(c) sxc.hu/Marzie
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Es klingt vielleicht wie eine Binsenweisheit, aber man muss es sich immer wieder einmal bewusst machen, denn im Alltag erlebt man es ja auch so. Als Pfarrer ist man selbst verletzbar. Man ist keine Maschine, kein Roboter, welcher keine Gefühle hat. Man bringt in seinen Dienst seine Gefühle und Empfindungen mit hinein. Man kann sie nicht abschalten. Das ist gut so. Denn wer Liebe predigt, sollte auch Liebe üben. Selbst Jesus hat Tränen vergossen (z.B. Johannes 11,35).

In der Seelsorge begegnen uns Menschen mit ihren kleinen und großen Schicksalsschlägen. Manchmal sind es kleine Sachen, die aber für sie selbst große Belastungen sind. Als Seelsorger müssen wir den anderen, mit jeder Sache ganz ernst nehmen. Doch dann fallen uns unsere eigenen Schicksalsschläge ein. Am liebsten würden wir jetzt den anderen anbrüllen und zu ihm sagen: „Was du mir da erzählst, das sind Peanuts gegenüber dem, was ich selber in meinem Leben durchgemacht habe. Höre es dir erst einmal an. Dann wirst du ganz schnell ruhig sein.“ Doch das können wir nicht. Da stehen wir jetzt mit unseren alten Wunden und mit unserem Schmerz ganz allein da. Etwas, was in unserem Dienst viel zu sehr vernachlässigt wird, ist die Seelsorge am Seelsorger.

Aber auch allgemein im Dienst als Pfarrer begegnen uns Verletzungen. Zum einen durch ungerechtfertigte Kritik in der Gemeinde. Da wird man für Sachen kritisiert auf die man kein Einfluss hat oder die Kritik eines Einzelnen wird gleich verallgemeinert. Manchmal wird man in die Grabenkämpfe innerhalb der Gemeinde hineingezogen und ist am Ende der auf dem dann alles abgeladen wird, der dumme Dritte. Ich kann es so schreiben, weil es dem Apostel Paulus bei den Korinthern fast so ergangen ist. Jeder reagiert nun auf solche Situationen ganz unterschiedlich. Der eine macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und reagiert direkt darauf. Der andere reagiert äußerlich cool, aber innerlich ist er am Boden zerstört. Früher gab es mal das geflügelte Wort: „Jetzt gehe ich mal eine Runde Holz hacken.“ Also durch körperliche Arbeit den aufgestauten Frust abreagieren. Für den Moment und in einzelnen Situationen ist das sicher hilfreich.

Doch wenn das aber als Dauerzustand bestehen bleibt, dann wird man hart und zynisch, oder man geht kaputt.

Hat man schon einmal Situation im Dienst durchlebt, bei denen man verletzt wurde, da reicht manchmal nur ein Stichwort oder ein Händedruck, dass diese wieder in einem aufleben. Dann entstehen Ängste, dass wir diese Situationen wieder erleben und durchleben. Die alten Wunden werden aufgerissen, weil sie nicht ausgeheilt sind. Wer hat wirklich Zeit in seinem Dienst dafür, alte Wunden ausheilen zu lassen. Da sind sie wieder da, die Ängste vor dem Versagen und dem Fehler machen. Wobei Fehler zum Leben dazu gehören, wer keine Fehler macht, der macht nichts.

Dazu kommt, dass viele Pfarrer sich nicht die Zeit nehmen, wenigstens an ihrem einen freien Tag, „dem Pfarrersonntag“ zu erholen. Damit ist das Burnout vorprogrammiert. Und in Deutschland leidet jeder 2. Pfarrer an Burnout bzw. steht in der Gefahr es zu bekommen.

Das wird mittlerweile erkannt und darum gibt es auch verschiedene Schulungs- und Betreuungsangebote. Zur geistlichen Erholung gibt es Einkehrhäuser für Pfarrerinnen und Pfarrer, dann gibt es diverse Schulungsangebote, wie das Summer Sabbatical der IEEG Greifswald usw.

Es geht hier nicht um eine geistliche Nabelschau für Pfarrer, sondern um ein Fitsein für sich selbst, für seine Familie, für die Gemeinde und für den Dienst.

Es ist also nicht etwa so, dass ich das ´alles` schon erreicht hätte und schon am Ziel wäre. Aber ich setze alles daran, ans Ziel zu kommen und von diesen Dingen Besitz zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat. Geschwister, ich bilde mir nicht ein, das Ziel schon erreicht zu haben. Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt, und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen – den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat.

Philipper 3,12-14

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