„Kirche auf dem Lande sollte Kirche in der Fläche bleiben – mit unterschiedlichen Akzenten und Modellen und Lebensformen der Gemeinde.“
Es ist sicher ein leichteres zu sagen: „Wir konzentrieren alle unsere kirchlichen Aktivitäten auf bestimmte Hauptorte und bieten dort ein attraktives Programm an.“ Das wäre vielleicht die logische Schlussfolgerung aus allen Strukturanpassungsmaßnahmen und Personaleinsparungen, die man bei der Kirche auf Grund der demoskopischen Entwicklung in der Fläche und auf Grund von Finanzentwicklungen macht. Das wäre auch die Logik jedes real denkenden Wirtschaftsunternehmens. Doch so funktioniert Kirche und Gemeinde nicht und gleich gar nicht auf dem Lande.
Weil Kirche generell etwas mit Menschen zu tun hat, mit ihren Lebens- und Glaubensvollzügen, und das an den Orten, wo sie leben. Darum ist der Kirchturm im kleinsten Dorf so wichtig, auch wenn er manchmal kaum zu unterhalten ist.
Darum stellt sich für uns nicht die Frage, ob Kirche in der Fläche präsent bleiben kann, sondern viel mehr wie sie in der Fläche präsent bleiben kann. Dabei wissen wir auch, dass die Überdehnung des Pfarrbereichs und die damit verbundene sonntägliche Nomadenwanderung des Pfarrers oder der Pfarrerin auch ihre Grenzen haben. Auch eine Überstrapazierung von Ehrenamtlichen ist nicht gerade die Lösung.
Sehr oft gibt es ja auch noch strukturelle Probleme infolge von willkürlicher Zusammenlegung von Gemeinden zu Pfarrbereichen ohne Rücksicht auf gewachsene Lebensbezüge der Menschen, wie zum Beispiel Schulbereiche oder kommunale Verwaltungsgemeinschaften oder im Osten die Bereiche von Agrargenossenschaften.
Wie kann nun Kirche auf dem Lande in der Fläche bleiben?
- Erst einmal muss die kirchliche Struktur und Verwaltung sich noch weiter verschlanken, besonders vor Ort.
- Kirchrechnungsmodalitäten müssen entschieden vereinfacht werden z.B. einfache Einnahme-Ausgabe-Rechnung.
- Die Bildung von Minigemeinden mit 2 Kirchenältesten halte ich für sinnvoll. Sehr oft erlebe ich, dass in einem Ort ein oder zwei Familien das kirchliche Leben aufrechterhalten.
- Gemeindliches Leben auch ohne Präsenz von Hauptamtlichen fördern.
- Gottesdienstliche Modelle für Ehrenamtliche
- Haus- Bibel- und Gesprächskreisarbeit fördern
- Örtliche Kinder- und Jugendarbeit – eigene Modelle finden
- Nutzung kirchlicher Räume auch durch Dritte ermöglichen.
- Sich auch auf Ungewohntes oder Neues einlassen, selbst mit der Gefahr des Scheiterns.
- Verbesserung der Kommunikation vor Ort.
- Verbesserte Vermittlung der Angebote untereinander (Kirchenkreisblatt, Internet usw.)
- und weiteres.
Es braucht einerseits sicher auch die Leuchttürme in der Region. Doch wichtig sind auf dem Weg der Gemeinde auch die vielen kleinen Lichter die da vor Ort geschehen.
Es gilt immer:
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Psalm 119,105