Predigt am 6. Sonntag nach Trinitatis 2014 – 1. Petrus 2,2-10
Liebe Gemeinde,
in diesen Tagen bewegt uns das Schicksal unserer Schwester und Brüder von Mosul, die durch die ISIS, den militanten irakischen Terroristen verfolgt werden. Sie wurden vor die Wahl gestellt, zu konvertieren oder eine Sondersteuer zu zahlen. Anderenfalls würden sie ermordet. Seither sind nahezu alle Christen aus der Stadt geflohen. Am Ende blieb ihnen nur die Flucht, denn selbst bei einer Sondersteuer besteht ja die Gefahr ermordet zu werden.
Aus Solidarität mit den Christen aus Mosul haben jetzt viele Christen in den Sozialen Medien ihr Profil-Foto mit einem arabischen N gekennzeichnet bzw. ausgewechselt. Denn mit einem Arabischen N wurden die Häuser der Christen in Mosul markiert. Wir kennen ja so etwas noch aus unserer deutschen Geschichte. Das arabische N steht für Nazarener/Christen, also die gehören zu Jesus, dem Nazarener.Sicher ist es nur ein symbolisches Zeichen und wird nichts großes Bewirken, aber die mediale Öffentlichkeit kann sich doch vor dem Geschehen in Mosul nicht verschließen.
Dass solche Proteste auch Erfolg haben, zeigte sich auch in den vergangenen Tagen mit der endgültigen Freilassung der Sudanesin Meriam Ibrahim, die ja auf Grund weltweiter Proteste nicht gesteinigt wurde. Sie sollte gesteinigt werden, weil sie letztlich nicht als Christin zum Islam konvertierte.
Warum berichte ich das heute an Anfang der Predigt? Weil ich uns damit zeigen will, dass unser Glaube an Jesus Christus immer ein gefährdeter Glaube ist. Er ist ein Glaube der angegriffen wird, manchmal von innen und manchmal von außen. Dass eben die Verfolgung des christlichen Glaubens auch im 21. Jahrhundert in dieser Welt noch ganz oben auf der Tagesordnung steht.
Und das wir als Christen hier in unserem Land dankbar sein können, dass wir unseren Glauben leben können. Aber dass wir auch alles daran setzen sollten, dieses Gut zu bewahren und es nicht leichtfertig zu verspielen.
Darum haben wir uns bewusst und engagiert für die Rechte der Menschen einzusetzen und gleichzeitig dem Unrechtbestreben anderer zu widersetzen.
Heute geht es uns darum, woher bekommen wir die Kraft und den Glauben, dass wir das auch tun können?
Dazu schreibt der Apostel Petrus folgendes:
1. Petrus 2,2-10
2 Genauso, wie ein neugeborenes Kind ´auf Muttermilch begierig ist`, sollt ihr auf Gottes Wort begierig sein, auf diese unverfälschte Milch, durch die ihr heranwachst, bis das Ziel, eure ´endgültige` Rettung, erreicht ist.
3 Ihr habt von dieser Milch ja schon getrunken und habt erlebt, wie gütig der Herr ist.
4 Kommt zu ihm! Er ist jener lebendige Stein, den die Menschen für unbrauchbar erklärten, aber den Gott selbst ausgewählt hat und der in seinen Augen von unschätzbarem Wert ist.
5 Lasst euch selbst als lebendige Steine in das Haus einfügen, das von Gott erbaut wird und von seinem Geist erfüllt ist. Lasst euch zu einer heiligen Priesterschaft aufbauen, damit ihr Gott Opfer darbringen könnt, die von seinem Geist gewirkt sind – Opfer, an denen er Freude hat, weil sie sich auf das Werk von Jesus Christus gründen.
