Die Reise durch den Stall – Teil 1

Predigt zum 1. Advent 2020 im Wieratal – Joerg Bachmann

Textlesung

36 Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

37 Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird es sein beim Kommen des Menschensohns. 38 Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; 39 und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns. 40 Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben. 41 Zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben.

42 Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. 43 Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. 44 Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.

Matthäus 24,36–44 LU

Liebe Gemeinde,

Der Stall in Fraureuth

ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr und Gottes Segen!

Na jetzt denken Sie vielleicht: Der Pfarrer ist wohl in seinen letzten Tagen in unserer Gemeinde noch verrückt geworden.

Nun es hat mit dem heutigen Tag ein neues Jahr begonnen. Bei uns evangelischen Christen und bei unseren katholischen Geschwistern hat heute ein neues Kirchenjahr begonnen. Deshalb ein frohes neues Jahr.

Es sind nicht mal mehr 4 Wochen bis Weihnachten. Auch wenn in diesem Jahr alles anders ist. Nicht das große Spektakel, sondern es viel leiser sein wird. Viel weniger, viel ruhiger. In diesem Jahr kann man wirklich, wenn man will, zur adventlichen und weihnachtlichen Besinnung kommen.

Unsere Kinder freuen sich dennoch auf die Weihnachtsferien und auf die Geschenke. In mancher Familie werden sie bedingt durch Corona nicht so groß werden. Auch die Familienfeiern werden kleiner sein.

Dennoch lässt sich das auch im kleinen Rahmen spüren, was die Liederdichterin Erika Engel in einem Kinderlied zum Ausdruck brachte: “Vorfreude, schönste Freude. Freude im Advent.“ Für uns Christen ist diese Freude im Advent keine oberflächliche Freude, sondern Advent ist die Zeit der tiefen geistlichen Sehnsucht und der Such nach Hoffnung. Das spüren wir gerade jetzt in der Zeit der Corona-Pandemie noch mehr.

Hunger nach Weihnachten

Hat es jemand nicht geschafft, vor dem Gottesdienst heute noch etwas zu essen und sitzt jetzt hungrig in der Kirche? Leider kann dem heute auch nicht helfen, ich hätte ja gern ein paar Adventsplätzchen verteilt. Aber sie wissen ja, es geht nicht.

Denn um die Frage des Hungers geht es uns in der Adventszeit, die Frage nach dem geistlichen Hunger? Der soll gestillt werden. Darum bist du hungrig auf Weihnachten? Bist du hungrig auf das Kommen des Gottessohnes? Bis du hungrig darauf das Jesus in dein Leben und in diese Welt hereinbricht? Bist du bereit, dass Jesus mit seinem Kommen dein Leben verändert?

Advent = Ankunft

Diese kommenden vier Sonntag vor Weihnachten werden im Kirchenjahr als Adventsonntage bezeichnet. Als Sonntage, wo wir uns auf das Kommen des Gottessohnes zu Weihnachten vorbereiten. Früher war das sogar eine Fastenzeit. Deswegen ist noch heute für diese Sonntage die Kirchenjahresfarbe Lila.

Wir wollen uns an diesen vier Sonntag vorbereiten, in dem wir miteinander überlegen, wo wir in Gottes großer Schöpfung unseren Platz haben. Das wollen wir tun, in dem wir unseren Blick auf unsere Erde richten, hinein in einen Stall, hinein in die Vergänglichkeit des Lebens. Dabei wollen wir uns Dinge ansehen, die wir immer wieder schnell aus dem Blick verlieren.

Gemeinsam wollen wir eine Reise durch den Stall machen.

In dem weihnachtlichen Stall, so wie wir ihn aus der Tradition her kennen, befinden sich Maria, Joseph und einige Tiere. Das sehen wir jedes Jahr. Aber da gibt es noch andere Dinge, die wir bei der Ankunft des Jesuskindes sehen.

Stroh

Doch treten sie einmal gedanklich bewusst in den Raum. Wie riecht er?

Stellen Sie sich ihn vor. Er riecht nach dem frischen Stroh nach dem Ausmisten. Die Bauern und Tierzüchter wissen, was ich meine. Es riecht sauber. Vielleicht ahnte man, dass ein Baby geboren wird. Auf jeden Fall hatte Stroh zur Zeit Jesu eine wichtige und vielfältige Bedeutung. Neben dem Schlaflager und dem Dung, war es Lebensmittel, kleingehäckselt und mit Körnern vermischt. Es war aber auch Bindemittel in den Ziegeleien.

Jetzt in der Adventszeit soll es uns daran erinnern, dass wir auf das Kommen des Christkindes vorbereitet sein sollen. Advent ist ja die Zeit der Buße der Umkehr: Bist du bereit den Sohn Gottes zu empfangen?

Balken

Was entdecken wir noch im Stall? Da sind die Balken. Die Balken halten die Wände und die Decke. Sie geben dem Stall das Gefühl von Sicherheit. (Schauen wir einmal die Balken in unserer Kirche an. Sie geben uns das Gefühl, dass die Kirche sicher steht.) Neben dem Bau eines Stalles wurde damals Holz für vieles verwendet: zum Heizen, Bau von Booten, als Geschirr, für Götterstatuen, für Musikinstrumente, für Joche und als Brandopfer. Es gab verschieden Holzarden wie Akazie, Zeder, Pinie und Olive. Wahrscheinlich war so ein Stall aus Zedern- und Olivenholz gebaut.

