Was kann Kirche auf dem Lande von den Schotten lernen?

schottlandWenn man von den Schotten spricht, dann denkt man meist an Sparsamkeit oder gar Knausrigkeit. Der Gourmet denkt an Whisky oder an ein gute Lammkotelett. Oder man denkt an die Highlands und den Kilt. Doch seit dieser Woche gehört zu Schottland noch etwas dazu. Schottland ist mit seinem Referendum über den Verbleib in Großbritannien zum Inbegriff der Demokratie geworden.

Auch wenn die Befürworter des Austritts aus Großbritannien verloren haben, haben sich die Verhältnisse in der Bevölkerung und in der Politik verändert. Die britische Politik kann und wird nicht mehr so weiter machen wie bisher. Denn sie begegnet jetzt einem starken und selbstbewussten Volk der Schotten, welches Demokratie geübt hat und sie auch weiter verwirklichen will.

Mir ist es deutlich geworden, dass genau das in unseren Gemeinden auf dem Land sein muss. Wir brauchen starke und selbstbewusste Gemeinden.

Gottesdienst in 99 Kirchen – Gottesdienstprojekt im Altenburger Land

Gottesdienst in 99 Kirchen 2014
Gottesdienst in 99 Kirchen 2014

Zum 3. Mal findet am 21. September 2014 im Kirchenkreis Altenburger Land das Projekt „Gottesdienst in 99 Kirchen“ statt. An diesem Sonntag wird in allen Kirchen des Altenburger Landes um 10.00 Uhr Gottesdienst sein. Von der Zahl der Kirchen her gesehen wird also schon deutlich, dass die meisten der Gottesdienste nicht von Pfarrern oder Pfarrerinnen und auch nicht von anderen Hauptamtlichen und selbst nicht von den Lektoren des Kirchenkreises geleitet werden. An diesem Sonntag werden viele Kirchenälteste und ehrenamtliche Gemeindeglieder aktiv in den Gottesdiensten mitwirken und diese auch leiten.

Der Tourismus und der Gottesdienst – offene Kirche um jeden Preis?

Stephansdom in Wien
Stephansdom in Wien

Ich bin gern Tourist und sehe mir andere Orte und andere Länder ab. Dazu gehören auch die Kirchen. Für mich als Christ spielt dabei nicht nur die Historie der Kirche und ihre architektonische Gestaltung eine wichtige Rolle, sondern auch die Gemeinde, die dort lebt. Ich versuche zu ergründen, wie sie ihr Gemeindeleben gestaltet. Manchmal finde ich sogar Impulse für meine Gemeindearbeit. Darum sehe ich mir die Veranstaltungsplakate an, nehme gern Gemeindebriefe mit und entdecke noch die Reste der Kulisse vom letzten Familiengottesdienst.
Es ist dann gut, sich für ein paar Minuten in eine Bank zu setzen und die Atmosphäre der Kirche zu atmen und zu einem Gebet zu finden.

Aufhören, zu sagen: „Mit der Kirche geht es zu Ende“!

Jesus am Kreuz
Jesus am Kreuz

Es gibt eine Geschichte aus der DDR-Zeit, ob sie so geschehen ist oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist sie symptomatisch für diese Zeit. Einmal wurde ein Superintendent und der Pfarrkonvent zum Rat des Kreises bestellt. Damit es wenigstens den Anschein hatte, dass er sich in der kirchlichen Materie etwas auskennt und dass es ja mit der Kirche auch langsam zu Ende geht, machte der Vorsitzende des Rat des Kreises zu dem Superintendenten und den Pfarrern eine scheinbar biblisch-fromme Bemerkung: „Naja mit der Kirche ist es ja auch Matthäi am Letzten.“ Da nahm der Superintendent seine Bibel und las dem Vorsitzenden des Rat des Kreises eben Matthäi am Letzen vor:

Die Kirche im Dorf lassen und ihr Sinn geben

Kirchen an der Donau
Kirchen an der Donau

Manchmal wird die Frage laut:  „Was sollen wir denn mit so vielen Dorfkirchen in unserem Land?“ Ist da nicht mehr Frust als Lust angesagt? Mancher stellt dann die Frage nach der Umnutzung einer Kirche, vielleicht als Wohnraum, als Tagungszentrum, als Senioren heim, als Bibliothek, als Museum und anderes mehr. Sicher manchmal ist es nicht nur eine Frage des Nutzen, sondern eine Frage der Kosten.

Bin ich Kirche?

Gemeinschaft unterm Kreuz (c) Hajo Rebers / pixelio.de
Gemeinschaft unterm Kreuz
(c) Hajo Rebers / pixelio.de

Vor kurzen kritisierte mich jemand über Facebook: Wenn die Kirche so, wie ich bin, dann ist er froh dass er nicht mehr in der Kirche ist. Das wäre nicht mehr seine Kirche. Nun gut, wenn die Kirche nur so wäre, wie ich bin, wäre es auch nicht meine Kirche. Ich bin zwar als Pfarrer ein Vertreter der Evangelisch-Lutherischen Kirche, aber ich bin eben noch lange nicht die Kirche an sich. Es ist genauso, wie wenn ein Vertreter eine Firma nach außen vertritt, so ist dieser nicht die Firma. Er bleibt ein Mensch mit seinen eigenen Interessen und Gedanken, auch wenn er im Groben die Firmenphilosophie vertreten muss.