6 Gott sagt ja in der Schrift: »Seht, ich verwende für das Fundament auf dem Zionsberg einen Grundstein von unschätzbarem Wert, den ich selbst ausgewählt habe. Wer ihm vertraut, wird vor dem Verderben bewahrt werden.«
7 Euch also, die ihr glaubt, kommt der Wert ´dieses Steins` zugute. Doch was ist mit denen, die an ihrem Unglauben festhalten? ´Es heißt in der Schrift:` »Der Stein, den die Bauleute für unbrauchbar erklärten, ist zum Eckstein geworden.«
8 Und ´an einer anderen Stelle heißt es:` »Es ist ein Stein, an dem sich die Menschen stoßen, ein Fels, an dem sie zu Fall kommen« Sie stoßen sich ´an diesem Stein`, wie es allen bestimmt ist, die nicht bereit sind, Gottes Botschaft Glauben zu schenke.
9 Ihr jedoch seid das ´von Gott` erwählte Volk; ihr seid eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk, das ihm allein gehört und den Auftrag hat, seine großen Taten zu verkünden – die Tat dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.
10 Früher wart ihr nicht ´Gottes` Volk – jetzt seid ihr Gottes Volk. Früher wusstet ihr nichts von seinem Erbarmen – jetzt hat er euch sein Erbarmen erwiesen.
Liebe Gemeinde,
sie kennen ja alle mehr oder weniger die Produkte von Alete, Milupa, Hipp und wie die Firmen alle weiter heißen, die da Produkte für die Ernährung unserer Babys herstellen. Diese werben damit, dass ihre Produkte naturnah sind und frei von allen Schadstoffen. Dass die Standards für diese Nahrungsmittel sehr hoch sind, davon können wir sicher alle ausgehen und dass diese immer wieder auch geprüft werden.
Dennoch so gut alle diese Produkte sind, eines können sie nicht ersetzen, die originale Muttermilch. Denn sie ist ein Produkt der Natur, welches auf das Bedürfnis des Babys abgestimmt ist, gesteuert durch die Beziehung zwischen der Mutter und ihrem Kind.
Genau diese Milch nimmt heute der Apostel Petrus zum Vergleich, wenn er hier vom Wort Gottes spricht. Vom Wort Gottes, welches es für uns als Wort der Rettung an- und aufzunehmen gilt.
Die Muttermilch ist ja das beste Grundnahrungsmittel für Babys überhaupt, die gerade ins Leben gestartet sind und jetzt aufwachsen. Sie ja nicht nur eine Frage der Nahrung, sondern auch der Bindung zwischen Mutter und Kind. Wie diese Muttermilch soll Gottes Wort von uns Menschen aufgenommen werden. Wir sollen Gottes Wort hören, so wie es ist: echt und unverfälscht.
Darum darf es nicht so verkündet werden, dass nur das gesagt wird, was man als Mensch gern hört, Es darf auch nicht durch Lügen oder Halbwahrheiten verunreinigt oder durch Weglassen von Aussagen verändert werden. Es darf auch nicht mit falscher Lehre durchwirkt sein.
Für uns als Christen ist es wichtig, ja sogar heilsnotwendig, dass wir uns mit Gottes Wort beschäftigen. Bei einem Baby ist ja die Nahrungsaufnahme zwingend erforderlich, sonst wächst es nicht und geht ein. Bei Kleinkindern gestaltet sich eine Zwangsernährung sehr oft recht schwierig, aber meistens wenn es die Muttermilch geschmeckt hat, will das Baby mehr.
Nun uns als Christen mit Gottes Wort zwangszuernähren, finde ich auch als etwas schwierig und nicht machbar. Darum stellt sich für mich die Frage: Was macht mir Lust und Freude an Gottes Wort? Wie heißt es so schön: Ohne Lust und Freude ist das Leben nicht halb so viel Wert.
Vielleicht schon dadurch habe ich Lust und Freude an Gottes Wort, wenn ich spüre, dass dieses Wort meiner Seele gut tut, das es Nahrung für meine Seele ist.