Etwa 30 Jahre später wird aus solchen Balken ein Kreuz gemacht. Und das Jesuskind wird als erwachsener Mann an das Kreuz genagelt.

Und warum? Uns zum Schutz! Uns zum Schutz, damit unsere Sünde und Schuld weggenommen wird. Seine starke Liebe steht dann als Dach über unserem Kopf. Damit können wir uns bei ihm sicher fühlen.

Das Holz im Stall will uns sagen: Bei Jesus Christus bist du sicher.

Steine

Steine – die Wände bestehen aus Steinen. Vielleicht war der Stall sogar eine Felsgrotte. Palästina, das Land Jesu, war ein steiniges Land. Die Steine hatten wie das Holz sehr viele Verwendungszwecke. Der wichtigste Verwendungszweck war das Bauen. Mit großen Steinen wurden die Städte gesichert und Stadtmauern gebaut. Sie dient aber auch als militärische Wurfgeschosse. Da denken wir an den kleinen Hirten David, der mit einem kleinen Stein in der Schlinge den Riesen Goliath besiegt hatte.

Wir wissen, dass dennoch auch der größte Stein nichts Endgültiges an sich hat. So wurde der große Stein, der das Grab des Todes verschloss, weggerollt. Das Leben hat gesiegt. Denn Jesus ist auferstanden. So sagen uns alle Steine, auch die uns in der Quere liegen: “Gott kümmert sich um dich. Weil Jesus lebt, darfst du leben!”

Dreck

Ein viertes finden wir im Stall – Dreck. Schmutz – überall in einem Stall ist Schmutz zu finden. Da können wir noch so sehr kehren und putzen. Auch jetzt in der Corona-Zeit. Ein Stall ist nicht klinisch rein. Dreck ist einfach da. Dreck muss sein. Ja er ist sogar wichtig.

Die Bibel sagt, Gott schuf dem Menschen aus dem Staub der Erde. Gott blies seinen Odem in den Dreck und es entstand das Leben.

Jetzt im Advent blicken wir auf die Zeit, wo Jesus vom Himmel kam, um uns das Leben zu bringen. Das Leben, welches die Macht des Todes besiegt hat. Jesus kommt hinein in unsere Welt, um uns immer wieder neu aus dem Schmutz des Lebens aufzurichten. Der Dreck im Stall sagt uns: Jesus begegnet uns dort, wo wir ihn brauchen.

Seil

Was wäre ein Stall ohne Seilwerk? Auch wenn die Bibel davon keine Details berichtet, wie die Seile hergestellt wurden, zeigt sie uns ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Leiten und Führen von Tieren, Herstellen von Schlingen, das Steine schleppen, als Messleine, als Schiffsausrüstung, zum Zusammenbinden verschiedenster Dinge.

Ein Loblied verwendet dieses Bild, wenn es sagt: „Gesegnet sei das Band, das unsere Herzen in christlicher Liebe verbindet .“ Was können wir verwenden, um an Jesus gebunden zu bleiben? Stellen Sie sich Ihre Bibel als Seil vor? Oder deine Kirchgemeinde ? Oder deine Familie? Das Seil sagt: „Bleib verbunden mit Jesus. „

Wasser

Was finden wir noch im Stall?

Wasser – Wasser ist sehr wichtig. Auf der Oberfläche unserer Erde gibt es mehr Wasser als alles andere. Jeder Mensch braucht Wasser. Wir brauchen Wasser zum Leben und zum Überleben. (Taufgedächtnis) Das Wasser ist das Symbol der Taufe, des neuen Lebens mit Jesus.

Jesus selbst sagt von sich – ich bin das lebendige Wasser und selbst als er am Kreuz hing und starb, sagte er noch: „Ich habe Durst”.

Die Bibel sagt uns zu, dass wir im Himmel nie Durst haben werden. Das Bild vom Wasser erinnert uns daran, dass Gott für uns sorgen will, immer und ewig, heute, morgen und alle Zeit.

Licht

Das letzte Ding, was wir uns bei unserer heutigen Reise durch den Stall anschauen wollen. ist das Licht. Im Stall von Bethlehem hat wahrscheinlich als Licht eine Öllampe gebrannt.

Jesus erzählt dazu das Gleichnis von den zehn Brautjungfern. Fünf sind bereit, sie haben für ihre Lampe Öl mit gebracht, fünf haben das Öl vergessen. Das ist so ähnlich, als wenn wir eine Taschenlampe mit haben und die Batterien zu Hause gelassen haben.

Es ist die Geschichte darüber, ob wir Menschen bereit sind? Sind wir bereit, wenn das Unerwartete kommt? Wie würdet ihr euer Leben leben, damit ihr das Unerwartet erwartet?

Schluss

Advent heißt Ankunft – Ankommen – was haben wir heute erwartet bei dem Thema „Eine Reise durch den Stall“? Gemeinsam sind wir auf dem Weg zur Feier des ersten Kommens unseres Herrn Jesus Christus. Gemeinsam sind wir unterwegs nach Weihnachten.

Lassen wir uns in dieser Zeit von ihm mit offenen Herzen und offenen Augen für Gott und den Nächsten überraschen. Er will es tun.

Amen.

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