Es ist ja gut, dass man sich bei der Kirche zunehmend mit dem Thema „Kirche im ländlichen Raum“ beschäftigt. Das Magazin 3E hat sogar dafür eine ganze Ausgabe gewidmet. Dabei ist mir aber aufgefallen, dass man ein Bild von einem Dorf zeichnet, welches nur teilweise so stimmt.
Es gibt sie bestimmt in sehr großer Zahl: diese Dörfer, wo die Jugend wegzieht, wo die Abwanderung im großen Stil erfolgt, wo der letzte Laden geschlossen hat, das Bäckerauto oder der Lebensmittelhändler nur noch einmal die Woche kommt. Die Dörfer, die mehr oder weniger aussterben, wo Sozialdienste und die Kirche die Kontaktträger sind.
Ich möchte diesen Beitrag mit einem Zitat von Martin Buber beginnen. Dabei habe ich dieses Zitat nicht aus einem Theologiebuch, sondern aus einem Gartenbuch, welches sich mit gesunden Gemüseanbau beschäftigt:
Ich habe keine Lehre.
Ich zeige nur etwas.
Ich zeige Wirklichkeiten, ich zeige
etwas an der Wirklichkeit,
was nicht oder zuwenig gesehen worden ist.
Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand
und führ‘ ihn zum Fenster.
Ich stoße das Fenster auf
und zeige hinaus.
Dieses Gartenbuch stammt aus der Mitte der Achtziger Jahre. Das Besondere an diesem Gartenbuch ist es plädiert für eine Mischkultur im Gemüsegarten. Dabei wird der Anbau von verschiedenen Gemüsesorten miteinander vermischt, so dass sich diese in ihrem Wuchs gegenseitig ergänzen. Natürlich gibt es auch so etwas wie ungünstige Nachbarschaften, so vertragen sich z.B. Bohnen und Zwiebeln nicht miteinander.
Ein paar Bilder von Kirchen im Greizer Land. Es ist schon bezaubernd, wie die Kirchen den ländlichen Raum im Vogtland prägen. Sie geben gerade den Dörfern um Greiz ein besonderes Gepräge. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen – egal ob Christ oder Nichtchrist – doch in der Mehrzahl sich für den Erhalt der Kirchen in ihren Orten einsetzen.
Da, wo ich Pfarrer bin, ist der ländliche Raum noch recht dicht besiedelt. Die Infrastruktur ist auch noch intakt. Sicher der strukturelle Wandel hat schon tiefgreifende Veränderungen geschaffen. Die meisten Menschen sind schon lange nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Dennoch wird der ländliche Raum weiterhin als Wohn- und Erholungsraum und damit als Lebensraum von vielen Menschen bevorzugt. Und die Tendenz ist sogar leicht wachsend. Dabei lässt sich aber dennoch nicht übersehen, dass die Bevölkerungszahl in den letzten Jahren grundsätzlich abgenommen hat. Auch und besonders der ländliche Raum war davon betroffen. Gegenwärtig ist die Zahl stagnierend, zumindestens in dem Raum, wo ich jetzt bin, im Thüringer Vogtland. Dabei ist die Bevölkerung in ihrer Struktur überaltert.
So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid.
Epheser 4,1
Berufung
Die Bundestagswahlen 2013 sind gerade vorbei. Noch weiß niemand, wer mit wem kann. Doch für einige Politiker gibt es einschneidende Veränderungen. Sie haben ihr Bundestagsmandat verloren. Vielleicht haben sie sogar vor der Wahl überhaupt nicht damit gerechnet, dass das passieren könnte. Sie haben sich berufen gefühlt Politiker zu sein. Und ehrlich, zu so einem Amt muss man sich berufen fühlen. Denn der, der so ein Amt ernsthaft ausübt, hat es nicht leicht. Neben manchem Schönen, was so ein Amt hat, gibt es erst einmal viel Arbeit. Da reicht kein 12 Stunden-Tag. Und Kritik und Anfeindungen stehen auf der Tagesordnung. Nur das Problem ist, ein dickes Fell, an dem alles abprallt, nützt da nicht. Da muss sachliche und ehrliche Kritik von unsachlicher Kritik und Anfeindung getrennt werden und ernstgenommen werden. Und das ist nicht einfach. Ein echter Politiker zu sein, bedarf einer Berufung. Da kann man sich jetzt gut vorstellen, wie bei manchen die Welt zusammenbricht, wenn das Amt und Mandat verloren geht und man sich eigentlich noch berufen fühlt. Da muss dann wieder ganz von unten angefangen werden.
Es besteht aber auch die Gefahr, dass Politiker Amt und Mandat haben und die Berufung verloren geht. Dann wird Politik nur noch zum Geschäft, zum eigenen Machtstreben, zum eigenen Kalkühl. Dann steht Politik in der Gefahr nicht mehr dem Wohl des Volkes zu dienen.