Wie sieht diese gute Nahrung für die Seele aus? Der Apostel Petrus schreibt ja hier an Menschen, die Gott kennengelernt haben. Er schreibt an Christen, deren Leben durch die Begegnung mit Jesus verändert worden ist. Und er macht ihnen und uns deutlich, dass die Nahrung für die Seele nicht aus einer guten Gottesdienstkultur oder aus einer guten Gemeindekultur mit vielen Gruppen und Kreisen kommt, sondern ganz allein aus dem Wort Gottes, aus dem Wort Gottes von dem der Hebräerbrief folgendes schreibt: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. (Hebr 4,12)
Und genau dieses Gottes Wort erweckt dann in uns das Verlangen nach mehr:
- mehr die Freundlichkeit Gottes zu erfahren
- mehr Erfahrungen im Glauben zu machen
- mehr Erfahrungen in der Begegnung mit Jesus Christus
Darum sind wir jetzt zum täglichen Umgang mit Gottes Wort eingeladen. Dazu gibt es verschiedenen Möglichkeiten: die tägliche Bibellese nach Bibelleseplänen und Auslegebüchern, die Stille Zeit, das Lesen eines täglichen Andachtsbuches in Verbindung mit der Bibel, die minimalste Form ist das Losungsbuch, der Austausch über Gottes Wort mit anderen. Manchmal ist es auch eine Auslegung im Radio oder Fernsehen oder eine CD. Lassen Sie sich doch einmal beim Autofahren die Bibel von einen Hörbuch-CD vorlesen. Wichtig ist, dass wir Gottes Wort hören und lesen.
Vielleicht fragen Sie: warum das alles? Was will das ganze bewirken? Was will Gottes Wort bewirken? Was will die Milch bewirken?
Ich kann nur sagen: Genau dieses Wort, Gottes Wort, das Wort vom Kreuz wird so zur Tragkraft des Lebens.
So wird und bleibt uns dann Jesus Christus das Fundament unseres Glaubens. Diesen Jesus Christus, den die Menschen für unbrauchbar erklärt haben, hat Gott zum Fundament seiner Kirche gemacht.
Was erklären wir Menschen nicht alles für unbrauchbar, was in Wirklichkeit noch brauchbar ist? Was werfen wir nicht alles weg, was man noch gebrauchen kann? Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft? Einer Gesellschaft, die es darauf angelegt hat, Dinge zu produzieren, die nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Dass das nicht gut ist, wissen wir und dennoch tun wir es.
Bei Gott ist es anders. Gott hat den erwählt, den andere verworfen haben. Er hat Jesus Christus zum Fundament gemacht:
- zum Bau seines Hauses
- zum Bau seiner Gemeinde
- zum Bau seiner Kirche.
So ist die Kirche der Ort, in dem geistliche Opfer dargebracht werden, in Form des Gebetes, des Dankes, des Bekenntnisses, der Diakonie, des Dienstes für andere und der Mission. Für uns gilt heute, dass wir am Glauben und am Bekenntnis festhalten sollen. So heißt es beim Propheten Jesaja;
Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht Jesaja 28,16
Dass das nicht leicht ist, sehen wir bei unseren Brüdern und Schwestern in Mosul, die gerade viel Schweres erleben. Gerade in unserer Zeit merken wir, dass dieser Jesus Christus, der für uns Eckstein des Glaubens ist, für viele andere ein „Stein des Anstoßes“ ist.
Auf dem Fundament Jesus Christus baut Gott seine Kirche. Und wir sind als die lebendigen Steine Teil dieser Kirche. Dazu hat uns Gott erwählt. Zeichen dieser Erwählung ist unsere Taufe. Sie ist ein inneres Zeichen der Erwählung – Gott sagt ja zu mir – wie es auch der Wochenspruch ausdrückt:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. (Jes 43, 1)
Die Taufe ist sogleich auch ein äußeres Zeichen der Erwählung: Ich sage ja zu Gott und zu seiner Gemeinde. Ich bekenne mich zu ihm. Ich gehöre zur Gemeinde Jesu Christi. Eben hier zur Gemeinde in Reinsdorf (Fraureuth). Und jetzt sind wir gesandt, als seine Auserwählten diese Botschaft zu den Menschen zu tragen. Wir sind erwählt von den großen Wundertaten Gottes zu sprechen. Sie den Menschen zu Gehör zu bringen. Als Auserwählte Gottes dürfen wir die Freundlichkeit Gottes nicht für uns behalten. Sondern haben die Milch des guten Wortes Gottes zu den anderen bringen.
Amen.