Das ist die große Frage, die sich jeder Mann stellt? Soll ich Sitzpinkler oder Stehpinkler sein? Soll ich Warmduscher oder Kaltduscher sein? Soll ich hart sein wie Eisen oder weich wie Butter? Gefrorene Butter kann auch ganz schön hart sein. Soll ich leiten und führen oder wie ein Schaf hinterher trotten. Soll ich die Kuh sein, die man melken kann (sprich der viel Money nach Hause bringt) oder der Ochse, der mit dem Kopf durch die Wand will? Ich könnte die Liste weiterführen und würde nicht so schnell zum Ende kommen.
Markus Hofer bringt in seinem Buch Männersache einen sehr interessanten Vergleich, dem es lohnt nachzugehen. Von welchem Mann wünschte sich eine Karrierefrau, die auf Emanzipation und Gleichberechtigung aus ist, ein Kind. Von einem Versager, vielleicht einem Alkoholiker, einem der unter der Brücke schläft oder einem netten Arbeitslosen, der ja Zeit für das Kind hat? Wohl kaum! Von einem Mann, der der Vater ihres Kindes sein soll, erwartet sie beste Qualitäten, ehrgeizig, erfolgsorientiert und der weiß, wie man Geld verdient.
Irgendwie ist das richtig paradox, was man da von uns Männern so erwartet, manchmal richtig schizophren.
Wie soll man denn als Mann sein? Nicht zu vergessen, was da so die restliche Welt von mir als Mann erwartet. Die Kumpels am Stammtisch und auf dem Fußballplatz erwarten von mir, dass ich kein Weichei und keine Memme bin. Der Chef erwartet von mir den Radfahrer nach oben bücken und nach unten treten. Die Arbeitskollegen erwarten von mir den loyalen Partner. Der Kirchenvorstand erwartet von mir den aktiven und verantwortungsvollen Mitarbeiter. Die Kinder den liebevollen Vater. Die Frau den zu hörenden Ehepartner, der aber auch bereit ist, sich in Krisen nicht zurückzuziehen, sondern in Angriffsstellung zu gehen und sich einzusetzen, auf jeden Fall, wenn es um die Belange der Familie.
Wer würde da nicht, wenn er das alles liest, stöhnen und fragen: „Wo habe ich da noch Platz für mich selber?“ Oder nur drei Worte, die Dietrich Bonhoeffer sicher in einer anderen Situation sagt: „Wer bin ich?“ Aber ich kann mir gut vorstellen, dass mancher Mann sein Mannsein als Gefängnis empfindet.
Ich wünsche uns, dass wir am Ende auch zu der Antwort finden, die Dietrich Bonhoeffer gibt: Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin? Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
Dein bin ich, o Gott! – Ich werde hier keine absolute letztgültige Antwort auf das Mannsein geben. Ich möchte mich mit auf die Suche machen, Fragen stellen, Gedankensplitter einwerfen, diskutieren, nachdenken – und wenn eine Antwort, dann ist es nur ein Teil, ein Bruchstück.
Vielleicht erst einmal bei aller getrennter Betrachtungsweise, Mann und Frau gehören nach dem biblischen Schöpfungsbericht zusammen und sie haben einen kollektiven, partnerschaftlichen Auftrag: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Lebendige, das sich regt auf der Erde!“ 1. Mose 1,28
Im anderen Schöpfungsbericht ist es der Mann, der den Tieren den Namen gibt, auf der Suche nach dem Gegenüber, der Partnerin. Da wird sicher deutlich, dass unser Mannsein sich am Gegenüber, an der Frau definiert. Ja sie werden massiv aneinander gebunden.
Und doch wird das immer wieder missverstanden und falsch gedeutet, mit einem Hineingepresstwerden in Klischees und Rollen, die nicht nützen, sondern zerstören.
Wer soll ich als Mann sein? Ich soll ich sein – ein von Gott geliebtes Menschenkind. Auf dieser Basis kann ich mein Mannsein aufbauen.