Es wird eine Geschichte von einem alten Kloster erzählt, welches harte Zeiten durchlebte. Vor langer Zeit hatte es eine große Blütezeit. Doch in Folge von Wellen der anti-monastischen Verfolgung in dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert und der Zunahme des Säkularismus im 19. Jahrhundert hatte es alle seine Filialen verloren und wurde soweit dezimiert, dass nur noch fünf Mönche mit dem verfallenen Stammhaus übrig blieben: der Abt und vier andere Mönche, alle im Alter weit über die siebzig. Offensichtlich war alles zum Sterben verurteilt. Es sah wirklich düster aus.Weit drinnen in den Wäldern rund um das Kloster gab es eine kleine Hütte. Diese nutzte ein Rabbiner aus der Stadt gelegentlich als Einsiedelei. Durch das langjährige Gebet und die Kontemplation konnten die Mönche immer geistlich spüren, wenn der Rabbi in der Einsiedelei war. „Der Rabbi ist in den Wäldern, der Rabbi ist wieder da“, flüsterten sie sich dann untereinander zu.
Vielleicht wird Sie diese Frage etwas verwundern, doch es gibt Gemeinden, da kostet alles, was es in der Gemeinde gibt, immer etwas Geld: die Tasse Kaffee nach dem Gottesdienst, der Kuchen beim Gemeindefest, die Predigt-CD vom letzten Gottesdienst, die Informationsbroschüre über die Gemeinde und über die Kirche, der Gemeindebrief usw.. Sicher kostet die Herstellung der Dinge immer Geld, aber so wie man von den Menschen in der Gemeinde Spenden und Gaben bekommt, muss man dann einfach offen weitergeben können. Die moderne Werbewirtschaft sagt dazu „Giveaways“. Man kann sagen: „Kleine Dinge mit auf den Weg geben“. Das zieht den neuen Besucher der Gemeinde an, denn es zeigt, dass die Gemeinde offen ist.
Früher musste man als Kirche oder als Gemeinde sich wenig Gedanken über Parkplätze im Umfeld der Kirche oder des Gemeindehauses machen. Die Leute kamen entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Kirche. Später waren es wenige Autos, mit denen man zur Kirche fuhr. Da war ein Fußmarsch in die Kirche von einer Stunde nicht so schlimm. Doch heute kommt manche Familie gleich mit zwei, vielleicht sogar mit drei Autos in die Kirche. Mittlerweile ist die Zahl der Autos enorm angestiegen. Es entsteht also das Problem der Parkplätze im Umfeld der Kirchen.
Es ist schon komisch, gerade in der Kirche haben wir einen sehr großen Zugang zu den persönlichen Daten der Menschen. Darum gibt es ja auch das rechtlich gesicherte Seelsorgegeheimnis. Doch auch andere Daten sind uns zugänglich und sehr oft erhalten wir sie von den Menschen auch freiwillig. Einerseits stellt uns das als Gemeinde in eine große Verantwortung auch im Punkto Datenschutz. Auch wenn wir wissen, dass dieser gar nicht so gegeben ist. Doch andererseits müssen wir uns fragen lassen, nutzen wir sie auch richtig für unsere gemeindliche Arbeit?
Ich liebe meine Kirche mit allen ihren Macken und Fehlern.
Ich liebe meine Gemeinden, in denen ich Dienst tue.
Ganz besonders liebe ich die Menschen, die dazugehören.
Andererseits sehe ich die Notwendigkeit der Veränderung in Kirche und Gemeinde.
So wie sich gegenwärtig die Menschen und die Gesellschaft verändern, müssen sich Kirche und Gemeinde verändern. Was sich nicht verändern darf, ist das Evangelium von Jesus Christus und seine Verkündigung. Das muss allgemeingültig bleiben.
Die krisenhafte Situation der Kirche und der Bevölkerungsrückgang als Handlungsanstoß zur Schaffung einer neuen kirchlichen Struktur
Eigentlich befindet sich besonders in Ostdeutschland die Kirche seit mindestens 60 Jahren in der Krise. Vielleicht sogar noch früher, wenn man den Nationalsozialismus mit einbezieht.
Durch die geringen Gehälter für Pfarrer/innen und Mitarbeiter/innen und durch die Unterstützung der westdeutschen Kirche konnte die Krise 40 Jahre verschoben werden. Nichts oder nicht viel wurde bzw. konnte dagegen getan werden.
Spätestens seit der Wende trifft die Krise nun voll die Kirche im Osten. Das heißt also seit 23 Jahren. Seit 23 Jahren betreiben wir immer noch einen abgefederten Rückbau. Wir versuchen es mit Umstrukturierungsmaßnahmen, Zusammenlegung von Gemeinden, Regionalisierung usw.
Als ich vor etwa 20 Jahren in der damaligen Altenburger Kreissynode (ohne den damals noch existierenden Kirchenkreis Schmölln) mit einer Mindmap zur Strukturreform auftauchte, um Pfarrstellen einzusparen, da gab es einen Aufschrei. Heute ist diese Mindmap längst überholt. Vielmehr wurde dort eingespart.
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