
Stellen Sie sich vor, Sie gehen durch die Straßen Ihrer Stadt oder Ihres Dorfes. Häuser, Cafés, Schulen, Spielplätze. Menschen eilen zur Arbeit, Jugendliche sitzen auf einer Parkbank, Familien gehen einkaufen. Und dann stellen Sie sich die Frage: Wo ist hier Kirche sichtbar?
Für viele Menschen in unseren Regionen ist Kirche unsichtbar geworden – oder sie nehmen sie nur noch als Institution wahr. Sie läutet vielleicht sonntags die Glocken, aber ihr Alltag bleibt davon unberührt.
Gleichzeitig wissen wir: Gott liebt diese Menschen und möchte ihnen begegnen. Genau hier beginnt der Herzschlag von Gemeindegründung.
Gemeindegründung bedeutet nicht zuerst neue Programme oder große Gebäude. Es geht darum, neue Orte zu schaffen, an denen Menschen Gott begegnen können, und Gemeinschaften zu bauen, in denen Evangelium gelebt und geteilt wird.
Die Bibel spricht von Gemeindegründung mit Bildern aus der Landwirtschaft: Säen – Pflanzen – Wachsen. Paulus schreibt in 1. Korinther 3,6–7: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der, der pflanzt, noch der, der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“
Auf diesem biblischen Fundament lassen sich fünf Kernprinzipien der Gemeindegründung erkennen, die heute so aktuell sind wie damals.
1. Gott gründet die Gemeinde – nicht wir
Jede Gemeindegründung beginnt mit der Erkenntnis: Gott ist der eigentliche Gemeindegründer.
Jesus selbst sagt in Matthäus 16,18: „Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“
Wir sind Mitarbeiter, aber die eigentliche Kraft und das Wachstum kommen von Gott. Das entlastet ungemein. Gemeindegründung ist kein Projekt unseres Perfektionismus, sondern ein geistliches Abenteuer.
Die frühe Kirche lebte genau das: Evangelisation, kleine Hausgemeinden und organisches Wachstum. Kirche war zuerst Bewegung, dann Institution. Auch heute kann eine kleine Wohnzimmergruppe der Anfang einer neuen Gemeinde sein.
2. Wir haben nicht die Kontrolle
Wer Gemeinde gründet, merkt schnell: Pläne sind gut, aber Gott führt.
Jakobus 4,15 erinnert: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“
Kontrollverlust gehört zum geistlichen Lernen. Paulus wollte nach Bithynien, der Geist Gottes führte ihn nach Philippi – und dort entstand die erste europäische Gemeinde.
Auch in der Geschichte scheiterten viele menschliche Pläne. Aber gerade dort, wo Kontrolle zerbricht, kann Gottes Kreativität aufblühen. Für uns heute bedeutet das: Plane, aber halte deine Pläne offen in Gottes Hand.
3. Unsere Pläne können scheitern – Gottes Plan nicht
Es ist frustrierend, wenn Projekte, Visionen oder Teams auseinanderfallen. Doch die Bibel zeigt: Gottes Plan geht weiter.
Sprüche 19,21 fasst es zusammen: „Viele Pläne sind im Herzen des Menschen, aber der Ratschluss des HERRN hat Bestand.“
Verfolgte Christen der frühen Kirche, zerstreute Hugenotten und gescheiterte Missionsstationen im 19. Jahrhundert – überall zeigt sich derselbe rote Faden: Menschen scheitern, Gott schreibt Geschichte.
Für heute heißt das: Scheitern kann Saatboden sein. Es lädt ein zu Gelassenheit, geistlicher Reflexion und der Hoffnung, dass Gott Neues wachsen lässt.
4. Geduld wie ein Bauer – Initiative wie ein Startup
Gemeindegründung lebt von der Spannung zwischen Geduld und Tatkraft.
- Geduld, wie ein Bauer, der sät und wartet
- Kreative Initiative, wie ein Startup, das mutig Neues ausprobiert
Jakobus 5,7–8 und Markus 4,26–29 zeigen: Wachstum braucht Zeit und bleibt Gottes Werk. Gleichzeitig ruft Paulus dazu auf, treu zu pflanzen und zu begießen.
Heute bedeutet das: Beginne klein, aber denke kreativ.
Hauskreise, Nachbarschaftsprojekte, digitale Angebote – die Saat darf vielfältig sein. Und gleichzeitig gilt: Ernte kann man nicht erzwingen, aber vorbereiten.
5. Harte Arbeit – aber leicht in Jesu Freude
Gemeindegründung fordert Herz, Hände und Ausdauer.
Doch Jesus verspricht in Matthäus 11,28–30: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
Wer allein arbeitet, brennt aus. Wer aus der Freude Jesu und in einem Team arbeitet, erlebt: Harte Arbeit wird nicht beschwerlich.
Praktisch bedeutet das:
- Teamkultur statt Einzelkämpfer
- Rhythmen aus Gebet und Pausen
- Dankbarkeit für kleine Siege
So wird die Arbeit nicht zur Last, sondern zur Quelle von Freude und Segen.
Schlussgedanken
Gemeindegründung ist ein geistliches Abenteuer – kein rein menschliches Projekt.
- Sie beginnt mit Gottes Initiative
- Sie erfordert Vertrauen statt Kontrolle
- Sie lehrt uns, dass Scheitern Teil von Gottes Geschichte sein kann
- Sie braucht Geduld und mutige Schritte
- Und sie wird in Jesu Freude leicht, auch wenn sie anstrengend ist
„Ich will meine Gemeinde bauen.“ (Matthäus 16,18)
Unsere Aufgabe ist es, treu zu pflanzen, zu begießen und auf Gottes Wachstum zu vertrauen.
Möge Gott durch unsere Bereitschaft neue Gemeinden entstehen lassen, die sein Licht in unsere Städte und Dörfer tragen.
Dieser Webblog beruht auf dem Artikel von Casey Bedell – Church Planting by Faith: 5 Lessons From the Field aus den Logos Word by Word und fasst ihn zusammen: Church Planting by Faith: 5 Lessons From the Field.
Gleichzeitig sind auch Gedanken aus dem Buch von Stefan Pass „Church Planting in the Secular West“ enthalten.