unterhalten ist.

Die Kriterien für ein gute Predigt?!

Die BEK hat die Predigt des Pfarrer Olaf Latzel vom 18. Januar 2015, die er in der St. Martini-Kirche in Bremen gehalten hat, von namenhaften Theologen bewerten lassen. Und wie zu erwarten war, ist diese bei den Theologen mit harscher Kritik durchgefallen. Das war ja auch Sinn und Ziel der BEK. Sie will damit zum Ausdruck bringen, dass die Predigt nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Form ein Fehlgriff war.

Ich habe einmal die Kritiken gelesen. Einige waren sogar von Theolog/innen dabei, die ich sehr schätze. Manchmal hatte ich fast den Eindruck, bei den Bewertungskriterien, die da angesetzt wurden, ist nicht nur Olaf Latzel durchgefallen, sondern da wären auch Jesus selber, der Apostel Paulus und sogar Martin Luther durchgefallen.