Dorf ist nicht gleich Dorf

Haus auf dem Dorf
Haus auf dem Dorf

Es ist ja gut, dass man sich bei der Kirche zunehmend mit dem Thema „Kirche im ländlichen Raum“ beschäftigt. Das Magazin 3E hat sogar dafür eine ganze Ausgabe gewidmet. Dabei ist mir aber aufgefallen, dass man ein Bild von einem Dorf zeichnet, welches nur teilweise so stimmt.

Es gibt sie bestimmt in sehr großer Zahl: diese Dörfer, wo die Jugend wegzieht, wo die Abwanderung im großen Stil erfolgt, wo der letzte Laden geschlossen hat, das Bäckerauto oder der Lebensmittelhändler nur noch einmal die Woche kommt.  Die Dörfer, die mehr oder weniger aussterben, wo Sozialdienste und die Kirche die Kontaktträger sind.

Gesunde Kirche auf dem Lande durch Mischkultur

© www.freeimages.com/Ayla87
© www.freeimages.com/Ayla87

Ich möchte diesen Beitrag mit einem Zitat von Martin Buber beginnen. Dabei habe ich dieses Zitat nicht aus einem Theologiebuch, sondern aus einem Gartenbuch, welches sich mit gesunden Gemüseanbau beschäftigt:

Ich habe keine Lehre.
Ich zeige nur etwas.
Ich zeige Wirklichkeiten, ich zeige
etwas an der Wirklichkeit,
was nicht oder zuwenig gesehen worden ist.
Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand
und führ‘ ihn zum Fenster.
Ich stoße das Fenster auf
und zeige hinaus.

Dieses Gartenbuch stammt aus der Mitte der Achtziger Jahre. Das Besondere an diesem Gartenbuch ist es plädiert für eine Mischkultur im Gemüsegarten. Dabei wird der Anbau von verschiedenen Gemüsesorten miteinander vermischt, so dass sich diese in ihrem Wuchs gegenseitig ergänzen. Natürlich gibt es auch so etwas wie ungünstige Nachbarschaften, so vertragen sich z.B. Bohnen und Zwiebeln nicht miteinander.

Kirche im ländlichen Raum

Kirche Reinsdorf
Kirche Reinsdorf

Da, wo ich Pfarrer bin, ist der ländliche Raum noch recht dicht besiedelt. Die Infrastruktur ist auch noch intakt. Sicher der strukturelle Wandel hat schon tiefgreifende Veränderungen geschaffen. Die meisten Menschen sind schon lange nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Dennoch wird der ländliche Raum weiterhin als Wohn- und Erholungsraum und damit als Lebensraum von vielen Menschen bevorzugt. Und die Tendenz ist sogar leicht wachsend. Dabei lässt sich aber dennoch nicht übersehen, dass die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren grundsätzlich abgenommen hat. Auch und besonders der ländliche Raum war davon betroffen. Gegenwärtig ist die Zahl stagnierend, zumindestens in dem Raum, wo ich jetzt bin, im Thüringer Vogtland. Dabei ist die Bevölkerung in ihrer Struktur überaltert.

Christus am Kreuz

Die Kirchengemeinde als funktionierendes Ökosystem und ihr Einfluss auf das kommunale Gemeinwesen

Christus am Kreuz
Christus am Kreuz

Eine Kirchengemeinde ist immer Teil eines gesellschaftlichen Kommunalwesen. Je nach ihrer Größe und ihrer sozialen Struktur hat sie auch Einfluß auf diese. Wie auch umgekehrt das kommunale Gemeinwesen Einfluß auf die Kirchengemeinde hat. Dabei ist die Kirchengemeinde keine perfekte Organisation oder Vereinigung.

Das setzt auch der Emmaus-Kurs selber nicht voraus. So etwas gibt es nicht. Er setzt eine Gemeinde voraus, die sich wie ein funktionierendes Ökosystem versteht. Also Gemeinde versteht man nicht als Organisation oder Verein, sondern als einen lebendigen Organismus. Dieses ist  ein urbiblisches Bild, welches der Apostel Paulus geprägt hat, als er bei der Gemeinde vom Haupt und vielen Gliedern gesprochen hat (z.B. 1.Korinther 12).

In seinem Buch “Eine unaufhaltsame Kraft” vertieft Erwin McManus dieses Bild. So ist eine lebendige Gemeinde ein gut funktionierendes Ökosystem, das mit den Fehlern und dem Versagen der einzelnen Glieder umgehen kann. Es wird nicht erwartet, dass wir perfekt sind, sondern dass wir teilhaben an diesem Ökosystem, so wie wir sind. Dass wir teil haben, so wie wir sind, mit unseren Gaben und Fähigkeiten, mit unseren Möglichkeiten und Talenten, mit unserem Versagen und Fehlern. Doch dabei wird deutlich, wir werden nicht bleiben, wie wir sind. Durch die Teilhabe am Ökosystem Gemeinde werden uns verändern und hoffentlich zum positiven. Das ist eigentlich zu erwarten.