Die Bibel in gerechter Sprache und ihre Chancen sich durchzusetzen

Ich habe sie mir gekauft – die Bibel in gerechter Sprache. Nicht weil ich sie für gut finde, sondern weil ich über sie reden will, und eben nicht nur durch das Hörensagen Dritter. Ich gebe gleich zu, dass ich nicht für sie bin.

Als erstes regt mich schon einmal ihr Titel auf: „Bibel in gerechter Sprache“. Der Anspruch ist so übergroß, dass er schon im Ansatz scheitert. Denn es gibt sie nicht, die gerechte Sprache.  Sprache ist spätestens seit dem Turmbau von Babel immer etwas, was auch Menschen ausgrenzt, weil sie nicht von allen verstanden wird. Sie ist und bleibt Stückwerk. Daher birgt sie immer in sich Ungerechtigkeit.

Als zweites sehe ich, dass die Bibel in gerechter Sprache ein Kunstprodukt von einigen Theologinnen und Theologen ist, die sich sicher dabei sehr viel Mühe gegeben haben. Aber sie haben eins nicht getan. Sie haben nicht, wie Luther es ausdrückt „dem Volk aufs Maul geschaut“. Dagegen tut das zum Beispiel die Volxbibel, die auch nicht mit dem Ansatz gerecht auftritt, sondern versucht in der Sprache der Jugend, denen das Evangelium nahe zu bringen. Sie tritt aber nicht mit dem Anspruch auf Studien- oder Gottesdienstbibel zu werden.

Als drittes sehe ich, dass die Bibel in gerechter Sprache kultur- und gesellschaftsgeschichtlich noch ein Kind der Moderne ist. Ich sehe sie als ein letzter Versuch, die Moderne mit ihrer Befreiungstheologie und feministischen Theologie zu konservieren. Sie ist retroperspektiv – sie sieht nicht nach vorn und nimmt nicht die gesellschaftlichen Veränderungen wahr.

Nun ist das sicher nicht die Aufgabe der Bibel sich den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen, aber genauso ist es nicht gut die Bibel mit theologischen Filter zu lesen und sie dann für theologische Strömungen zu missbrauchen.

So sehe ich gerade deswegen für die Bibel in gerechter Sprache keine große Chance eine der große deutschen Bibelübersetzungen werden. Sie wird für eine Gruppe von Christen eine gewisse Rolle spielen. Aber für das allgemeine gottesdienstliche Leben wird sie kaum etwas austragen, auch wenn es diesbezüglich schon weitere Versuche gibt.

Es ist gut, dass es die verschiedensten deutschsprachigen Ãœbersetzungen gibt, weil sie unterschiedliche Menschen erreichen. Aber ich denke, dass die Einheitsübersetzung und die Lutherbibel die deutschen Hauptübersetzungen bleiben. Einzig die „Hoffnung für Alle“ wird gerade bei vielen jungen Menschen gelesen.

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